Um Punkt 15 Uhr hatten sich gerade einmal ein paar Dutzend Menschen auf dem großen Platz zwischen Hunsrückbad und Rathaus eingefunden – was auf der Gegenseite, wo die adrett mit Sakko und Hemd bekleideten AfD-Mitglieder rauchend vor der Hunsrückhalle standen, für Belustigung sorgte. Provokative Belustigung, indem eines der AfD-Mitglieder lautstark die Zahl der Gegendemonstranten, die an diesem Tag gar keine Demonstranten, sondern eine friedliche feiernde Menge sein wollten und auch waren, zählte. Irgendwann wäre der Herr zwar mit dem Zählen nicht mehr allzu einfach hinterher gekommen, aber der ganz große und sicherlich auch von den Initiatoren erhoffte Andrang blieb bis zum Schluss aus.
Als Reaktion auf den AfD-Landesparteitag in Simmern fand vor dem Rathaus die Veranstaltung „Der Hunsrück ist bunt“ statt. Der Aktionstag - der ein Zeichen für Toleranz und Menschlichkeit setzen will - erfuhr dabei deutlich weniger Zulauf, als die Demonstration an gleicher Stelle im Februar.Veranstaltung „Der Hunsrück ist bunt“ in Simmern: Hunsrücker setzen ein Zeichen für Vielfalt
Über die Gründe darüber kann auch ich an dieser Stelle nur spekulieren. Vielleicht sind die Menschen politikmüde, vielleicht haben doch andere Events gelockt, vielleicht sehen sie die Ergebnisse ihrer Bemühungen – Stichwort Europawahl und das Abschneiden der AfD – nicht, vielleicht stehen beim Hunsrücker aber auch an einem Samstag andere Dinge auf der Agenda.
Das ist äußerst bedauerlich. Weil die Veranstalter für ihr Engagement mehr Zulauf verdient gehabt hätten, weil aber vor allem der Anlass mehr Zulauf verdient gehabt hätte. Denn das Einstehen für Demokratie, für Vielfalt, für Zusammenhalt ist in Zeiten wie den aktuellen wichtiger denn je. Und damit aufzuhören, macht die stark, die diese Werte nicht vertreten.