Anke Henrich aus Beltheim ist eine Helferin vor Ort der ersten Stunde. 2021 hatte sich im Zuge des Dorferneuerungsprogramms eine Gruppe von Ehrenamtlichen gefunden, die sich in diesem Bereich engagieren wollte. Zwölf HvO haben sich dort ausbilden lassen und sind seitdem für Beltheim und die einzelnen Ortsteile zuständig.
Frau Henrich, wie ist die Idee entstanden, für Beltheim HvO ausbilden zu lassen?
Wir haben die Erfahrung gemacht, weil wir ein wenig abseits liegen, dass es relativ lange dauert, bis der Rettungsdienst vor Ort ist. Also wollten und wollen wir durch die HvO eine schnelle Hilfe gewährleisten. Deswegen habe ich mich des Themas angenommen und andere Interessenten gesucht.
Hatten Sie vorher schon Erfahrungen in diesem Bereich?
Ich selbst bin gelernte Arzthelferin, aber wir hatten in der Gruppe auch viele, die bislang noch überhaupt nicht in diesem Bereich tätig waren. Das war aber überhaupt kein Problem, denn während der 80-stündigen Ausbildung haben wir das nötige Wissen vermittelt bekommen.
Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Einsatz?
Ja, sehr gut sogar. Wir hatten am Abend zuvor gerade unsere Ausrüstung, also Rucksack und Jacken bekommen, und mussten dann direkt raus zu einem Kindernotfall. Das war natürlich für uns alle schon aufregend, aber wir waren zu zweit, haben uns gegenseitig Sicherheit gegeben, und wir waren auch gut vorbereitet. Mittlerweile ist es schon zur Routine geworden, denn wir hatten im vergangenen Jahr immerhin 62 Fälle.
Gerade auf dem Dorf ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass man denjenigen, dem man helfen soll, kennt. Wie gehen Sie damit um?
Ich würde sagen, in 90 Prozent der Fälle kennen wir die Betroffenen. Aber in dem Moment, in dem wir als HvO unterwegs sind, spielt das keine Rolle, dann erledigen wir unseren Job und fokussieren uns ganz auf das, was zu tun ist. Ich kann da sehr gut differenzieren. Zudem wissen wir ja durch die Mitteilung in der App, wo wir hinfahren und was uns dort erwartet. Zudem hat es sicherlich auch einen Vorteil, wenn man die Leute kennt beziehungsweise vor allem, wenn sie einen kennen. Dann werden sie oft ruhiger, das Ganze hat dann auch einen Betreuungseffekt.
Wie gehen Sie, auch im Team, mit den Fällen um, die unter die Haut gehen, die sich nicht so einfach abschütteln lassen?
Wir haben von Gemeindeseite die Möglichkeit, einen Raum zu nutzen. Da treffen wir uns anschließend und reden bei einer Tasse Kaffee über das Erlebte. Zudem besteht jederzeit die Option, mit dem Kreisverband Kontakt aufzunehmen und die Betreuungsangebote in Anspruch zu nehmen. Auch wenn ich selbst ganz gut damit umgehen kann, gibt es Einsätze, die man mitnimmt, die einen noch beschäftigen.
Für wie wichtig halten Sie das Engagement der Helfer vor Ort?
Ich habe schon das Gefühl, dass wir etwas bewirken. Da geht es einerseits um die Erste Hilfe, beispielsweise bei einer Reanimation, andererseits aber auch darum, den Angehörigen, die mit der Situation oft überfordert sind, zur Seite zu stehen, ihnen ihre Ängste ein wenig zu nehmen.