Baustelle Richtung Neuhäusel
Warum die L309 bei Hillscheid immer noch gesperrt ist
Die Straße ist gesperrt, eine Plattform für den Kran ist vor der Wassergrube geschaffen worden.
Birgit Piehler

Seit November ist die L309 zwischen HIllscheid und Neuhäusel für den Verkehr voll gesperrt, Anwohner warten auf die Öffnung der Verbindungsstraße und sehen vermeintlich keine Fortschritte der Sanierungsarbeiten. Doch es tut sich was. 

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Ungeduldig schauen die von der Straßensperrung betroffenen Hillscheider und viele Neuhäuseler darauf, wann ihre Verbindungsstraße wieder für den Alltag nutzbar sein wird. Verständlich, denn die ausgewiesenen Umleitungen sind weitläufig: einerseits über Höhr-Grenzhausen und Horressen, andererseits über Vallendar und Ehrenbreitstein. Aber: Wer quer durch möchte, muss Wanderschuhe benutzen. Doch nun geht es nach monatelangen – auch koordinativen – Vorbereitungen sichtbar voran mit den Bauarbeiten,

Seit November ist die L309 zwischen HIllscheid und Neuhäusel für den Verkehr voll gesperrt. Der eine oder die andere, die bei einem Spaziergang ein Blick auf den 1370 Meter langen Bauabschnitt warf, wunderte sich über wenig sichtbare Fortschritte. Projektingenieurin Annett Engwicht vom Landesbetrieb Mobilität in Diez (LBM) erklärt unserer Zeitung bei der Begehung der Baustelle: Bereits nach der Sperrung der Straße im November vergangenen Jahres seien vorbereitende Arbeiten für die Instandsetzung des Abschnitts durchgeführt worden.

Vielerlei Zuständigkeiten

Die Forstwirtschaft habe entlang des Streckenabschnitts und darüber hinaus Baumfällarbeiten nahe der Straße durchgeführt. Dies diene nicht nur der Sicherheit, auch sei der Lichteinfall in der Kurve, über die auch die Brücke über den Kalterbach verläuft, nun verbessert, so Engwicht. Und die Bauwerke hatten Gelegenheit zu trocknen. Zudem habe man im oberen Abschnitt der Straße, oberhalb der Hanglage zum Grundstück Hüttenmühle, die Hangsanierung mit Erdbeton zur Stabilisierung der Straße vorangebracht, erläutert die Expertin.

Es gehe jetzt zügig voran, sagt Annett Engwicht. Doch alles in allem dauere so ein Projekt seine Zeit, ehe mit allen zuständigen Beteiligten und Behörden Einvernehmen hergestellt werden konnte, berichtet die Ingenieurin weiter. Außerdem gebe es hohe Auflagen für den Ersatzneubau der Brücke, die unmittelbar an ein Naturschutzgebiet grenze. Der LBM habe nach mehrjähriger Verfahrensdauer (Vermessungsarbeiten, Bodenerkundungen, Entwurfserstellung, landespflegerische Zuarbeiten, Planfeststellung und Abstellung) das Baurecht erhalten.

Der Kalterbach ist aufgestaut und wird durch die Rohre über die nicht mehr vorhandene Straße geführt, Wasser hat sich im Bereich der Grube angesammelt. Hier kommt eine Betonauskleidung mit Überweg für Amphibien und Kleintiere hinein - und Gestein aus dem Bachbett.
Birgit Piehler

Derzeit blickt man an der Stelle, an der bislang die alte Brücke die Straßenführung leitete, auf eine große, mit Wasser gefüllte Baugrube. Die Brücke (Baujahr 1935, erweitert 1964) war nicht mehr zu sanieren, weshalb sie erneuert werden müsse, erklärt Andreas Scheuer, Fachteamleiter für den Brückenbau. Am oberen Rand der Grube entlang wird der neben dem Straßenverlauf aufgestaute Kalterbach durch zwei Abflussrohre und ein Überlaufrohr auf die andere Straßenseite geleitet, denn in die Grube werden zeitnahe mit einem großen Kran 9 bis 19 Tonnen schwere Betonbauteile in das Bachbett verlegt. Etwas oberhalb entlang des Wasserlaufes führen dann zudem Bermen, die sowohl Amphibien, als auch andere Kleintieren unter der Straße entlang leiten sollen. Eine Fläche für die Aufstellung des Krans wurde bereits vor Ort geschaffen.

Die Straße werde bei der Wiederherstellung in der Kurve etwas verbreitert, um den Verkehrsfluss zu erleichtern, erläutern die beiden LBM-Mitarbeiter. Beidseitig der Straße werde im Kurvenbereich, wo die Amphibienwanderung stattfindet, ein Amphibienschutzsystem installiert, das mit Leitbarrieren die Tiere in den Durchgang zur anderen Straßenseite leite. Zukünftig müssten hier auch keine Amphibienleitzäune mehr aufgestellt werden, was zudem personell von dem alljährlichen Auf- und Abbau entlaste. Bereits gestartet sei nun auch oberhalb der Brücke, auf der Neuhäuseler Seite, die Fertigstellung des Unterbaus und der Randsicherung für die Straße, sowie dem Anlegen von Abflussrinnen entlang des Seitenrandes der Straße, sodass nur noch die Asphaltdecke aufgebracht werden muss.

Ende August voraussichtlich fertig

„Es ist nicht in allen zwölf Monaten des Jahres Bauarbeiten möglich“. Es müsse bei einem solchen Projekt auf die Natur Rücksicht genommen werden – auf die Lebensgewohnheiten der Tiere, und auf die Vegetation. So darf nur zwischen Oktober und Februar abgeholzt werden. Ebenso spiele das Wetter eine Rolle. Erfüllt werden müssen entsprechende Naturschutzauflagen, und dazu gebe es viel zu beachten, denn verschiedene Tierarten – Fischarten, Kleintiere, Fledermäuse und Vögel – leben auf dem Streckenabschnitt. Zum Einsetzen der Betonelemente müssten die Fische auf dem Abschnitt mithilfe des Elektrofischens umgesetzt werden.

„Die Zeitfenster sind hart erkämpft“, in denen man bauen kann, sagt Engwicht. Schließlich hänge die Durchführung der Baumaßnahmen an der Abstimmung mit den verschiedenen Dienststellen der Baulastträger und weiteren Beteiligten sowie deren kurzfristigen Einsatzkapazitäten.

Der Kalterbach ist aufgestaut und wird durch die Rohre über die nicht mehr vorhandene Straße geführt, Wasser hat sich im Bereich der Grube angesammelt, hier kommt eine Betonauskleidung mit Überweg für Amphibien und Kleintiere hinein und Gestein aus dem Bachbett.
Birgit Piehler

Insgesamt müsse in der Region die Planung jedes Projekts zeitlich mit Straßensperrungen anderer Baumaßnahmen in Einklang gebracht werden, ergänzen Engwicht und Scheuer, sodass Bürger stets noch intakte Wegstrecken nutzen können. Wenn dann Bürger klagen, dass es so viele Baustellen gebe, so Scheuer augenzwinkernd, so zeige das aber auch, dass viel an den Straßen gearbeitet werde. Ende August sollen die Baumaßnahmen dann, wie bereits vor einiger Zeit mitgeteilt, abgeschlossen und die Straße wieder befahrbar sein.

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