Unternehmen feiert Jubiläum
125 Jahre Sahm – Der Glasdruck schreibt Geschichte
Die Firma ist gewachsen. linkerseits im Bild das große, moderne Zentrallager, gegen das die Jugendstilvilla der Familie Sahm, heute Verwaltungsgebäude, klein erscheint. Im Hintergrund die Produktionsgebäude.
Birgit Piehler

Was ganz klein in der Kannenbäckerstadt vor 125 Jahren begann, ist längst zum internationalen Unternehmen geworden, doch weiterhin mit seinem Ursprungsort eng verbunden.

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Wer hat wohl nicht schon aus einem von der Firma Sahm dekorierten Glas getrunken? Das im Westerwald ansässige Unternehmen mit Sitz in Höhr-Grenzhausen feiert dieser Tage sein 125-jähriges Bestehen und kann ebenso auf eine erfolgreiche Geschichte zurückblicken, wie es zuversichtlich auf seine zukünftige Entwicklung schauen kann.

Was im Jahr 1900 von Emil Sahm als kleine Zinngießerei gegründet wurde, die Deckel für Bierkrüge herstellte, ist heute ein internationales Unternehmen mit rund 400 Mitarbeitern an Standorten in Europa in den USA und Asien. Zwei Drittel der Belegschaft ist in Tschechien anzutreffen. Sahm ist heute ein inhabergeführtes Familienunternehmen in vierter Generation. Der Urenkel von Emil Sahm, Michael Sahm, leitet das Unternehmen, das für hochwertige, maßgeschneiderte Glas- und Dekorlösungen für Marken aus der internationalen Getränkeindustrie steht, zusammen mit Torsten Völkel und Paul Goller.

Digitaldruck macht Glasaufdrucke plastisch

Bei Sahm werden in jedem Jahr etwa 80 Millionen „nackter“ Gläser veredelt, dekoriert, sie erhalten das Branding auf Wunsch des jeweiligen Auftraggebers, vor allem Biergläser. Ebenso wie Wein-, Sekt-, Softdrink- ,Schnapsgläser, Teebecher aus Glas und Gläser für Kaffeespezialitäten kann sie der Kunde in den verschiedensten Formen und Größen mit den Designern der Firma Sahm entwickeln und bestellen: Becher, Pokale, Seidel und mehr. Sie werden bedruckt, handbemalt, mit Goldrand verziert.

Und neuerdings wird es plastisch. Die Firma selbst bezeichnet es als „haptisches Erlebnis“. Durch den Digitaldruck ist es neuerdings möglich, Aufschriften und Designs in plastischer Qualität auf das Glas aufzubringen und die Struktur dem Nutzer fühlbar zu machen. Ohnehin hat das Unternehmen eine Reihe von Drucktechniken von Siebdruck- über UV-, Tintenstrahl- oder Lasertechnik bis zur Digitaltechnik entwickelt, mit denen die Firma seit 2018 eine Pionierrolle einnimmt und so auch mit der Unternehmensentwicklung ihre Kompetenzen ausgeweitet.

Michael Sahm, Urenkel des Firmengründers und Geschäftsführer kann auf ein gut laufendes Unternehmen blicken.
Birgit Piehler

Wie jedes Unternehmen hat auch Sahm Herausforderungen zu bewältigen. Was beschäftigt das Wirtschaftsunternehmen derzeit? Das Unternehmen stehe wirtschaftlich grundsätzlich gut da, doch „das Ende der fossilen Energie“ bereite Sorge, so Geschäftsführer Michael Sahm. „Was tun wir dann, wenn sie nicht mehr genutzt werden darf?“ Ein Problem, das viele Westerwälder Unternehmen umtreibt. Die Firma stelle sich nach und nach darauf ein, weniger Gas zu nutzen. Bereits 2007 wurde Sahm nach der Umweltmanagementnorm ISO 14001 zertifiziert.

Im vergangenen Jahr wurde am Stammsitz in Höhr-Grenzhausen, der mit seinem Verwaltungsgebäude – der weißen Jugendstilvilla der Familie Sahm – an der Westerwaldstraße glänzt, eine eindruckvolle Photovoltaikanlage zur Eigenstromerzeugung installiert. Ihre Paneele bedecken die Dächer der riesigen Zentral-Lagerhalle und der Produktionsgebäude. Tags funktioniere das gut, doch sei die Speicherung von PV-erzeugtem Strom für industrielle Belange bislang nicht effizient. Auch arbeite man bei Sahm inzwischen mit UV-Licht zur Fixierung der Aufdrucke, das reduziere den Gasverbrauch für Brennöfen, da das Brennen wegfalle, dennoch benötige das Strom. „UV-Technik – das ist unser großes Thema in der letzten Zeit“, sagt Michael Sahm. Der UV-Druck ist zudem leistungsstärker und kann eine deutlich höhere Anzahl an Gläsern im selben Zeitraum bedrucken.

Firma ist der Region verbunden

Was außer hohen Energiekosten noch belaste, sei häufig die behördliche Überregulierung, wie auch die Verkehrsanbindung vor Ort. Und auch mit dem Azubi-Nachwuchs sei es, wie überall, eher knapp. Derzeit seien zwölf junge Menschen sowohl in der medientechnischen als auch in der kaufmännischen Ausbildung bei Sahm, doch sei der Bedarf nicht gänzlich abgedeckt.

Dass die Firma Sahm der Region sehr verbunden sei, betont Michael Sahm am Ende des Gesprächs, „Das soll auch weiterhin – bei allen Schwierigkeiten, die jeder hat – so sein.“ Am Ende dieser Woche feiert das Unternehmen mit seinen internationalen Gästen sein Jubiläum.

Kleine Historie des Unternehmens

Im Jahre 1900 von Emil Sahm gegründet, produzierte das Unternehmen anfänglich Bierkrüge und begann später die Bemalung von Biergläsern. Während des Zweiten Weltkriegs kam die Produktion nahezu zum Erliegen, wurde jedoch 1945 mit acht Mitarbeitenden wieder aufgenommen. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich Sahm zu einem führenden Anbieter von Glas- und Dekorgestaltung für die Getränkeindustrie.

Nach der deutschen Wiedervereinigung expandierte Sahm international: 1991 wurde eine Tochterfirma in Tschechien gegründet, gefolgt von Niederlassungen in der Ukraine und der Slowakei. 2007 nahm das Unternehmen ein Dekorationswerk in Langfang, China, in Betrieb, 2013 einen weiteren Produktionsstandort in Toledo, Ohio (USA). Heute beschäftigt Sahm rund 400 Mitarbeitende weltweit für die Gestaltung von Markengläsern für Brauereien und Getränkehersteller. Pro Jahr veredelt Sahm etwa 80 Millionen Gläser und schickt sie zu Kunden in Europa, den USA, nach Südamerika und Asien. bp

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