Nach beinahe drei Jahrzehnten droht dem Projekt Arbeit und Lernen im Kannenbäckerland, das aus einer Arbeitsloseninitiative heraus mit der Aufgabe gegründet wurde, Menschen zu helfen, deren Integration in Arbeit und Gesellschaft nicht so richtig gelingen will, das Aus.
Trotz vieler erfolgreicher Arbeitsjahre droht nun auch „PAuL“ zu scheitern. Vor etwa einem Jahr – unsere Zeitung berichtete – mussten der hauptamtlich besetzte Geschäftsbetrieb und die Bildungsmaßnahmen abgewickelt oder in anderer Trägerschaft fortgeführt werden, denn nicht nur die Coronakrise bedeutete einen starken Einbruch für die wirtschaftliche Weiterführung des Betriebes – auch Mittel, wie die Gelder zur Eingliederung Langzeitarbeitsloser wurden zusammengestrichen.
Hoffnung, den Verein neu aufstellen zu können
Einige der Vereinsmitglieder stellen sich jedoch auch weiterhin hinter den Verein und hegen die Hoffnung, dass sich der noch bestehende gemeinnützige Verein neu aufstellt und er sich mit einem ehrenamtlichen neuen Vorstand und einigen Aktiven neue realistische Ziele setzt. Etwa 20 Mitglieder zählt der Verein derzeit. Bei zwei Mitgliederversammlungen wurden alle in die Entwicklungen einbezogen. Einige Mitglieder zeigten Interesse daran, sich künftig zu engagieren und den Verein mit neuer Satzung, die den Arbeitsbegriff für mildtätige Zwecke erweitere und deren Grundlage die ehrenamtliche Mitarbeit ist, weiterzuführen. „Es wäre schade, wenn der Verein von der Bildfläche verschwinden würde“, sagt Vorstandsmitglied Andreas Erdmann, doch sei da jetzt „ein kleiner Silberstreif am Horizont“.
Bei der Arbeit des Projekts ging es stets um Integration arbeitsloser Menschen, nicht nur in den Arbeitsmarkt, sondern auch um den Weg dorthin, der für viele von ihnen mit persönlichen oder gesundheitlichen Hindernissen und schwierigen Bedingungen oder familiärem Hintergrund einhergeht. Mit nachhaltig viel Einsatz wurde den Menschen mit persönlichem Unterstützungsbedarf bei PAuL dabei geholfen, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden. Eine Reihe von Teilnehmern kam als Arbeitskräfte in regional ansässigen Betrieben unter, unter anderem in der keramischen Produktion.
„Es wäre schade, wenn der Verein nun von der Bildfläche verschwinden würde.“
Andreas Erdmann, Vorstandsmitglied von PAuL,
Der Verein, der auch für den „Bürgerservice“ und die Kleiderstube „Oase“ in Höhr-Grenzhausen bekannt ist, übernahm in enger Zusammenarbeit mit den Kommunen, dem Jobcenter, dem Land Rheinland-Pfalz, verschiedenen Bundesministerien und dem Europäischen Sozialfonds (plus) Projekte zur Eingliederung in Ausbildung und Arbeit. Ehrenamtliche Vorstände, die das wirtschaftliche Risiko trugen, eine schlanke Verwaltung und Fachleitungen, die ihre Leitungstätigkeit zusätzlich zu ihrer Arbeit in den Projekten verrichteten, entsprachen dem Selbstverständnis des Vereins. Erfolgreiche arbeitsmarktrelevante Maßnahmen zur Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt entstanden ebenso wie das Familiencoaching. Für die Fachstelle der Demokratieförderung war die Einrichtung ebenso Träger.
Während die Zielgruppe und deren Bedarf an Unterstützung in dieser Zeit gesellschaftlichen Umbruchs eher zunahm, wurde der Verein aus verschiedenen Gründen mit seinem hauptamtlich besetzten Geschäftsbetrieb immer weniger handlungsfähig, da ihm die wirtschaftliche Grundlage für die Projektarbeit entzogen wurde. Auch das ehrenamtlich eingesetzte Engagement ging zurück.
Interimsgeschäftsführung hat gut gearbeitet
Vor einem Jahr wurde schließlich von der geschäftsführenden Vorsitzenden ein ehrenamtlicher Beirat mit Andreas Erdmann, Ria Sprenger und Uli Schmidt berufen, der aber nur noch eine geordnete Abwicklung von Geschäftsbetrieb und gemeinnützigem Verein voranbringen konnte. Dazu wurde außerdem ein Interimsgeschäftsführer beauftragt.
Ob die Hoffnung auf einen Neuanfang in Erfüllung geht, wird sich bei einer weiteren Mitgliederversammlung zeigen. Dabei wird sich endgültig entscheiden, ob PAuL als gemeinnütziger Verein mit neuer Zielsetzung fortgeführt werden kann. Damit entscheide sich außerdem die Weiterführung der „Oase“, so Erdmann, die wenn möglich zukünftig unter ehrenamtlichen Einsatz geführt werden müsse. Doch es gebe eine gute Basis für einen Neuanfang, so sinniert der Vorstand – aufgrund kompetenter und regional gut vernetzter Besetzung aus den eigenen Mitgliederreihen sowie den Fördermöglichkeiten, die als Verein aufgegriffen werden können. Auch werde der Verwaltungsbereich schon bald ohne „Altlasten“ an den Start gehen können, denn das Interimsmanagement habe gut gearbeitet.
Der Verein lädt zur Rettung ein
Vorstandsmitglied Uli Schmidt und lädt jeden ein, sich zu engagieren und der Versammlung beizuwohnen: „Alle, die daran interessiert sind, dass dieser über viele Jahre wichtige Träger sozialer Projekte im Kannenbäckerland nicht ganz von der sozialen Landkarte im Westerwald verschwindet, sollten unbedingt dabei sein.“
Ehrenamtliches Engagement gewünscht!
Die Mitgliederversammlung, die den Namen des Sozialprojektes PAuL retten soll, findet am Dienstag, 13. Mai, um 19 Uhr im Jugend-, Kultur- und Bürgerzentrum „Zweite Heimat“ in Höhr-Grenzhausen statt. Infos gibt es vorab bei den Beiratsmitgliedern Andreas Erdmann, Tel. 02624/7867 und Uli Schmidt, E-Mail uli@kleinkunst-mons-tabor.de