PAuL e.V. gibt auf
Im Kannenbäckerland endet das Projekt Arbeit und Lernen
Der Second-Hand-Kleiderladen in Höhr-Grenzhausen war bis vor Kurzem eine etablierte Adresse.
Birgit Piehler

Für das Projekt Arbeit und Lernen (PAuL) im Kannenbäckerland gehen knapp drei Jahrzehnte Integrationsarbeit zu Ende. Mangels finanzieller Mittel und durch geringen Zulauf ehrenamtlich Freiwilliger muss sich der gemeinnützige Verein auflösen. 

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Manche Dinge haben ihre Zeit. Das Projekt Arbeit und Lernen im Kannenbäckerland hatte mit knapp drei Jahrzehnten eine lange Zeit, in der es Jugendliche, Erwachsene und Familien bei der Integration in Arbeit und Gesellschaft unterstützt hat. Trotz vieler erfolgreicher Arbeitsjahre und eines gescheiterten Rettungsversuchs, den Verein auf ehrenamtlicher Basis weiterzuführen, ist nun endgültig Schluss für „PAuL“.

Vor gut einem Jahr – unsere Zeitung berichtete – mussten der hauptamtlich besetzte Geschäftsbetrieb und die Bildungsmaßnahmen abgewickelt oder in andere Trägerschaft überführt werden. Der Grund: Mittel, wie Fördergelder zur Eingliederung Langzeitarbeitsloser, wurden immer weniger und somit konnte das Jobcenter auch keine passenden Personen mehr zuweisen. Vor allem Menschen mit besonderen oder vielfachen Hemmnissen, sich in ein geregeltes persönlich Leben oder Berufsleben zu integrieren, hatte PAuL unter seine Fittiche genommen. Familien erhielten Unterstützung, sich im Alltag, finanziell sowie ihre Kinder schulisch zu organisieren.

Zeit des Vereins ist abgelaufen

„Das ist insgesamt eine sehr traurige Angelegenheit“, sagt Andreas Erdmann, Mitglied des ehrenamtlichen Beirats, der zur geordneten Abwicklung des Geschäftsbetriebs von der geschäftsführenden Vorsitzenden berufen wurde, „weil sie da einen guten Job gemacht haben.“

Der Beirat und interimsgeschäftsführende VorstandHarald Walter-Arndt hätten sich „wahnsinnig bemüht, den Verein noch zu retten“, so Erdmann weiter. Auch einige der Vereinsmitglieder hätten sich weiterhin für den noch bestehenden gemeinnützigen Verein engagiert mit der Idee, sich unter einem ehrenamtlichen neuen Vorstand und einigen Aktiven neu aufzustellen. Zwei Mitglieder hätten sich geäußert, möglicherweise als Vorstand zu agieren, doch als sich bei einer Folgeversammlung niemand Weiteres zur Verfügung gestellt habe, sei die Abwicklung beschlossene Sache gewesen.

Die Geschäftsräume, früher in Höhr-Grenzhausen, zuletzt in Ransbach-Baumbach sind bereits fast alle weitervermietet. Nur noch die Abwicklung findet hier statt.
Birgit Piehler

Der Bürgerservice wurde bereits aufgelöst, die Second-Hand-Kleiderstube „Oase“ musste schließlich auch ihren Betrieb aufgeben, da für eine ehrenamtlichen Weiterführung ein Verein hätte zugrundeliegen müssen. Zudem, so Erdmann sei die Förderung der Stellen für die beiden Mitarbeiterinnen bis zum Jahresende ausgelaufen. Jetzt ist die „Oase“ geräumt, der Erwerb günstiger Kleidung für Menschen mit geringen finanziellen Mitteln ist nicht mehr möglich.

Die Krux sei nun jedoch, dass der Verein nur sehr umständlich aufzulösen ist. Die komplizierte Satzung lasse eine Auflösung nur mit dem Beschluss einer Zweidrittelmehrheit aller Mitglieder zu, erklärt der Beirat. Doch seien weniger Mitglieder zur Versammlung gekommen, sodass in einem nächsten Schritt von den verbliebenen Mitgliedern immerhin ein Antrag zur Satzungsänderung, die diese Beschlussunfähigkeit aussetzt, erwirkt werden könne, sofern das Vereinsregistergericht zustimme. Erst dann kann die Auflösung endgültig beschlossen werden, und der Interimsverwalter die Liquidation des Vereins in die Wege leiten.

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