Internationaler Tag der Katze: Die leisen Jäger sind in den Tiefen des Westerwaldes zu Hause
Wildkatze ist scheu, aber beobachtet genau: Internationaler Tag der Katze- leise Jäger
Eine erwachsene Wildkatze ist stets achtsam und unter anderem an ihrem buschigen Schwanz von einer Hauskatze zu unterscheiden. In ungestörten Waldbereichen des Westerwalds kommt sie in recht hoher Zahl vor. Fotos: Harry Neumann, Naturschutzinitiative
Harry Neumann, Naturschutzinitia

Ohnehin sind sie nicht oft zu erblicken, die Wildkatzen, und wenn doch, so werden sie leicht mit ihren häuslichen Verwandten oder solchen, die sich ausgewildert haben, verwechselt. Ganz besonders der Fund „niedlicher Tigerkätzchen“ kann schon mal verleiten, Jungtiere anzufassen oder sie womöglich adoptieren zu wollen, wenn die Mutter gerade auf Futtersuche ist.

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Ganz besonders bei den Jungtieren ist nicht unmittelbar zu erkennen, ob es sich um Hauskatzen oder Wildkatzen handelt, erst ausgewachsen wird der Unterschied der Wildtiere zu ihren häuslichen Verwandten klarer: Eine deutlich kräftigere Erscheinungsform weisen die Wildtiere auf. Anders als die zutraulicheren Haus- oder verwilderten Hauskatzen sind Wildkatzen zudem sehr scheu und lassen sich auch nicht zähmen.

Population trotz der Waldverluste konstant

„Sie sind schwer zu entdecken“, so Gabriele Neumann von der Naturschutzinitiative, die seit Langem schon von den scheuen Tieren fasziniert ist, wie sie berichtet. „Das macht es auch so schwer, ihren Bestand zu zählen.“ Inzwischen gebe es die Wildtiere flächendeckend im Westerwald, nachdem man sie im 19. Jahrhundert als gefährliches Raubtier gejagt hatte. Möglicherweise sei dies mit ein Grund für ihre Scheu, so die Tierschützerin. Doch sei die Wildkatze auch ein hoch spezialisierter Jäger, was ihre zurückgezogene Lebensweise und den hohen Bedarf an Aktionsradius begründe.

Es überrasche allerdings, dass die Population der Tiere, die im Westerwald ein Kerngebiet um die Montabaurer Höhe habe, mit den dramatischen Baumverlusten der vergangenen Jahre nicht dezimiert worden sei, sondern sich stabilisiert habe: Denn „die Tiere benötigen vor allem die Strauchschicht zum Jagen und für die Aufzucht ihres Nachwuchses“, erklärt Neumann, so fänden sie derzeit gute Lebensbedingungen und profitierten auf den Windwurfflächen von zahlreichen Verstecken wie Gebüschen, Baumwurzelgeflechten, Felsen und von Lichtungen in den Wäldern, sowie zum Jagen von Waldrändern mit Buschwerk.

Gemeinsame Vorfahren, unterschiedliche Entwicklungen

Hauskatze und Wildkatze haben gemeinsame Vorfahren, doch unterscheiden sie sich genetisch, denn beide sind auf unterschiedlichen Wegen vor etwa 300.000 bis 500.000 Jahren nach Europa gekommen. Während die Europäische Wildkatze aus dem asiatischen Raum nach Europa vorgedrungen ist, ging die Hauskatze aus ihren Vorfahren Wildkatze, der Falbkatze – einer in afrikanischem Raum beheimateten Art –, und der Steppenkatze aus dem asiatisch-europäischen Raum hervor. Durch Überschneidungen bei Paarungen entstand etwa im 8. Jahrtausend vor Christus die vom Menschen domestizierte Form, die heute eine eigene Linie bildet.

Dennoch können sich Haus- und Wildkatze paaren und Nachkommen zeugen. Der Wildkatzenbestand in Deutschland wird zurzeit auf etwa 5000 bis 8000 Tiere geschätzt. Demgegenüber stehen über 16,7 Millionen Haus-, Hof- und Feldkatzen, was eine Bedrohung für die Population bedeute, so Neumann: Denn die hiesigen Wildkatzen seien derzeit die genetisch reinste Population im europäischen Raum. Wildkatzen suchen den Rückzug in naturnahe und störungsarme Waldgebiete. Eine Hybridisierung könnte das Erbgut der streng geschützten Europäischen Wildkatze gefährden und eine evolutionäre Veränderung der hier heimischen wilden Art durch Gene von Hauskatzen bewirken.

Gabriele Neumann ist aus der Leidenschaft für Katzen heraus zur Wildkatzenfachfrau geworden.
Harry Neumann, Naturschutzinitia

Dass die im Westerwald derzeit unter guten Bedingungen lebenden Wildkatzen dennoch gefährdet sind, darin sind sich die Naturschutzverbände einig, denn ihr Lebensraum verringere sich und werde von Straßen, Schienen und Schneisen durchschnitten, wie sie beispielsweise auch beim Bau von Windkraftanlagen in Waldgelände entstehen könnten. Eine Verinselung der Biotope bewirkten vor allem größere Bundesstraßen, sie würden zur Todesfalle für die Tiere, wenn sie versuchten, Straßen wie die B 49 nächtens zu überqueren, so Neumann. Jedes Jahr würden 10 Prozent der Wildkatzenpopulation auf diese Weise verenden.

Die Naturschutzinitiative versuche deshalb mit dem Landesbetrieb Mobilität (LBM) zusammenzuarbeiten, beispielsweise beim Ausbau der B 414. Straßenunterführungen oder Grünbrücken seien dabei nur zwei der Möglichkeiten, um im Interessenskonflikt zwischen Verkehr und Naturschutz Lösungen zu suchen. Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg vermute aufgrund von Beobachtungen, dass zudem sowohl Ausweichen als auch Ausbreitung in menschennahe Räume aufgrund der Fragmentierung und fehlenden Vernetzung der Landschaft zur Hybridisierung der Wildkatzen führten, indem sich die Tiere mit vermehrt verfügbaren domestizierten Partnern verpaarten.

Melden von Wildkatzenbeobachtungen:

wildkatze@naturschutz-initiative.de oder

wildkatze@bund-rlp.de

Wie unterscheiden sich Wildkatze und Hauskatze?

Fellfarbe und Muster - Wildkatze: grau mit kremgelbem bis ockerfarbigem Ton, weißer Kehlfleck, deutlich abgeschwächte, verwischte Zeichnung – Hauskatze: glänzend, große Variabilität, meist kräftig durchgezeichnet.

Körperbau – Wildkatze: plumper wirkend, da langhaarig, Läufe dick – Hauskatze: schlanker wirkend, da kurzhaarig, Läufe dünner.

Kopf: – Wildkatze: Kopfform wuchtig, breite Schnauzenform, Schnurr- und Tasthaare weiß, kräftig ausgebildet, heller Nasenspiegel, Ohren klein wirkend, da längeres Kopfhaar – Hauskatze: zarte, schlanke Schnauzenregion, Tasthaare schwächer ausgebildet, zuweilen hornfarben, dunklerer Nasenspiegel, groß wirkend, da kürzeres Kopfhaar.

Schwanz: – Wildkatze: stumpfendig, stark buschig, über 50 Prozent der Körperlänge – Hauskatze: kurzhaarig, spitzendig, bis 50 Prozent der Körperlänge

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