Tournee per Fahrrad
Klimaaktivist musiziert im Gelbachtal
Erik Stenzel ist mit seinem Fahrrad und Anhänger mehr als 2500 Kilometer unterwegs auf seiner Konzerttour. Eine Station ist Gackenbach-Dies.
Kay Khambatta

Liedermacher und Klimaaktivist Erik Stenzel meint, was er sagt und singt – und will das mit seiner „DemokRADtie-Tour“ beweisen. Im Rahmen seiner Konzertreise per Rad mit Anhänger macht der musizierende Klimaschützer auch Station im Gelbachtal.

„Die Zukunft wird von uns geschrieben!“ Das ist die Devise von Liedermacher und Klimaaktivist Erik Stenzel aus Nürnberg. Er meint, was er sagt und singt – und will das im Rahmen seiner „DemokRADtie-Tour“ beweisen. Unterwegs ist er dabei mit einem Fahrrad samt Anhänger. Im Rahmen dieser ungewöhnlichen, klimaschonenden Konzertreise macht der radelnde Musiker auch Station im Gelbachtal.

Wie kam es zum Impuls, Musik für Umwelt und Demokratie machen zu wollen? Musik habe er schon immer gerne gemacht, sagt der aufgeschlossene Nürnberger. Mit dem Studium der physikalischen Geografie und seiner Masterarbeit zur Klimatologie wuchs in dem heute 37-Jährigen die Erkenntnis, wie groß die Diskrepanz zwischen dem sei, was an Zerstörung auf unserem Planeten geschehe, und der Art, wie dies im Bewusstsein der Menschen ankomme. Seine Ängste und Sorgen beschloss er deshalb, in seinen Songs zu verarbeiten und mit anderen zu teilen.

Angst vor Veränderungen?

Dass das Wissen der Menschen über die Klimaproblematik nicht ausreiche, daran alleine könne es nicht liegen, meint der Klimaaktivist. Er fragte sich, „warum handeln wir so, wie wir handeln?“, und wie könne man das ändern? „Wir Menschen sind nicht wirklich rationale Wesen“, sagte Erik Stenzel gegenüber unserer Zeitung. Mit seiner Musik hoffe er, Menschen zu erreichen und ihnen Mut zum Handeln übermitteln zu können.

Erik Stenzel ist vom 7. Mai bis 29. Juni mit seinem neuen Studioalbum „Aufgaben und Taten” auf Konzertreise. Dieses ist Ende 2024 in Konstantin Weckers Label „Sturm und Klang“ erschienen. Darauf singt Stenzel in kritischer Poesie über eine Welt, deren Zukunft wir mitschreiben können, und kleidet seine Lieder dabei in ein raues Folk-Gewand.

„Die Idee, dass alles so weiter geht, ist sinnfrei.“
Liedermacher Uli Stenzel zur Klimaentwicklung

Seit drei Jahren lebt Stenzel von seiner Musik – auch wenn dies durchaus eine recht prekäre Situation für ihn ist, denn Rücklagen könne er davon nicht bilden, sagt er, da er „weit weg vom Mainstream“ spiele. Mit Auftritten auf Demos oder Kirchentagen erreiche er nicht unbedingt die wenig Interessierten, doch auf einigen Veranstaltungen mische sich das Publikum und so hofft Stenzel, dass er mehr Menschen dazu ermuntern könne, die Augen zu öffnen und hinzusehen, Mitgefühl hochzuhalten – und sich der Verantwortung zu stellen.

Während seiner „DemokRADtie-Tour“ radelt Stenzel mit Gitarre und Zelt im Gepäck rund 2500 Kilometer durch Süd-, Mittel- und Norddeutschland und gibt dabei Konzerte entlang der Route, in der Absicht, Nachhaltigkeit zu vermitteln und mit Menschen ins Gespräch zu kommen. „Ich glaube daran, dass wir uns gegenseitig zuhören müssen, um demokratische Lösungen für die großen gesellschaftlichen Herausforderungen wie Klima- und Demokratiekrise zu finden. Sowohl auf dem Fahrrad als auch beim Singen komme ich mit vielen Menschen in Kontakt“, sagt der Musiker.

Neue Perspektiven entwickeln

Um einen möglichst geringen CO2-Fußabdruck zu hinterlassen, bietet sich das Touren per Fahrrad an. Seine Gitarre und Tontechnik führt der Musiker in einem Radanhänger mit sich. Zelt und Campingkocher sorgen für flexible Unterkunft und Verpflegung. Klimaschonender ist so eine Tournee wohl kaum möglich. Der Nürnberger ist nicht ohne Hoffnung, aber „die Idee, dass alles so weiter geht, ist sinnfrei“, sagt er. Er sehe viele Reiche als Treiber von Krisen, die aber im Krisenfall selbst keine Sorgen haben müssten, denn sie könnten sich mit ihrem Wohlstand helfen. Mit der Wut über Ungerechtigkeit und Hoffnung zugleich könnten neue Perspektiven heranwachsen. Stenzel möchte gegen die Ohnmacht Veränderung bewirken.

Dem Debütalbum „Augen auf“ von Erik Stenzel folgte 2024 sein zweites Studioalbum, welches mit dem Titel „Aufgaben und Taten“ eine Einladung zur Veränderung unserer gesellschaftlichen Systeme sei. Der Song „Freischwimmer“ verändert durch den Mut, etwas anders zu machen, mehr als gedacht. Die armen Schweine in den industriellen Schlachthäusern kommen in „Tischlein deck dich“ auf den Tisch unseres Bewusstseins und „Der wahre Preis“ macht klar, wie hoch unsere Schulden schon als Neugeborene sind.

Infos zum Konzert

Im Rahmen dieser bundesweit wohl einzigartigen Konzertreise macht der radelnde Musiker am Samstag, 17. Mai, auch Station im Gelbachtal. Das Konzert im Hof der „Alten Mühle“ in Gackenbach-Dies beginnt um 17 Uhr. Auf viele radelnde Gäste freuen sie die Veranstalter – das heimische Radsportteam Equipe EuroDeK und das ortsansässige Unternehmen Holzbau Kappler. Gäste, die wie der Künstler mit Fahrrad oder zu Fuß zur „Alten Mühle“ kommen, sind ganz besonders willkommen. Allerdings gibt es nur Platz für etwa 100 Gäste, da die Mühle der kleinste Veranstaltungsort der Tournee ist.

Der Eintritt zu dem Liedermacherkonzert ist frei – um eine kleine Spende wird aber gebeten, damit der radelnde Musiker seine Tour noch lange fortsetzen kann. Es gibt keine Karten im Vorverkauf, einfach hinkommen – für eine kleine Bewirtung ist gesorgt. Bei schlechtem Wetter findet das Konzert in einer Halle der Firma Kappler statt. Informationen unter E-Mail uli@kleinkunst-mons-tabor.de.

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