Zwar wurden in diesem Jahr nicht ganz so große Brötchen wie im vergangenen Jahr gebacken, doch haben die Jungforscher teils spannende, teils kreative Ideen umgesetzt. Grund dafür war, dass eine Reihe jüngerer Schüler in die Fußstapfen ihrer im Vorjahr sehr erfolgreichen Vorgänger getreten sind.
Gerade die Jüngsten konnten zeigen, dass eine Reihe an Ansätzen mit Potenzial aus den Ideen hervorgegangen ist: Am erfolgreichsten platzierten sich Emilia Diel (13 Jahre) aus Diez und Michelle Holzbach (14 Jahre) aus Eschelbach. Sie schafften es, sich mit ihrer Idee „Energie nutzen und Handy beim Fahrradfahren aufladen“ für die nächste Runde im Wettbewerb zu qualifizieren.
Theorie hinter der Praxis
„Wir wussten gar nicht, wie viel Theorie dahintersteckt“, sagen die Achtklässlerinnen, und meinen ihren Versuchsaufbau zur Entwicklung eines Gleichrichters für einen Fahrraddynamo – der durch die Bewegung erzeugte Energie aufnehmen kann und ergänzt wird durch ein Solarpanel als weiterer Energiequelle am Fahrrad – der den über zwei Spannungsarten erzeugten Strom zusammenführt und für das Aufladen eines Handys nutzbar ist. „Das Problem war“, so Michelle, „dass der Dynamo Wechselstrom und das Solarpanel Gleichstrom erzeugt.“
Ihre Versuche, die zunächst nicht zu den erwarteten Erfolgen führten, zeigten jedoch interessante Ergebnisse und wiesen Anregungen für die Weiterentwicklung auf, sodass sie die nächste Runde im Wettbewerb erreichten und zum Finale der Wettbewerbsrunde nach Ingelheim bei der Firma Boehringer fahren durften. Dafür und für die frühzeitige Aneignung der Kenntnisse, schon vor der entsprechenden Klassenstufe, sowie für ihr Durchhaltevermögen erhielten sie einem Sonderpreis in Form eines Experimentierkastens.
Ebenfalls erfolgreich stellte Livia Meuer (17 Jahre) aus Nentershausen ihre weitergeführten Untersuchungen zu Plastikmüll fressenden Schimmelpilzkulturen von Paestalotiopsis microspora vor. Sie hatte das Projekt, das sie im Vorjahr bei „Jugend forscht“ bereits vorgestellt hatte, mit weiteren Versuchen zu neuen Erkenntnissen gebracht. Unter Verwendung von selbst hergestelltem Nährmedium für die Pilzkulturen hatte die Elftklässlerin verschiedene Plastiksorten in den Agar eingearbeitet und die Reaktion der bevorzugt PU (Polyurethan)-fressenden Mikroorganismen darauf überprüft.
Livia erreichte damit den zweiten Platz in ihrer Kategorie sowie einen Sonderpreis für hervorragende Leistungen von den Frauen des Zonta-Clubs Koblenz. Die Schülerin, die durch das Projekt im Rahmen ihrer beruflichen Wünsche einen ersten Eindruck in wissenschaftliches Arbeiten gewinnen konnte, wird das Thema in einer Facharbeit aufgreifen.
Auch Miriam Becker (15 Jahre) aus Berod beschäftigte sich in der Sparte Technik mit einem physikalischen Ansatz zum Thema Nachhaltigkeit und stellte – hochaktuell – Überlegungen an, wie eine kostengünstige Batterie aussehen könnte, die in Verbindung mit Solarzellen dauerhaft Energie speichern kann. Miriam blieb jedoch in ihrem Ansatz stecken, benötigte für die Weiterführung Zeit. Dennoch gefiel der Jury dieser Ansatz, den sie mit einem Sonderpreis für Qualitätssicherung durch zerstörungsfreie Prüfung belohnte.
Ein altbekanntes Thema griffen dagegen Evelyn Spitz aus Untershausen und Dana Ludorf aus Eppenrod (beide 16) auf. Sie widmeten sich der Frage, die schon Generationen zuvor – zum Ärger des einen oder anderen Lehrers – immer wieder beschäftigte: Steigert Kaugummikauen im Unterricht die Konzentrationsfähigkeit?
Eigene Kaugummiprodukte
Dem wollten die beiden Schülerinnen noch einen draufsetzen und machten sich an die Herstellung einer eigenen Kaugummiproduktion, die, im Vergleich zu Sorten, die es im Drogeriemarkt, oder als Bioprodukt zu kaufen gibt, Eigenschaften wie Umweltfreundlichkeit, guten Geschmack und Festigkeit in sich vereint. Auch die beiden Jungforscherinnen hätten mehr Zeit für weitere Versuchsreihen benötigt, stießen aber mit der Verkostung bei der Jury in Andernach auf Interesse.
Lukas Zoll (16) aus Elgendorf und Nico Deines (15) aus Ransbach-Baumbach. stürzten sich ebenfalls in die Chemieküche und versuchten, einen Kitt aus den Hauptkomponenten gemahlener Nudeln – getrocknet oder gekocht – und Sekundenkleber zu entwickeln, mit dem zerbrochene oder beschädigte Porzellangegenstände repariert werden könnten, beispielsweise für restauratorische Zwecke. Zufrieden waren auch sie mit ihren Ergebnissen noch nicht so ganz: Ideen für weitere Experimente seien zwar da, sagt Lucas, doch es fehle die Zeit.
Weiterhin hatten sich die Zehntklässlerinnen Laura Ludwig (16) aus Montabaur und Eva Otte (15) aus Untershausen mit Ideen zum 3-D-Druck von Bioplastik im Wettbewerb vorgestellt sowie Ole Emmerichs (19) aus Montabaur, der mit einer Analyse zur Auswirkung der Corona-Pandemie auf den Tourismus den dritten Platz in der Bewertung seiner Gruppe belegte.
Besondere Auszeichnungen
Zwei Sonderpreise, darunter ein einwöchiges Stipendium zur Projektwoche im Deutschen Museum München, sicherte sich außerdem Ricardo Karla, der feststellte, dass es Pilze gibt, die zur Trinkwassergewinnung aus Salzwasser eingesetzt werden können. Jens Eberz und Mats Schumacher experimentierten mit einer Mischung aus Wasser und Stärke, um daraus eine mögliche Aufprallschutzhülle für Smartphones zu entwickeln.
Welche Ideen es gab
Vor allem mit viel Spaß machten sich die Jungforscher motiviert an ihre vorwiegend naturwissenschaftlichen Aufgaben. Da gab es von der Entwicklung eines konzentrationsfördernden Kaugummis, eines Reparaturkits für defektes Porzellan, einige Ideen, die zukünftig weiterentwickelt werden wollen. Gewinner im Wettbewerb waren alle, denn sie haben sich mit den naturwissenschaftlichen Grundbedingungen in der Physik und Chemie, aber auch mit Konzepterstellung und Versuchsaufbau beschäftigt. Ihre Lehrer und Projektleiter äußerten sich zufrieden, denn die Schüler konnten viel Wissen aus ihren Projekten mitnehmen, so Projektbetreuer Kevin Jösch. bp