Neuhäuseler Autor Jörg Schmitt-Kilian verbindet Fiktion und Realität aus dem Alltag eines Rauschgiftfahnders
Drogen sind immer ein Thema gewesen: Ehemaliger Kommissar aus Neuhäusel präsentiert neues Buch
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In seinen Büchern verbindet Autor Jörg Schmitt-Kilian selbst Erlebtes mit Fiktivem.
Piehler Birgit. Birgit Piehler

Neuhäusel. Als ehemaliger Kriminalhauptkommissar und Drogenfahnder a. D. weiß Autor Jörg Schmitt-Kilian, worüber er schreibt. Auf eine ganze Reihe von Büchern – Sachbücher, Jugendbücher, Kriminalromane – aus seiner Feder kann der Neuhäuseler zurückblicken, der Jugendroman „Jenny“ steht in den Startlöchern. Das Buch wurde wie auch sein Spiegel-Bestseller „Vom Junkie zum Ironman“, ein Roman nach einer wahren Begebenheit, zudem verfilmt.

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In seinen Büchern verbindet Autor Jörg Schmitt-Kilian selbst Erlebtes mit Fiktivem.
Piehler Birgit. Birgit Piehler

Entspannt wirkt der Pensionär im Gespräch, als Autor jedoch ist er voll im Thema und engagiert sich mit Herzblut für die Sache, auch wenn er, wie er selbst sagt, doch merkt, dass die Ausdauer schon mal etwas nachlasse. Die Biografie von Schmitt-Kilian verzweigt sich schon früh, als der junge Autor seinerzeit die Texte von Gitarrensongs mit den passenden Akkorden versehen verschriftliche. Was mit Themenheften zur Früherkennung von Drogenmissbrauch begann, wuchs ab 1994, parallel zu seinem Berufsleben, mit der Veröffentlichung seines ersten Sachbuches über die Drogengefahren für Kinder.

Schon Mitte der 1990er-Jahre habe es viel Drogen im Westerwald gegeben, das sei durchaus mit städtischen Strukturen wie Frankfurt vergleichbar, sagt er. Schmitt-Kilian startete mit Seminaren, entwickelte im Rahmen polizeigewerkschaftlicher Arbeit Themenhefte mit Statistiken, Präventions- und Einsatzthemen/Orientierungshilfen.

Mit seiner Reihe von Jugendbüchern hatte sich Schmitt-Kilian zunächst zur Aufgabe gemacht, Präventionsarbeit an Schulen zu leisten. Die Bücher sind die Basis für Seminare an Schulen. Für sie stellt der Verlag eine Reihe an Begleitmaterialien im Unterricht kostenlos zur Verfügung. Das Buch „Shit“, in dem der Autor die zahlreichen Begegnungen in seiner Dienstzeit mit jugendlichen Drogenkonsumenten beschreibt und verarbeitet, läuft als Dauerseller und wurde mehrfach neu aufgelegt.

Die Realität ist weitaus schlimmer.“

Autor Schmitt-Kilian über Drogen- und Menschenhandel

Die Drogenthematik zieht sich zwar durch das Gesamtwerk Schmitt-Kilians, jedoch gab es auch kleine, humorvolle Exkurse in den Polizeialltag und das Radeln entlang der Mosel. Mit den Krimis habe er erst 2009 angefangen. Die Romane „Spurenleger“ und „Leichenspuren“ basieren dabei auf Mordfällen, die es in Deutschland real gegeben habe. Durch die Serie der Kriminalromane „Neben der Spur“ ziehe sich wiederkehrend der Fall einer ermordeten Polizistin wie ein roter Faden.

Im Buch drei Handlungsstränge zusammenlaufen zu lassen, sei seine typische Struktur, die Romane aufzubauen, erklärt der Autor. Dabei bewegen sich die Handlungsschauplätze in der Koblenzer Region und führen bis hinauf in den Westerwald. „Verblendet“ und „Entführt“ thematisieren unter anderem den organisierten Drogen- und Menschenhandel. Auch dieses Buch sei eine Mischung aus einer wahren Geschichte, die ihn bewegt habe, und Fiktion. Die Realität aber, so sagt Schmitt-Kilian, „ist weitaus schlimmer“.

Guten Draht zu Schülern

Sicher sei er kein Literaturpreiskandidat, sagt der 70-jährige Autor lachend, denn seine Sprache sei einfach. Er fühle sich authentisch im Sprachgebrauch irgendwo zwischen Kollegen und der Klientel, mit der er gearbeitet habe. Deshalb habe er auch einen guten Draht zu den Schülern, mit denen er in den Präventionsprojekten an den Schulen arbeite, vor allem dort, wo die Kids dem Milieu nahe sind, erzählt er weiter.

Ob er nicht immer wieder im Spagat stand zwischen der „echten Arbeit“ und dem Schreiben als Autor? Nein, resümiert Schmitt-Kilian, er habe immer genau darauf geachtet, dass er vorsichtig mit kriminaltaktischen Maßnahmen umgehe und wichtige Ermittlungsmethoden nicht preisgebe, die nicht schon öffentlich bekannt seien. Zudem habe er bis heute guten Kontakt zu ehemaligen Kollegen und dem ehemaligen beruflichen Umfeld.

„Sollen die Erwachsenen kiffen, wenn sie wollen.“

Jörg Schmitt-Kilian sorgt sich um junge Menschen

Das Drogenthema ist aktuell geblieben – mehr denn je. Er selbst sehe sich als Brückenbauer, er wolle wahre Ereignisse übermitteln und ins Gespräch bringen, sagt Schmitt-Kilian. Das macht ihn auch immer wieder einmal zum Gesprächspartner in TV-Runden oder der Landessschau. Er sei nicht wirklich ein politischer Mensch, jedoch habe er natürlich eine Meinung zur aktuellen Diskussion über die Cannabisfreigabe, die er für ideologisch geführt halte. „Ich bin auch kein Hardliner“, sagt Schmitt-Kilian, „sollen die Erwachsenen kiffen, wenn sie wollen“, aber junge Menschen steckten bis 25 noch in der Entwicklung. Er halte die Diskussion darüber, wie Schulen mit dem Thema umgehen sollten, für notwendig.

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