Wie bunt die Formen des christlichen Glaubens sind, das hat am vergangenen Wochenende ein indischer Gottesdienst in der katholischen Kirche St. Peter und Paul in Höhr-Grenzhausen gezeigt, zu dem Pfarrer Xavier Manickathan eingeladen hatte. Ganz im Sinne des ausklingenden Visionsjahres der katholischen Bistümer, das für Vielfalt des Glaubens steht und die Öffnung der Kirche für Veränderungen vorantreiben soll, passte das Angebot des Pfarrers, einen Blick in die internationale Glaubensgemeinschaft und sein Heimatland zu werfen, in dem viele Glaubensgemeinschaften miteinander leben.
Ungewohnte, sanfte Klänge
Bunt erleuchtet – als Zeichen der Vielfalt – und mit anderen Klängen als gewohnt startet der indische Gottesdienst. Der Altar ist mit Blumen geschmückt und erstrahlt in warmen, bunten Farben. Die Musik kommt „vom Band“, gesungen wird jedoch von den „echten“ Sängern des gemischten indischen Chores, teils bestehend aus Ordensschwestern mit Wurzeln auf dem Subkontinent.
Die Feier gestaltet sich im indischen syro-malabarischen Ritus – einer Liturgie, die sich stark vom lateinischen Ritus unterscheidet, angefangen bei den liturgischen Gewändern über die Ausführung des Kreuzes und die Abfolge des Gottesdienstes, und an diesem Sonntag eine besondere Atmosphäre schafft.
Blumenverzierter Altar
Die Höhrer Kirche ist gut gefüllt, eine Anzahl an Kindern macht das Geschehen lebendig. Der indische Gottesdienst, „Die heilige Quarbana“, genannt, ist zwar eine umfangreiche Darbietung von Lob, Ruhm, Ehre, Dank und Anbetung, erfolgt aber in kurzen Frequenzen und macht den Ablauf für den unerfahrenen Besucher abwechslungsreich, denn viel Bewegung und kleine Rituale sorgen für wechselnde Bilder.
So werden die einzelnen Beigaben der Eucharistie von ausgewählten Personen, auch von Kindern, gebracht und dem Pfarrer überreicht. Fasziniert schauen die Besucher vor allem auf die rituelle Übergabe von blumenverzierten Lichterschalen durch in traditionelle Garderobe gekleidete Frauen zu Beginn des Gottesdienstes, die helle Stimme einer Chorsängerin begleitet das Ritual.

Spätestens mit dem Vaterunser, den Fürbitten und dem Glaubensbekenntnis ist zu spüren, dass der Gottesdienst doch nur eine etwas andere Form der Messe ist als hierzulande gewohnt. Es zeigt die Kirche als Weltkirche, die verbinden sollte. Pfarrer Manickathan vermittelt diese Verbindung auf besondere Weise, da er mit der hiesigen Kirche verbunden in Deutschland lebt und arbeitet und ihm beide Kulturwelten vertraut sind. Mit einem kleinen Scherz kündigt er die Predigt an, die er an diesem Sonntag kurz halten will anstatt der sonst üblichen 20 bis 40 Minuten.
Einmal im Jahr bietet Pfarrer Xavier Manickathan in der Pfarrei den Gottesdienst der Syro-Malabarischen Kirche an, der meist großen Anklang findet und viele Gottesdienstbesucher anzieht und dem sich eine kleine gemeinsame Feier mit traditionellem indischen Tanz, einer kurzen Einführung in den syro-malabarischen Ritus und landestypischen Köstlichkeiten anschließt.
„Kirche sollte nahe bei den Menschen sein.“
Pfarrer Xavier Manickathan im Gottesdienst
Die Syro-Malabarische Kirche, eine mit Rom unierte Ostkirche aus Indien, erinnere daran, dass der katholische Glaube weltweit in vielen Formen gelebt und gefeiert werde, erklärt der Pfarrer. Dass Kirche nahe bei den Menschen und nach ihren Bedürfnissen agieren sollte, das brachte Manickathan auch in seiner Predigt zum Ausdruck.
Dass ihn dieser Tag besonders erfüllt, ist dem Pfarrer anzumerken. „Die Liturgie wird in deutscher Sprache gehalten, während die Gesänge in meiner Muttersprache Malayalam erklingen“, kündigt er zuvor an. „Die Kirche wird festlich im indischen Stil geschmückt sein und eine bunte, lebendige Atmosphäre bieten, die den spirituellen Reichtum dieser Liturgie unterstreicht.“

Die indische Kirche
Die Wurzeln der Glaubensgemeinschaft reichen tief in die Geschichte des syrischen Christentums zurück, erläutert Pfarrer Xavier Manickathan. So sei der syro-malabarische Glaube von einem reichen historischen Erbe geprägt und bleibe dennoch fest in die heutige katholische Weltkirche eingebunden. Anerkannt durch den Papst als Oberhaupt, pflege sie aber zugleich ihre eigenen liturgischen Traditionen und Riten, die das syrische Erbe widerspiegeln. Diese Verbindung zeige, wie verschiedene Traditionen und Glaubensformen innerhalb der katholischen Kirche vereint würden, ohne ihre Individualität zu verlieren. Christen bilden in Indien eine religiöse Minderheit und machen nur etwa 2,3 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Die Syro-Malabarische Kirche zählt jedoch allein fünf Millionen Gläubige und ist eine lebendige, aktive Gemeinschaft.