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Medienexperte: „Fußballübertragungen sind unwürdig!“

Ein Fußball-Museum wäre ein möglicher Ausweg.

dpa/jo (montiert)

Karlsruhe - Das musste mal gesagt werden: Mehr Menschen besuchen ein Museum als ein Fußballstadion! Das glaubt jedenfalls der Karlsruher Medienwissenschaftler Peter Weibel. Er bezeichnet Spielübertragungen im TV als unwürdig. "Das ist ein durch Werbung höchst gedopter Sport, der sich von seinen Wurzeln längst entfremdet hat", sgte er der Nachrichtenagentur dpa. „Solche Sendungen dürften die öffentlich-rechtlichen Sender nicht zeigen.“

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Karlsruhe – Fußballübertragungen im Fernsehen bezeichnet der Karlsruher Medienwissenschaftler Peter Weibel als unwürdig. „Das ist ein durch Werbung höchst gedopter Sport, der sich von seinen Wurzeln längst entfremdet hat“, sagte der Leiter des Zentrums für Kunst und Medientechnologie (ZKM) der Nachrichtenagentur dpa. „Solche Sendungen dürften die öffentlich-rechtlichen Sender nicht zeigen.“

Die Fußballer lebten nicht mehr von ihren Leistungen auf dem Platz, sondern von dem Medienrummel abseits des Spielfeldes. „Sie müssen zu Diven werden, die durch ihre Exzesse oder ihre Partnerinnen auffallen“, sagte Weibel. David Beckham sei der Vorreiter dieser Entwicklung gewesen. „Inzwischen sind die Spielerfrauen fast interessanten als das, was auf dem Rasen passiert.“ Beim Wunder von Bern 1954 habe sich niemand dafür interessiert, mit wem Fritz Walter und Co. liiert waren. „Damals mussten die Spieler auch noch keine Models heiraten.“

Heute seien Fußballübertragungen eine einzige Werbeveranstaltung, angefangen von den Leibchen der Spieler über die Bandenwerbung bis zu den Werbeeinblendungen in der Halbzeitpause. „Da geht es nur ums Geld und nicht um das Interesse der Öffentlichkeit.“

Neue Zahlen belegten, dass jede Woche mehr Menschen ein Museum besuchten als ein Stadion. „Wenn es um das öffentliche Interesse ginge, dann müsste jeden Samstag die Ausstellungseröffnung eines Museums übertragen werden.“ Aber Kultur werde nicht wertgeschätzt. Dies liege nicht zuletzt daran, dass sich dadurch nur schwer ein Werbemarkt erschließen lasse.

Ingo Senft-Werner (dpa)

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