Ratten haben die Menschen schon immer beschäftigt. Für die einen gelten sie als Krankheitsüberträger, manch einer hält sie als Haustiere. Jedenfalls sind sie überall präsent, mancherorts in Überzahl und meistens nicht erwünscht. Die Meldungen häufen sich, dass es immer mehr werden. „Doch“, bestätigt Schädlingsbekämpfer Emre Cirag aus Höhr-Grenzhausen. „Wir haben damit schon viel zu tun und es ist vielerorts definitiv mehr geworden.“
Emre Cirag ist ausgebildeter Schädlingsbekämpfer und er macht seine eher ungewöhnliche Arbeit gerne, denn ihn motiviere es, Menschen in akuten Situationen zu helfen. Und es geht ja nicht nur um Ratten. „Wir haben häufig Kunden, die sich in einer Art ‚Notlage’ befinden, und erleben ihre große Erleichterung und Dankbarkeit, wenn wir das Problem lösen konnten“, sagt Cirag. Doch wie kam er auf Schädlingsbekämpfung? Das habe sich nach seinem Schulabschluss ergeben, als Cirag bei seinem Cousin mitarbeitete und merkte, dass ihm diese Arbeit wirklich gefällt.

An diesem Tag ist das Team von einem Anwohner in Höhr-Grenzhausen herbeigerufen worden, der immer wieder Ratten im Garten hat und schon alles Mögliche versucht hat, sie loszuwerden. Cirag kommt inzwischen regelmäßig bei ihm vorbei, man begrüßt sich beinahe vertraut. Schnell sind für den Fachmann die Wege gefunden, die die Ratten vom benachbarten stillgelegten Werksgelände im Schutz der Hecke nehmen, um schließlich in einem Loch zu verschwinden. Dies ist die Stelle, wo der Schädlingsbekämpfer eine der Rattenfallen aufstellt. Es ist ein Kunststoffkästchen, in das ein Köder gelegt wird.
„Wir bekämpfen mit blutgerinnungshemmenden Mitteln, deren Wirkung erst nach einigen Tagen einsetzt“, erklärt Cirag: da die Tiere durch einen Vorkoster testen lassen, ob Nahrung vergiftet sein könnte, erklärt der Fachmann. Andere Tierarten seien durch die Fallen nicht gefährdet und auch für Tiere, die Ratten erbeuten, müsse man keine Sekundärvergiftung fürchten.

Die globale Erderwärmung trage dazu bei, dass die Winter in Deutschland milder ausfallen und mehr Ratten die kalte Jahreszeit überleben, was zu einer deutlich steigenden Population führe, erklärt Cirag. „Das merken wir auch direkt an der wachsenden Zahl unserer Einsätze.“ Krankheitsübertragung sei eine reale Gefahr.
Komme man zu einem neuen Kunden, so führe das Team zunächst eine bauliche Prüfung durch und analysiere mögliche Zugänge über beschädigtes Mauerwerk, Kellerfenster, Türen oder Leitungsschächte, gebe Empfehlungen zur Behebung. Beratung zur Lebensraumgestaltung und zum Verhalten gehöre als Prävention ebenfalls zu seinen Aufgaben.
Latente Vermehrung, aber bislang unter Kontrolle
Cirag zeigt in dem großen Garten, der dicht bewachsen, aber schön gestaltet und gepflegt ist, wo die Schwachpunkte für einen Rattenbefall liegen können: Holzstapel, dichteres Buschwerk, Mauern, aufgeschichtet Äste, Kompostanlagen – auch sorgfältig angelegte und gut gepflegte – und alles, was sich sonst zum Nestbau anbietet, lädt die Tiere zu Verweilen und Nisten ein. Aber zuallererst seien es Müllreste, nicht verschlossene Abfalltüten und Vogelfutter, was die Tiere im Außenbereich anziehe. Leider gewährleiste keine Art von Vogelhaus, dass Ratten das Futter nicht als ihr Eigen betrachten.
Auf Anfrage unserer Zeitung sagt das Veterinäramt des Westerwaldkreises: Auch wenn dem Amt derzeit keine Erkenntnisse über einen signifikanten Anstieg von Rattenpopulationen im Kreis vorliegen, könne es grundsätzlich zu einer Populationszunahme kommen, wenn sich die Lebensbedingungen sehr gut entwickeln. Offene Müllbehälter, Komposthaufen, Tierfutter gerade in Verbindung mit viel Buschwerk oder auch zugemüllte, verwahrloste Grundstücke stellen ideale Grundlagen dar.

Und wie schaut es mit der Gefährlichkeit für Menschen aus? „Grundsätzlich können Ratten eine Vielzahl von Krankheiten übertragen. Hierzu gehören beispielsweise das Hantavirus, Leptospirose, Salmonellen oder auch Typhus. Praktisch sind in unserem Kreis jedoch keine Krankheitsübertragungen bekannt“, heißt es vonseiten des Amtes.