. Es hat eine Weile gedauert, bis Christina Eichberg ihren Herzenswunsch umsetzen und die Häusliche Alten- und Krankenpflege mit der Tagespflege „Zur guten Stube“ in Neuhäusel eröffnen konnte. Seit März ist die Einrichtung aktiv und wird gut angenommen.
Die examinierte Altenpflegerin war früher bei einem Pflegedienst in Höhr-Grenzhausen angestellt, der auch seinerzeit schon Patienten in Neuhäusel/Eitelborn versorgt habe, berichtet die Eitelbornerin. Als ihre Chefin wegen Ruhestands ausschied, beschloss sie, selbst die Fäden in die Hand zu nehmen, mit der Idee, den Betrieb am liebsten an ihrem Heimatort anzusiedeln und mit einer Tagespflege das Angebot zu vervollständigen – „Der Traum der Tagespflege“, wie sie sagt.

Doch hier gab es als gewerbliche Einrichtung im Wohngebiet zunächst behördlichen Gegenwind, und bis die Genehmigung unter anderem mit der Erfüllung baulicher Bedingungen erfolgte, dauerte es. Seit März 2024 bietet nun auch die angegliederte Tagesstätte Betreuung und Versorgung der Senioren in Neuhäusel.
Unterstützung dafür, die Voraussetzung zu schaffen, erhielt Eichberg unter anderem von Hanno Hofmann. Den Bedarf erkennend und die Chance nutzen wollend, setze sich Hofmann, Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes Neuhäusel, für das Projekt beim Gemeinderat ein. Rückenstärkung erfuhr die 39-Jährige zudem von Vermieter Gökhan Basibüyük und dem Bürgerprojekt P30 in Neuhäusel mit seinem Netzwerk, das, ebenfalls unter Mitwirkung Hofmanns, aktiv geholfen hat, Hürden bei Behörden, Verwaltungen, Kostenträgern, Politik und bei der praktischen Umsetzung zu überwinden.
Bedarf ist sichtbar vorhanden
Anfang 2023 verlegte Eichberg den Pflegedienst von Höhr-Grenzhausen nach Neuhäusel, um dort durchzustarten und das Angebot um unterstützende hauswirtschaftliche Versorgung und den „Mobilen Mittagstisch“ (MobTi) zu erweitern. Seit März 2025 nun bietet die angegliederte Tagesstätte Betreuung und Versorgung der Senioren in Neuhäusel – zentral gelegen – Tagespflege und ambulanter Pflegedienst unter einem Dach. Für Angehörige eine wichtige Unterstützung bei Berufstätigkeit oder Auszeit von der Betreuung.
„Im Zusammenhang mit der demografischen Entwicklung unserer Gesellschaft und der zunehmenden Nachfrage nach Betreuungs- und Pflegeangeboten war die Augst bisher nicht optimal aufgestellt“, so Hofmann. Als Mittelpunkt der Gemeinden Kadenbach, Eitelborn, Neuhäusel und Simmern habe sich Neuhäusel für den Hauptsitz des ambulanten Pflegedienstes Christina Eichbergs angeboten.
Pflege von Herzen
„Geborgenheit, Gemeinschaft, aber auch Sicherheit, sollen täglich gelebt und erlebt werden. Vielseitige Begegnungen und die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben sollen auch im hohen Alter noch gut möglich sein“, sagte Christina Eichberg zur Eröffnung der Tagespflege in Neuhäusel. Die Senioren erhalten Förderung ihrer Fähigkeiten zum selbstbestimmten Handeln und gleichzeitig die notwendige Fürsorge im Alltag durch das Team um Tagespflege-Leiterin Sylvia Hunder.
Hohe Kosten seien eine Herausforderung, so Eichberg. Nach Corona und Start des neuen Pflegegesetzes waren zudem Rücklagen aufgebraucht, wovon sich die Pflegedienstbranche nur langsam erhole. Es gebe finanzielle und bürokratische Hürden, wenig Zeit, wenig Nachwuchs und die Kostenträger reagierten schleppend. Doch was motiviert Eichberg, täglich mit den zur Verfügung stehenden Mitteln und viel Aufwand auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Senioren einzugehen? Man müsse auch die alten Menschen sehen, sagt sie. „Durch diese Generation geht es uns ja so gut“, ergänzt Hunder. Weil sie so viel mitgemacht haben, wolle man auch etwas zurückgeben.

Auch das Team bekommt von den Senioren etwas zurück, wenn sie sichtbar aufblühen und Kontakt untereinander entwickeln. Letztens habe Eichberg von einer Seniorin das Häkeln gelernt. „Wir und die Gesellschaft lernen von den Alten, dass jede Zeit ein Vorher und Nachher hat“, sagt sie. „Alte Menschen bauen Brücken über die Zeiten. Das tun sie mit ihrer puren Existenz und, wenn sie können, durch Erzählen.“
Der Tagespflegebetrieb
Auch Brigitte Liebfried kommt in die Tagespflege. Wie viele hier hat die 83-jährige Seniorin gut Anschluss in der Gruppe gefunden. Frühstück, Mittag „alles super“, sagt die Seniorin. Sie gehe sehr gerne hin. Besonders „Bingo“ spiele sie gerne. Doch das wochentägliche Programm umfasst auch eine Reihe von Aktivitäten zur Förderung der körperlichen und geistigen Fähigkeiten für die vorwiegend weiblichen Senioren, beispielsweise Bewegung, Handarbeiten oder Singen „Das macht die Christina bombig“, schwärmt Brigitte Liebfried. Insgesamt zählt das Team 43 Mitarbeiter in Pflege und Hauswirtschaft, davon zwei Azubis. 248 Patienten werden betreut. Die Tagespflege startet montags bis freitags ab 8.30 Uhr und endet um 16 Uhr mit der Abholung der Senioren für die Fahrt nach Hause. Für Interessierte bietet die Tagespflege umfangreiche Beratung und Schnuppertage in der „guten Stube“ an.