Heute feiert Ehepaar Anders aus Rheinböllen Eiserne Hochzeit - Beim ersten Date war das Eis gebrochen
Lieber Fleischwurst als süße Leckereien – Helga und Helmut Anders aus Rheinböllen feiern Eiserne Hochzeit
Helga und Helmut Anders aus Rheinböllen feiern heute Eiserne Hochzeit. Vor 65 Jahren haben sie sich in Frankfurt am Main das Jawort gegeben. Ihr Geheimrezept: Auf jeden Streit muss auch eine Versöhnung folgen. Foto: Sina Ternis
Sina Ternis

Rheinböllen. Es ist 67 Jahre her, da lernten sich Helga und Helmut Anders in einem Lebensmittelladen in Frankfurt kennen. An die erste Begegnung können sich die beiden noch erinnern, als sei es gestern gewesen. „Helmuts Vermieterin wollte für ihn eine Frau haben und hat uns einander bekannt gemacht“, erzählt Helga Anders.

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Und der damals 19-Jährige reagierte durchaus schlagfertig, als er Helga und ihre Freundin kennenlernte: „Ach, das sind die Zwei, die mich heute aushalten.“ Am Ende war aber er es, der seine Auserwählte ausführte: in eins der besten Cafés der Stadt. Da Helga Anders aber nicht „die Süße“ ist, wie sie selbst sagt, lautete ihre Frage: „Haben die hier auch Fleischwurst, sonst können wir gleich wieder gehen.“ Das Eis war gebrochen, es war der Beginn einer Beziehung, die noch heute währt und in der es nie langweilig wurde.

An sechs von sieben Tagen gestritten

„An sechs von sieben Tagen haben wir uns gestritten“, erzählen beide lachend. Allerdings gab es auch eine klare Regel: Sie sind nie im Streit auseinandergegangen. Schließlich, so die schon damals vernünftige Sichtweise von Helmut Anders, könne jede Begegnung die letzte sein. Doch es wurden sehr viele Begegnungen, am 23. Juli 1959 gaben sie sich das Jawort, übernahmen die Wohnung von Helgas Mutter in Frankfurt-Niederrad, später vergrößerten sich der Schreiner und die Buchhalterin, blieben aber Frankfurt treu.

Das änderte sich erst viele Jahre später, als sie in der Zeitschrift „Blitztipp“ auf ein Inserat aufmerksam wurden, in denen für Häuser in der Rheinböller Waldsiedlung geworben wurde. Obwohl Helga Anders eigentlich nicht aus ihrem trubeligen Frankfurt wegwollte, schlugen die beiden zu, erwarben Grundstück mitsamt noch zu bauendem Haus in Rheinböllen und nutzten dieses in der Anfangszeit als Wochenenddomizil, ehe sie sich 1988 dazu entschieden, ihren Lebensmittelpunkt in den Hunsrück zu verlegen – um Tag für Tag gemeinsam nach Frankfurt zur Arbeit zu pendeln.

Fahrten, die ihnen nichts ausmachten, denn unterwegs redeten sie sich alles von der Seele, das, was sie auf Arbeit erlebt hatten, das, was sie genervt oder erfreut hatte, sodass sie mit freiem Kopf in ihrem Häuschen ankamen. Lediglich zweimal hatte es Probleme gegeben: Einmal war wegen starkem Schneefall kein Durchkommen nach Frankfurt, einmal, nach dem Attentat auf Alfred Herrhausen, den damaligen Vorstandssprecher der Deutschen Bank, kamen sie nicht raus aus Frankfurt. „Bis 23 Uhr haben die die komplette Stadt abgeriegelt, erst dann durften wir nach Hause“, erinnert sich Helga Anders.

Paar genießt mittlerweile den Ruhestand

Mittlerweile genießen die beiden ihren Ruhestand, verbringen Zeit im Garten, der zu dieser Jahreszeit in allen Farben blüht. Ihre Eiserne Hochzeit feiern sie heute mit den Gästen, die zum Gratulieren kommen – zum ersten Mal bleiben sie bei einem runden Hochzeitstag zu Hause, hatten sich sowohl zur Goldenen als auch zur Diamantenen Hochzeit eine Kreuzfahrt gegönnt. Aber dazu seien die Wehwehchen mittlerweile zu groß, sagen die beiden und haben ihre Lebensfreude dabei nicht verloren.

Sina Ternis

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