Förster, Forstwirte und Forstwirtschaftsmeister arbeiten Hand in Hand bei dem Projekt, den Wald für unsere Folgegenerationen zu gestalten
Mit Revierleitern des Forstamts Simmern durchs Jahr: Vielfalt der Berufe ist Trumpf bei Landesforsten
Forstwirtschaftsmeister Daniel Korbion (links) und Förster Jan Hannappel sind vor allem mit vielen planerischen Aktivitäten beschäftigt, haben das große Ganze im Blick.
Sina Ternis

Rhein-Hunsrück. Das Arbeiten in und mit der Natur, das ist es, was alle in gleichem Maße schätzen, Förster, Forstwirte und Forstwirtschaftsmeister. In den beiden Revieren Rheinböllen und Argenthal sind insgesamt fünf Forstwirte, zwei Förster und ein Forstwirtschaftsmeister über Landesforsten angestellt.

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Während die Zuständigkeitsbereiche der Förster klar auf die beiden Reviere aufgeteilt sind, teilen sich die übrigen Kollegen in den beiden Revieren auf, auf kurzem Dienstweg und ohne dass der eine dem anderen etwas neiden würde. „Mal sind alle fünf in meinem Bereich, mal alle im Gebiet Argenthal, wie es gerade nötig ist“, sagt Jan Hannappel, der seit 2017 für das Revier in Rheinböllen zuständig ist. Am Ende ist er es, der darüber entscheidet, welche Arbeiten wie auszuführen sind, welche Prioritäten gesetzt werden und wie die Jahresplanung insgesamt aussieht.

Ein Förster, dessen Weg schon ganz früh vorgezeichnet war

Für Jan Hannappel stand schon früh fest, dass er Förster werden möchte, schließlich wuchs er in einem Forsthaus und damit praktisch mitten im Wald auf. Sein Vater war bereits als Förster aktiv, sein Bruder strebte den Beruf an, „sodass ich auch schon früh einen Einblick in das Studium und die Inhalte erhalten habe“, sagt Jan Hannappel. Zudem sei die Verbundenheit zur Natur und zum Wald immer da gewesen.

In den Schulferien half er zusammen mit seinem Bruder im Wald mit, erledigte dort zusammen mit den Forstwirten verschiedene Arbeiten, darunter das Bauen von Zäunen und das Freischneiden von Bäumen. „Ich habe also wirklich vielfältige Einblicke erhalten“, so Hannappel. Deswegen studierte er nach seinem Abitur, das er 2011 in Bad Camberg machte, Forstwirtschaft im niedersächsischen Göttingen, bewarb sich 2016 als Anwärter in Lahnstein. Während dieser Zeit war er auch zwei Tage lang am Forstamt in Simmern.

Dort gefiel es ihm so gut, dass er sich nach seinem Anwärterjahr dort bewarb und 2017 das Revier Rheinböllen übernahm. „Das Kollegium, die Gegend und die Tatsache, dass es nicht zu weit von zu Hause weg war, das alles hat mich dazu bewogen, in den Hunsrück zu kommen“, sagt der Förster. Mittlerweile sei allerdings fast seine ganze Familie vom Taunus in den Hunsrück gezogen.

An seinem Beruf liebt Hannappel die Vielfalt und dass er sich viel in der Natur aufhalten und diese mitgestalten kann. Allerdings sei der Job des Försters mittlerweile zu rund 50 Prozent Büroarbeit, Tendenz steigend.

Das Revier Rheinböllen umfasst die Orte Mörschbach, Liebshausen, Rheinböllen, Erbach, Dichtelbach, Ellern und den Staatswald Hochsteinchen. Es ist rund 1850 Hektar groß, der Staatswaldanteil liegt bei etwa 350 Hektar. ter

Wie die meisten seiner Kollegen hat Hannappel zunächst ein Studium der Forstwirtschaft absolviert. Das ist in Göttingen, Eberswalde und Rottenburg möglich und hat, so zumindest sieht es der Rheinböllener Förster, gegenüber einem Forstwissenschaftsstudium den Vorteil, dass es deutlich praxisnäher ist. Die Regelstudienzeit beträgt, auch abhängig vom Studienort, sechs bis sieben Semester, am Ende steht eine Bachelorarbeit, bei der die Studenten aus unterschiedlichen Fachrichtungen auswählen können. Seit Kurzem ist auch ein Duales Studium möglich, bei dem man einen Teil seiner Zeit an der Uni, einen anderen Teil, angegliedert an ein Forstamt, im Wald verbringt. „Heute würde ich das vermutlich auch machen, aber das war zu meiner Zeit noch nicht möglich“, berichtet Hannappel.

Währenddessen sind die Forstwirte im Wald unterwegs und führen die Aufträge aus, haben dabei aber auch Handlungsspielraum. Das Arbeiten im Einklang mit der Natur und die Gestaltungsfreiheit, das alles ist es, was sie an ihrem Beruf lieben und weswegen sie auch gelernt haben, Wetterkapriolen gelassen zu nehmen.
Sina Ternis

Der hat sich nach seinem Studium, auch das ist der standardisierte Weg, auf ein Anwärterjahr beworben, das inhaltlich in allen Bundesländern gleich ist – sodass sich die angehenden Förster deutschlandweit für eine Stelle als Revierleiter bewerben können. Während des Anwärterjahrs ist man acht Monate einem Revierleiter zugeordnet, wird zwei Monate im Forstamt eingesetzt, geht einen Monat auf Reisen, um auch andere Forstämter kennenzulernen, und belegt einen Monat lang Seminare, ehe mündliche, schriftliche und praktische Prüfung anstanden.

Im Anschluss daran konnte er sich auf eine Stelle als Revierleiter bewerben. Die sind mal mehr, mal weniger vorhanden, Hannappel hatte aber Glück und kam in seinen dem Forstamt Simmern zugeordneten Wunschbezirk in Rheinböllen. Alternativ gibt es aber auch die Möglichkeit, sich auf andere Positionen, bei Landesforsten, im Ministerium oder in der freien Wirtschaft, zu bewerben. „Die Optionen sind vielfältig, aber für mich war immer klar, dass ich als Förster arbeiten möchte“, sagt der Wahl-Ellerner.

Währenddessen sind die Forstwirte im Wald unterwegs und führen die Aufträge aus, haben dabei aber auch Handlungsspielraum. Das Arbeiten im Einklang mit der Natur und die Gestaltungsfreiheit, das alles ist es, was sie an ihrem Beruf lieben und weswegen sie auch gelernt haben, Wetterkapriolen gelassen zu nehmen.
Sina Ternis

Auch hier haben ihn die Vielfalt und die Arbeit in der Natur, vor allem aber im Wald, am meisten überzeugt. Allerdings sagt er auch: „Mittlerweile verbringe ich rund 50 Prozent meiner Arbeitszeit am Schreibtisch, Tendenz steigend.“ So laufen viele Planungen vor allem am PC. Zu den wichtigsten Aufgaben des Försters zählen:

  • Waldbegründung, also Pflanzung von Saatgut sowie Naturverjüngung,
  • Waldpflege, also die Förderung einzelner Bäume, die Freistellung von Jungbäumen gegenüber der Konkurrenzvegetation wie Brombeeren oder Gras, wobei der Förster hier vorwiegend den planerischen Teil übernimmt, während die Forstwirte für die Umsetzung verantwortlich sind,
  • Holzproduktion, die von vielen in erster Linie wahrgenommen wird, die aber nicht den Hauptteil der Arbeit ausmacht,
  • Waldschutz gegen Wild in Form von Zäunen und Einzelschutz,
  • Verkehrssicherung, also die Sicherung von Straßen, öffentlichen Einrichtungen und Bänken vor herabfallenden Ästen, in der Regel in enger Zusammenarbeit mit dem Landesbetrieb Mobilität,
  • Umweltbildung an Kindergärten oder Schulen in Form von Führungen durch den Wald mit Baumartbestimmung oder anderen Aktivitäten, bei denen die Kinder und Jugendlichen eingebunden werden,
  • Öffentlichkeitsarbeit durch Waldbegehungen oder Umwelttage,
  • Wegebau, also die Unterhaltung von Wegen, die vor allem durch und für die Forstwirtschaft entstanden sind,
  • Förderung, also die Beantragung verschiedener staatlicher Fördermittel wie beispielsweise für das klimaangepasste Waldmanagement,
  • Naturschutz, darunter Ausgleichsmaßnahmen zu verschiedenen Baumaßnahmen, Anlage von Tümpeln und Wasserrückhaltebecken.

Aus Sicht von Jan Hannappel ist es für den Beruf des Försters, aber auch für die beiden Berufsbilder Forstwirt und Forstwirtschaftsmeister, zwingend notwendig, dass man sich gern draußen aufhält – was die Kollegen auch sofort bestätigen. Gerade die Forstwirte sind bei Wind und Wetter draußen und schätzen genau das sehr. „Natürlich ist es nicht immer angenehm, wenn es zu heiß ist oder in Strömen regnet“, sagt Stefan Weber. „Aber wir haben es uns so ausgesucht, und jeder Job bringt Vor- und Nachteile mit sich.“ Was er und seine Kollegen besonders schätzen: dass sie den Wald aktiv mitgestalten und ihre eigene Kreativität einbringen können. „Wir gestalten den Wald für unsere Folgegenerationen und das ist ein schöner Gedanke“, sagt Julian Huhn. Zusammen mit Weber und Merlin Maus ist er an diesem Morgen in der Nähe von Ellern unterwegs, fällt Bäume und entfernt anschließend die Äste.

Das Arbeiten im Einklang mit der Natur und die Gestaltungsfreiheit, das alles ist es, was sie an ihrem Beruf lieben und weswegen sie auch gelernt haben, Wetterkapriolen gelassen zu nehmen.
Sina Ternis

Die Forstwirte haben alle eine dreijährige duale Ausbildung hinter sich, die sie in Teilen in den Forstämtern und im forstlichen Bildungszentrum in Hachenburg sowie an der Berufsbildenden Schule in Bad Kreuznach absolviert haben. Bei entsprechenden Voraussetzungen ist auch eine Verkürzung der Ausbildungsdauer auf zwei Jahre möglich. Voraussetzung für die Ausbildung ist die Berufsreife, also ein Hauptschulabschluss.

Wir gehen mit Bedacht an jeden Baum und tun alles für eine maximale Arbeitssicherheit.

Stefan Weber

Die Aufgabenbereiche anschließend überzeugen ebenfalls durch ihre Vielfalt – und finden alle an der frischen Luft und im Einklang mit der Natur statt. Holzernte mit Motorsäge und modernen Maschinen, Güteeinteilung des Holzes, Säen und Pflanzen von neuen Bäumen und damit die Wiederbewaldung, der Schutz des Waldes und der Pflanzen und Tiere, die Pflege und Erhaltung der Wälder sowie der Bau von Erholungseinrichtungen und Wegeunterhaltungsmaßnahmen gehören zu den Dingen, die ein Forstwirt in der Regel in einem Team von zwei oder mehr Kollegen erledigt. Dass man dabei die Gefahr nie ausblenden darf, das ist den drei Mitarbeitern im Ellerner Wald bewusst.

„Wir gehen mit Bedacht an jeden Baum und tun alles für eine maximale Arbeitssicherheit“, sagt Stefan Weber. Gerade in den vergangenen Jahren habe sich mit Blick auf die Technik viel getan, um den Job sicherer zu machen. So gebe es Fällkeile und Schlepper, die gerade dann eine große Hilfe seien, wenn das Gelände schwierig sei oder in der direkten Umgebung vertrocknete Äste herunterzufallen drohten.

Auch mir hat die Arbeit im Wald Spaß gemacht, aber auch die planerischen Tätigkeiten bringen viel Abwechslung, so wie alle Berufe rund um den Wald.

Daniel Korbion

Den übergeordneten Blick auf die Arbeit der Forstwirte haben die Forstwirtschaftsmeister, die als Bindeglied zwischen Forstamtsmitarbeitern beziehungsweise Förstern und den Forstwirten fungieren. In den beiden Revieren Argenthal und Rheinböllen ist Daniel Korbion dafür zuständig, der zuvor selbst zehn Jahre im Wald arbeitete, ehe er sich dazu entschied, die Weiterbildung zu absolvieren. Die setzt voraus, dass jemand mindestens über zwei Jahre Berufserfahrung als Forstwirt verfügt.

Die Weiterbildung erstreckt sich über einen Zeitraum von 24 Wochen, wobei jede Ausbildungseinheit vier bis fünf Wochen dauert, verteilt auf etwa ein Jahr. In der Zwischenzeit können die angehenden Meister ihrer Tätigkeit im Betrieb nachgehen. Bei Korbion waren es vor allem gesundheitliche Beweggründe, die ihn dazu brachten, die Weiterbildung zu machen. „Auch mir hat die Arbeit im Wald Spaß gemacht, aber auch die planerischen Tätigkeiten bringen viel Abwechslung, so wie alle Berufe rund um den Wald“, sagt er.

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