Richtigstellung Kunst-Rettung
Schwebsch-Reliefs sind Schwickert-Reliefs
Versöhnliche Runde nach Missverständnis: Wilfried Remy, Edeltraud Schwickert, Andreas Erdmann und der Künstler Günter Schwickert
Birgit Piehler

Über die Rettung der Keramik-Reliefs aus dem ehemaligen Trelleborg-Gebäude in Höhr-Grenzhausen berichtete unsere Zeitung. Doch nun stellte sich heraus, dass es bezüglich des Erschaffers der Kunstwerke eine Namensverwechslung gab.

Günter Schwebsch habe die Reliefs im ehemaligen Trelleborg-Gebäude seinerzeit geschaffen, die, wie unsere Zeitung am Montag berichtete, vor der Zerstörung durch Renovierungsarbeiten zur Neunutzung der Räume gerettet werden sollten. So auch geschehen. Doch als in Höhr-Grenzhausen Edeltraud Schwickert den Bericht über die Reliefs in der Zeitung las, musste sie zweimal hinschauen: Denn ihr Mann Günter Schwickert war es, der die Reliefs 1983 im Auftrag der Firma Trelleborg entworfen und angefertigt hatte.

Wie kam es zu dem Irrtum? Das fragten sich auch Andreas Erdmann und Wilfried Remy, Vorstände der Schwebschen Stiftung, die, wie berichtet, im Sinne des in Höhr-Grenzhausen vielseitig engagierten Künstlers Günter Schwebsch die Kunstwerke zur Erhaltung unter größerem Aufwand von den Wänden ihres bisherigen Unterbringungsortes entfernt und zur Aufbewahrung untergebracht hatte, bis sich ein Interessent für die weitere Verwendung findet. „Uns wurde im Zusammenhang mit den Reliefs der Name von Günter Schwebsch genannt“, sagt Andreas Erdmann. Auch Fachleute aus der keramischen Szene hätten stets diesen Namen genannt, sodass es keinen Anlass gegeben habe, dem auf den Grund zu gehen.

Zwei heimische Künstler, sehr ähnliche Namen

Der wirkliche Erschaffer der Reliefs ist also Günter Schwickert aus Höhr-Grenzhausen. Auch er hat viel Keramisches in und für Höhr-Grenzhausen erschaffen, so nicht nur die bunten Buchstaben über dem Eingang der Realschule plus im Höhr-Grenzhäuser Schulzentrum. Beim Besuch von Andreas Erdmann und Wilfried Remy im Hause Schwickert, um für das Versehen Ihr Bedauern persönlich auszusprechen, zeigt Edeltraud Schwickert einen ganzen Ordner voller Fotos, Zeitungsausschnitte und Entwürfen ihres heute 85-jährigen Ehemannes, der dabei sitzend den Besuchern gerne über seine Arbeit berichtet.

Das Schaffenswerk von Schwickert umfasst eine große Bandbreite unterschiedlichster Objekte wie klassische Krüge mit sorgfältig gearbeiteten Motiven im Westerwälder Stil oder auch eine Reihe von Motiven, an denen Günter Schwickert kreativ und in modernerem Stil, wie ihn auch die Reliefs aufweisen, gearbeitet hat.

Blick in das Album von Waltraud und Günter Schwickert: Dieser Krug ziert den Parkplatz an der A48 bei Grenzau als Symbol für das Kannenbäckerland.
Birgit Piehler

Eine Hauswand eines Gebäudes an der Mosel ziert ein mehrere Meter umfassendes Relief von seiner Hand, Tischplatten, Schalen und Skulpturen gehören zu den von Schwickert erschaffenen Keramikwerken – und schließlich der Dekor der Vase, die auf dem Autobahnparkplatz an der A48 bei Grenzau aufgestellt ist. Seine zusätzliche fotografische Ausbildung machte er sich dabei, so wie bei den Reliefs, zunutze.

Günter Schwickert ist ausgebildeter Industriekeramiker und -meister und studierter Keramiktechniker. Darüber hinaus absolvierte er auch noch eine Lehrerausbildung. Als Fachlehrer für Keramikgestaltung unterrichtete er mehr als 30 Jahre lang zahlreiche Absolventen der Fachschule für Keramik in Höhr-Grenzhausen. Nebenberuflich war er auch an der Berufsschule und der Fachhochschule tätig. Seine profunden Kenntnisse im Siebdruck in Verbindung mit der Keramikgestaltung führten dazu, dass er in Fachkreisen der „Siebdruckpapst“ genannt wurde .

„Jetzt muss ich die Sachen nur noch abstauben.“
Günter Schwickert scherzt über seinen Ruhestand.

Seit 21 Jahren ist Günter Schwickert nun schon pensioniert, arbeitet noch immer ehrenamtlich beim Dokumentationszentrum Kannenbäckerland mit, doch nun zieht er sich allmählich in den Ruhestand zurück und blickt mit seiner Frau stolz und gerne auf die keramischen Gegenstände, die er gefertigt hat und von denen viele im Haus ihren Platz gefunden haben. „Jetzt muss ich die Sachen nur noch abstauben“, schmunzelt er.

Die Schwebsche Stiftung bedauere sehr, dass sie einem Irrtum erlegen ist, so bekräftigen Andreas Erdmann und Winfried Remy. „Die Stiftung wollte sich definitiv nicht in irgendeiner Weise bereichern.“ Letztlich sei es doch aber gut, dass die Kunstwerke jetzt aufbewahrt werden, freuen sich die beiden Besucher, die Blumen mitgebracht haben, denn unter dem Namen, hinter dem keine Stiftung steht, wären sie womöglich verloren gegangen.

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