Erster Verein in Kastellaun gegründet - Dogback Esports möchte Talente fördern und Aufklärungsarbeit betreiben
Neuer Verein gegründet: E-Sports soll im Rhein-Hunsrück-Kreis bekannter werden
Der aktuelle Vorstand des Vereins besteht aus Phillip Holler (links) und seinem Stellvertreter Florian Muth.
Phillip Holler

 Wenn Phillip Holler von seinem Projekt erzählt, erkennt man sofort das Leuchten in seinen Augen, hört die Begeisterung in seiner Stimme mitschwingen. Zusammen mit neun anderen hat er Ende vergangenen Jahres den Verein Dogback Esports gegründet, um das Thema E-Sport auch im Rhein-Hunsrück-Kreis populärer zu machen, aber auch, um Aufklärungsarbeit zu betreiben.

Holler ist selbst leidenschaftlicher Gamer und beschreibt sich augenzwinkernd als „Kellerkind“, also als jemanden, der die Jugend vor allem in seinem Zimmer verbracht hat. Rollladen runter, Tageslicht aussperren, PC an, in eine andere Welt abtauchen. Reale Kontakte hatte er in dieser Zeit nicht viele – und steht damit ein wenig für das, was sich viele unter einem Gamer vorstellen. Doch genau aus dieser Ecke möchte Holler das Zocken oder auch das professionelle Spielen herausholen – und hat sich dazu im Zuge der Vereinsgründung ein Konzept überlegt, das auf mehreren Säulen basiert.

Aufklärungsarbeit soll schon an Grundschulen beginnen

Aufklärungsarbeit ist eine wichtige Säule. Hier möchte er gerne bereits im Grundschulalter ansetzen, allerdings weniger bei den Kindern, die seiner Meinung nach zu diesem Zeitpunkt überschaubare viele Berührungspunkte mit dem Thema Computerspiele und Co. haben. Allerdings ändere sich das oft mit dem Wechsel auf eine weiterführende Schule, und deswegen sei es wichtig, die Eltern frühzeitig aufzuklären, ihnen die Chancen, aber auch die Risiken des Spielens aufzuzeigen, ihnen aber auch deutlich zu machen: „E-Sports gehört zur Jugendkultur und wird einen immer wichtigeren Stellenwert bekommen. Davor darf man die Augen nicht verschließen.“ Und es sei einfacher, damit umzugehen und auch mit den eigenen Kindern ins Gespräch zu kommen, wenn man über Informationen zum Thema verfüge.

Wir wissen sowohl um die positiven, als auch um die negativen Dinge, wenn es um das Zocken geht“

Auch in Schulen möchten Holler, der Vorstandsvorsitzender des Vereins ist, und seine Mitstreiter künftig aktiv werden, sind gerade dabei, Konzepte zu entwerfen. Dabei soll es vor allem um das Thema Suchtprävention gehen. „Wir wissen sowohl um die positiven, als auch um die negativen Dinge, wenn es um das Zocken geht“, sagt Holler. „Beides ist wichtig, und über beides sollte geredet werden.“

Ein weiterer Schwerpunkt soll das Gaming an sich sein – und das unterteilt der Vorsitzende in drei Bereiche: das Zocken ohne Wettkampfcharakter, den Austausch innerhalb der Community und den eigentlichen E-Sport. Das definiert sich als sportlicher Wettkampf mit Computerspielen und beschränkt sich dabei keinesfalls auf Spiele aus dem Bereich Sport.

Gaming: weit entfernt von Cola und Chips

Eine besondere Popularität erfährt das Spiel „League of Legends“, kurz LoL, das laut Holler teilweise von 100 Millionen Spielern monatlich gespielt wird und das auch sein Favorit ist. Hier sind, genau wie bei anderen Spielen, in den vergangenen Jahren Ligen entstanden, in denen professioneller E-Sport betrieben wird. So gibt es gerade in der ersten Liga, der Teams aus Deutschland, Österreich und der Schweiz angehören, Klubs, die von großen Unternehmen gesponsert werden und in denen die Gamer vom Spielen leben können.

Das bedeutet allerdings auch, dass diese Art des Spielens nichts mit dem Image von mit Chips und Cola am PC sitzenden Zockern gemein hat. Vielmehr spiele die körperliche Verfassung in diesem Fall eine entscheidende Rolle. Diese Aspekte möchte Holler in einer Talentschmiede aufgreifen. Dabei sollen Talente gezielt gefördert werden – und das nicht nur im Hinblick auf das Spielen, sondern auch in den Bereichen Ernährung, Fitness und Mental Coaching. Sein Wunsch wäre, selbst mit Mannschaften am Ligabetrieb teilzunehmen und damit auch Talenten eine echte Perspektive aufzuzeigen. Ihm ist allerdings bewusst, dass das, vor allem in finanzieller Hinsicht, eine große Herausforderung wird.

Verhaltenes Interesse der Unternehmen im Kreis

Und einen weiteren Traum hat Holler: eigene Vereinsräume. Schließlich geht es ihm auch darum, die Gamer aus eingangs erwähntem Keller zu holen, ihnen eine Möglichkeit zum direkten Austausch zu bieten. Dort soll einerseits gespielt und unter Anleitung qualifizierter Trainer die eigene Leistung – in allen Bereichen – verbessert werden, es soll aber auch Anlaufstelle zum Austausch sein. So sollen dort auch gemeinsame Events, beispielsweise Kochwettbewerbe, stattfinden. Wie lässt sich mit einem vorgegebenen Budget eine gesunde Mahlzeit zusammenstellen?

Das ist eine Idee, die beispielsweise in Hollers Kopf umherschwirrt. Doch die Vereinsräume sollen noch mehr bieten: ein bis zwei Trainingsräume, Konferenzraum, Analyseraum, Fitnessraum, Büro, Streamingraum und einen Gemeinschaftsraum – das würde sich der Vorsitzende wünschen, ist aber auch hier realistisch und weiß, dass die Beiträge der aktuell elf Mitglieder dazu bei Weitem nicht ausreichend sind.

Phillip Hollers Leidenschaft ist das Spielen. Und diese Leidenschaft lässt er jetzt in den Verein Dogback Esports einfließen. Aktuell ist er dabei, Mitstreiter und auch Sponsoren von seinem Projekt zu überzeugen. Fotos: Phillip Holler
Phillip Holler

Deswegen ist er aktuell auf der Suche nach Sponsoren, spricht gezielt Unternehmen an, die das Projekt unterstützen möchten. Allerdings stößt er dabei bislang im Kreis nicht unbedingt auf offene Ohren. Während viele große Unternehmen mittlerweile auf den Zug E-Sports aufgesprungen seien, herrsche im Rhein-Hunsrück-Kreis noch große Skepsis. Skepsis, die Holler abzubauen versucht. Im direkten Gespräch mit Unternehmern, mit Ständen bei Veranstaltungen, allgemein durch Öffentlichkeitsarbeit.

Gaming hält Einzug in Bewerberprozesse

Denn er ist überzeugt von seinem Projekt, und er ist auch überzeugt von E-Sports. So zeige beispielsweise die Tatsache, dass große Unternehmen das gemeinsame Spielen in den Bewerberprozess aufnähmen, dass man dabei viel über den Menschen erfahre. „Die Bewerber werden gebeten, zusammen zu spielen. Dabei ist es unerheblich, ob sie Erfahrung in dem Bereich haben oder nicht. Denn irgendwann tauchen sie ab in diese Welt und vergessen, dass sie unter Beobachtung stehen“, beschreibt Holler die Idee dahinter.

Auf diese Weise würden HR-Manager ganz viel über den Bewerber erfahren: Sozialverhalten, Teamkompetenz, handelt es sich eher um einen Leader oder um jemanden, der lieber im Hintergrund bleibt, reagiert derjenige impulsiv oder ruhig? „Der Unternehmer erfährt so ganz viel über den Charakter des Bewerbers“, weiß Holler. Doch auch an dieser Stelle macht er deutlich, dass man die negativen Aspekte keinesfalls vergessen dürfe. Und im Hinblick auf Sucht und die Gefahr, sich zu sehr zurückzuziehen, die sozialen Kontakte zu vernachlässigen, könne der Verein eine wichtige Funktion erfüllen.

Große LAN-Party mit vielen Teilnehmern im Sommer geplant

So suche man beispielsweise, wenn man Auffälligkeiten ausmache, das Gespräch mit den Betroffenen, aber auch mit den Eltern. Die müssen, im Falle einer Mitgliedschaft von unter 18-Jährigen, ohnehin ihre Zustimmung geben. Die Türen von Dogback Esports stehen, das macht Holler deutlich, aber jedem offen. Unabhängig von Alter, Geschlecht und Präferenzen. So gebe es beispielsweise keine Festlegung auf bestimmte Spiele. „Jeder, der zu uns kommt, wird aufgenommen und kann von der Gemeinschaft profitieren“, sagt er.

Als erste größere Veranstaltung plant der Verein eine LAN-Party, die im Sommer stattfinden soll und bei der sich die Gamer in einer Halle zum gemeinsamen Spielen treffen. Davor sind zudem Infostände während des Frühlingserwachens am Sonntag, 10. März, in Kastellaun und beim Frühlingsfest am Sonntag, 17. März, in Simmern geplant. „Dort wollen wir auch Schnuppermitgliedschaften anbieten, um zu zeigen, wer wir sind und was wir machen“, so Holler. Zudem ist es ihm wichtig, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, Vorurteile abzubauen.

Mehr Informationen zum Verein gibt es im Internet unter www.dogbackesports.de

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