Eva Kaiser bietet in Wirges ein neurozentriertes Training gegen Long-Covid-Symptome an
Ihr Credo – Ein Training mit allen Sinnen: Neurozentriertes Training kann gegen Long-Covid-Symptome helfen
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Neuroathletiktrainerin Eva Kaiser bei einer Fortbildung. Sie arbeitet mit allen Sinnen. Foto: Eva Kaiser
Eva Kaiser

Eva Kaiser ist selbstständige Neuroathletiktrainerin. Die staatlich geprüfte Sportlehrerin und Sporttherapeutin aus Wirges hat sich darauf spezialisiert, mit Menschen und ihren bewegungssteuernden Systemen zuarbeiten, um sowohl optimierte als auch im Falle von Beschwerden schmerzfreie Bewegung in Alltag und Sport ausführen zu können.

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Die Wirgeserin mit nunmehr 30-jähriger Arbeits- und Fortbildungserfahrung im Fitnessbereich setzt dabei auf die Arbeit mit dem visuellen System, dem Gleichgewichtssinn und der Wahrnehmung. Bei der Innenwahrnehmung gehe es um die Wahrnehmung, Auswertung und Beurteilung der Informationen von körperlichen Vorgängen wie Atmung, Gleichgewicht, Herz-Kreislauf, Organfunktionen, deren Funktionalität mit dem Training verbessert werden soll, erklärt die Trainerin. Dies führe zu Optimierung im Sport, kann hilfreich im Alltag und bei Rückenschmerzen, Atemproblemen, Schwindel sowie Diagnosen, für die keine Ursache zu finden ist, sein, hilft aber auch in der Rehabilitation und bei chronischen Schmerzen.

Zunächst im Leistungssport

„Das Thema war für mich so spannend“, berichtet die Sporttherapeutin, „dass ich eine Ausbildung im Neuroathletik-Institut von Lars Lienhard begann“, der in Deutschland führender Trainer in der Neuroathletik ist und mit vielen bekannten Leistungssportlern, 2014 auch mit dem Team der deutschen Fußballnationalmannschaft, arbeitete. Einerseits kann damit im Leistungssport die Wahrnehmung und gezielte Reaktion eines geübten Sportlers noch weiter trainiert werden, sodass während der Bewegung extrem schnell und über innere Abläufe die weite Bewegung im Voraus optimiert werden kann. Im Leistungsport geht es dabei um Bruchteile von Sekunden. Die Qualität der Innenwahrnehmung bestimme, ob das Gehirn die Belastung einer Situation in Sport oder Alltag einordnen und den Körper darauf vorbereiten kann.

Spezielle Gymnastik

In ihren Sportgruppen bietet sie außerdem funktionelle Gymnastik an, die mit den neurozentrierten Übungen kombiniert werden. Dadurch kann sich die Resilienz einer Person verbessern, bei der Schmerzen und Krankheitssymptome reduziert werden. Zunehmend sei auch die Nachfrage von Menschen, die unter Long-Covid-Symptomen leiden. Da es sich meist um Probleme handelt, die mit der Steuerung unseres vegetativen Nervensystems zu tun haben, ist der Einsatz von neurozentriertem Training sinnvoll, und es konnten über ein längerfristiges Training hier schon einige positive Verbesserungen der Lebensqualität erreicht werden.

Eine anspruchsvolle, aber auch sehr befriedigende Arbeit, sagt Kaiser, da die meisten Menschen mit Long Covid häufig schon eine lange und erfolglose Suche nach Hilfe hinter sich haben, wie etwa Long-Covid-Patientin Selina Becker aus Ötzingen, selber Physiotherapeutin und seit Anfang dieses Jahres bei Kaiser im neurozentrierten Training, das Ihre Symptome seitdem deutlich verbessert hat.

Zur Bewältigung von Einschränkungen, die körperlich oder psychisch erfahren werden, nennt Eva Kaiser als Beispiel die Erkundung des Sicherheitsgefühls: Aus dem Input aus Erfahrungen, Erlebnissen und Lebensführung entwickle man schnell geplante Bewegungsabläufe, die Sicherheit versprechen. Sobald eine Person jedoch Unvorhergesehenes erlebt, schalten sich unbewusst, über Hormone gesteuert Schutzreaktionen, Bremsungen und Abwehr ein. „Im Training suchen wir durch Ausprobieren von Bewegungen und Hilfsmitteln nach ,Türöffnern', die einen Weg zu solchen Ängsten oder wiederkehrenden Schutzreaktionen physischer oder psychischer Art führen“, erklärt die Trainerin. Damit kann man dann arbeiten und Sicherheiten aktivieren.

„Dabei bin ich immer auf der Suche nach neuronalen Wegen, die für verschiedene Reaktionen oder Funktionen im Körper gemeinsam genutzt werden.“ Programmiere man die eine Funktion „positiv“ durch Übungen oder mit Hilfsmitteln aus Gegenständen oder Übungen, entwickle sich die andere Reaktion ebenfalls positiver.

Köfferchen mit “Instrumenten"

Übung, Training und Reaktionen sind dabei sehr individuell. Nach Möglichkeit erstellt die Trainerin gemeinsam mit ihren Kunden ein persönliches „Instrumentenköfferchen“, das sie bei sich haben und im Falle des auftauchenden psychosomatischen Problems zum Einsatz bringen können, darin sind beispielsweise Farbbrillen, Geruchsdöschen oder etwas zum Abreiben. „Ich liebe es, Menschen zu helfen“, so Eva Kaiser, „und ich würde mir wünschen, dass sich das neurozentrierte Training in verschiedenen Behandlungsbereichen und der Physiotherapie mehr durchsetzen würde.“

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