Idar-Oberstein/Sri Lanka
Mit Spenden aus der Region ein blühendes Dorf aufgebaut

Idar-Oberstein/Sri Lanka. Genau zehn Jahre ist es am zweiten Weihnachtstag her, dass eine der furchtbarsten Naturkatastrophen der Neuzeit über die Bewohner der Küstenregionen Südostasiens hereinbrach:

Von unserem Reporter Jörg Staiber

Der Tsunami im Jahr 2004 kostete rund 230.000 Menschen das Leben und hinterließ unvorstellbare Verwüstungen in 14 Ländern. Zu den am stärksten betroffenen Regionen gehört die Ostküste Sri Lankas, wo es allein 45.000 Tote gab.

Auch ein kleines Fischerdorf in der Nähe der Küstenstadt Tagalle an der Südostspitze der Insel wurde völlig zerstört. Durch das Engagement des in Idar-Oberstein lebenden Edelsteinhändlers Rohan Serasinghe, mit Unterstützung der Rhein-Zeitungs-Aktion HELFT UNS LEBEN und vor allem aber mit Hilfe zahlreicher Spenden aus dem Landkreis Birkenfeld konnte den rund 400 Dorfbewohnern ein neues Zuhause geschaffen werden, das aus Dankbarkeit für die Hilfe den Namen „Little Idar-Oberstein“ bekam.

Rund 240.000 Euro sammelte Serasinghe für seine Landsleute, entstanden sind damit 57 Einfamilienhäuser und ein Dorfgemeinschaftshaus. „Ursprünglich wollten wir 100 Häuser bauen, aber nach dem Tsunami sind die Preise für Baumaterialien förmlich explodiert, teilweise sind sie auf das Zehnfache angestiegen“, berichtet Serasinghe. Rund 60 Quadratmeter ist jedes der Häuser groß, es hat Küche, Bad, Wohnzimmer und zwei Schlafzimmer. Zwischen sieben und zehn Personen wohnen in der Regel in jedem Haus, neben den Eltern und Kindern meist auch die Großeltern.

„Die Menschen haben hier eine neue Heimat gefunden“, freut sich Serasinghe. In den vergangenen zehn Jahren hat sich der Ort in eine grüne Oase verwandelt, zu jedem Haus gehören rund 1000 Quadratmeter Land und auf dem fruchtbaren Boden können die Bewohner fast ihren gesamten Nahrungsbedarf durch Eigenanbau decken, es wachsen sogar Mangos und Bananen. „Hinzu kommt noch der Fisch aus dem Meer, sodass nur der Reis zugekauft werden muss“, erläutert Serasinghe. Außerdem wurden Bäume gepflanzt und eine Plantage mit Kokospalmen angelegt.

Drei Kilometer Sicherheitsabstand hat „Little Idar-Oberstein“ zum Strand – das ist eine der Lehren aus der schrecklichen Katastrophe. Für die Fischer aus dem Dorf, von denen die meisten inzwischen wieder ein Boot besitzen, ist der Weg zur Arbeit länger geworden. Aber etliche der rund 400 Dorfbewohner haben sich inzwischen eine neue Existenz aufgebaut, finanziert auch durch die staatlichen Beihilfen für die Tsunamiopfer.

Eine ganze Reihe sind selbstständige Fahrer eines Tuk Tuk, einer dreirädrigen Autorikscha, geworden, mit der auf Sri Lanka ein großer Teil des Transportwesens abgewickelt wird. Zahlreiche Dorfbewohner haben eine Arbeit im 27 Kilometer entfernten, von Chinesen erbauten Seehafen Hambanthoda gefunden. Ebenso ist als traditionelle Heimarbeit das Herstellen von Seilen aus Kokosfaser weit verbreitet. Viele Frauen arbeiten auch als Haushaltshilfen in Saudi-Arabien und unterstützen so ihre Familien.

„Alle Kinder aus dem Dorf gehen zur Schule, das ist sehr wichtig für ihre Zukunft“, weiß Serasinghe, der dreimal im Jahr nach Sri Lanka reist, weiter zu berichten. Bleibt zu hoffen, dass das schöne und fruchtbare Land, das zudem einen großen Reichtum an Rubinen, Saphiren, Topasen und Spinellen besitzt, ihnen eine solche Zukunft bieten kann. Ein wichtiger Schritt wurde vor fünf Jahren mit der Beendigung des langjährigen Bürgerkriegs zwischen Tamilen und Singhalesen getan, allerdings wird der jetzigen, demokratisch gewählten Regierung vorgeworfen, zunehmend autoritärer zu herrschen.

In einem Dossier haben wir eindrucksvolle Videos und Bilder zur Katastrophe zusammengefasst.

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