Nicht ungewöhnlich, dass seit Monaten entlang der innerörtlichen Straßen Schächte gegraben werden. In der Regel verschwindet der Zauber so schnell, wie er gekommen ist. Nach der Verlegung der Leerrohre für die Glasfaserleitungen entlang einer Straße wird zunächst behelfsmäßig verschlossen, bis die Verlegearbeiten fertig sind und die Straße wieder fachgerecht asphaltiert wird. Doch in der Moschheimer Oststraße konnten einige Anwohner ihre Grundstücke kaum noch verlassen – aufgrund des nicht gänzlich aufgefüllten Grabens entlang ihrer Grundstückszufahrt.
Insbesondere Martin Püsch, auf den Rollstuhl angewiesen, sah sich nicht in der Lage, die Vertiefung ohne Hilfe zu überwinden. Aber auch für seine 76-jährige Mutter Christa Püsch stellt es ein Problem dar, den Rollstuhl über die Vertiefung zu bringen, doch die Bauarbeiter, die an einem Tag mit angepackt haben, waren am nächsten Tag schon wieder verschwunden – bei unvollendetem Bauwerk.
„Wenn sie wenigstens provisorisch etwas gemacht hätten, dass wir hier rauskommen“, sagt Christa Püsch. Zu einigen Alltagszielen macht sich der Kaufmann für Büromanagement selbst auf den Weg, zu weiter entfernteren Zielen muss seine Mutter ihn mit dem Auto fahren, Ein- und Ausladen des Rollstuhls ist mit Aufwand verbunden. Ein eigenes, behindertengerecht ausgestattetes Fahrzeug besitzt der 47-jährige Moschheimer nicht, obwohl er einen Führerschein hat.
An der Straßenecke, zwei Grundstücke weiter, ist ein weiterer Graben – quer über die Straße –, der in diesem Fall mit Sand provisorisch verschlossen wurde. Hier blieb der Rollstuhl bereits einmal stecken beim Versuch, die Straße zu überqueren, und der Gehweg ist für den Rollstuhl zu eng. Sichtlich gefährlich scheint die Sandgrube außerdem, da sie uneben ist und einseitig ein Loch entstanden ist. Das sei beschwerlich, vor allem für ältere oder gehbehinderte Menschen, sagt Christa Püsch.
„Die sind einfach abgehauen und haben alles so gelassen.“
Christa Püsch, Mutter des auf den Rollstuhl angewiesenen Martin Püsch
Alles wäre nicht so schlimm, sagen Mutter und Sohn, wenn es sich um ein paar Tage gehandelt hätte, doch es zog sich über einen Monat, bis endlich ebenerdig aufgefüllt wurde. „Die sind einfach abgehauen und haben alles so gelassen.“ Bei der Verbandsgemeinde haben die Püschs angerufen und auf das Problem aufmerksam gemacht. Hier habe man sich zwar bemüht weiterzuhelfen und das Anliegen an die Baufirma übermittelt, zwischenzeitlich hieß es, es würde zeitnah behoben, jedoch vergingen weitere zwei Wochen. Begründet wurde mit Problemen mit dem Materialnachschub und schlechtem Wetter.
„Spätestens nach meinem wütenden Telefonat hätte doch was passieren müssen“, beklagt sich Christa Püsch bitter, zumal Familie Püsch gar keinen Glasfaseranschluss bestellt habe. Dass dann mal jemand käme und sich das anschaue, hätte sie sich gewünscht.
„Die rechtliche Verantwortung für die ordnungsgemäße und verkehrssichere Ausführung der Baumaßnahmen liegt jedoch bei den ausführenden Firmen.“
Die Verbandsgemeinde kann die beauftragten Firmen nur mahnen.
Die Verbandsgemeinde äußert auf Anfrage unserer Zeitung ihr Verständnis für das Problem und erklärt, dass ihre Zuständigkeit auf die Überwachung der Arbeiten im öffentlichen Raum beschränkt sei. „Wir setzen Fristen zur Mängelbehebung und fordern die ausführenden Unternehmen zur Nachbesserung auf, sofern uns Mängel oder Beeinträchtigungen – insbesondere im Hinblick auf die Barrierefreiheit – bekannt sind. Die rechtliche Verantwortung für die ordnungsgemäße und verkehrssichere Ausführung der Baumaßnahmen liegt jedoch bei den ausführenden Firmen.“
Für den Glasfaserausbau in der VG Wirges liege die Verantwortung bei den Firmen Meridiam und Vodafone und deren Baupartner, in diesem Fall die HP Glasfaser. Die Unternehmen seien für Planung und Durchführung, damit auch für die Wiederherstellung der Straßen und Gehwege zuständig. Das Ordnungsamt erteile vor dem Aufbruch jeweils eine verkehrsrechtliche Anordnung und kontrolliere deren Einhaltung. Stadt und Gemeinden überwachten die Bauarbeiten, bis alles wieder in den Ursprungszustand zurückversetzt sei.
Weitere Klagen
Weitere Anwohner andernorts in der Verbandsgemeinde haben sich zwischenzeitlich über ähnliche Probleme beschwert, unter anderem verhinderten herumliegende Kabel das Passieren eines Gehwegs.
Späte Entschuldigung
Die Firma HP Glasfaser Wirges äußert, ebenfalls auf Anfrage unserer Zeitung, ihr Bedauern über die entstandenen Unannehmlichkeiten für Anwohner, insbesondere für die Mobilitätseinschränkung der Familie Püsch..
„Selbstverständlich nehmen wir Ihre Rückmeldung sehr ernst. Die betroffene Stelle wurde nach Informationsweitergabe umgehend bearbeitet und wieder barrierefrei zugänglich gemacht. Wir werden zukünftig darauf achten, dass Informationen zu solchen Situationen schneller und direkt an die verantwortlichen Stellen weitergeleitet werden, um derartige Verzögerungen zu vermeiden“, heißt es in der vorliegenden Pressemitteilung.
Um Anteilnahme zu zeigen und den entstandenen Unannehmlichkeiten persönlich Ausdruck zu verleihen, werde die Firma auf die betroffene Person zugehen und sich entschuldigen.
Der Zugang zum Haus für Familie Püsch wurde derweil wieder hergestellt.