Rengsdorf-Waldbreitbach
Neuer VG-Chef Fischer: „Das Alter spielt keine Rolle“
Überschwänglicher Jubel am vergangenen Sonntag (27. April) in Verscheid: Pierre Fischer (29, CDU) ist in einer Stichwahl zum Bürgermeister der VG Rengsdorf-Waldbreitbach gewählt worden. Amtsantritt ist der 1. Januar 2026. Außerdem hat der Waldbreitbacher Anfang April das Landtagsmandat von Ellen Demuth (links) übernommen, die im Februar in den Bundestag gewählt worden war.
Jörg Niebergall

Die Karriere von Pierre Fischer aus Waldbreitbach hat noch einmal richtig Fahrt aufgenommen: Kürzlich in den Landtag nachgerückt, wurde der 29-Jährige nun zum VG-Bürgermeister gewählt. Die RZ hat mit ihm über seine neuen Aufgaben gesprochen. 

Pierre Fischer (CDU) hat am Sonntag (27. April) die Stichwahl um das Bürgermeisteramt der VG Rengsdorf-Waldbreitbach gegen Achim Braasch für sich entschieden. Am 1. Januar 2026 tritt der dann 30 Jahre alte Waldbreitbacher die Nachfolge von Hans-Werner Breithausen (SPD) an. Unsere Zeitung hat mit Fischer über seinen Sieg bei der Bürgermeisterwahl und das von ihm kurzfristig übernommene Landtagsmandat, das er bis zum Jahresende 2025 ausüben will, gesprochen.

Herr Fischer, wie sind Sie durch die Wahlnacht in Verscheid gekommen?

Wir haben natürlich etwas gefeiert. Es war ein toller Abend. Gordon Schnieder, der CDU-Fraktionsvorsitzende des rheinland-pfälzischen Landtags, hat sich bei mir gemeldet. Das hat mich sehr gefreut. Ellen Demuth, Jan Petry, Achim Hallerbach und Hans-Werner Breithausen haben mir gratuliert. Aber auch viele Ortsbürgermeister waren unter den Gratulanten, darunter auch die Gegenkandidaten Achim Braasch und Holger Klein.

Wie geht es für Sie die nächsten Tage weiter – als Landtagsabgeordneter und künftiger VG-Chef?

Nach seiner Gratulation bin ich mit Hans-Werner Breithausen so verblieben, dass wir uns kurzfristig zusammensetzen. Er wird mich dann in die Dinge einbinden. Ich bin in der VG ja schon sein Stellvertreter und werde ihn in diesem Jahr während seines Urlaubs noch mehrmals vertreten. Nach Mainz fahre ich diese Woche, weil wir CDU-Fraktionssitzung haben.

Zu Ihrem Amtsantritt am 1. Januar 2026 sind Sie gerade einmal 30 Jahre alt. Sie dürften dann bundesweit zu den jüngsten hauptamtlichen Bürgermeistern zählen. Glauben Sie, dass Sie sich aufgrund Ihres Alters in der VG noch Respekt verschaffen müssen?

Die Menschen werden mich daran messen, was ich im Wahlkampf versprochen habe und welche Themen ich gesetzt habe. Daran möchte ich auch gemessen werden. Ich bin der festen Überzeugung, dass ich nicht besonders behandelt werde, weil ich sehr jung bin. Es kann in meinen Augen eine riesige Chance für unsere VG sein. Das Alter spielt aus meiner Sicht keine Rolle. Der Wähler hat bestätigt, dass das Alter eines Kandidaten nicht wahlentscheidend ist.

Glauben Sie, dass Sie aufgrund Ihres Alters einen Welpenschutz im Bürgermeisteramt genießen?

Nein, das will ich auch gar nicht. Ab Januar werde ich die Verantwortung für die VG, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Feuerwehr tragen. Dieser großen Verantwortung bin ich mir bewusst. Es geht allein darum, seinen Job gut zu machen. Genau diesen Anspruch habe ich an mich selbst.

Was wird voraussichtlich die drängendste Aufgabe sein, wenn Sie im Januar als VG-Bürgermeister loslegen?

Mein Hauptthema ist die Verbesserung der medizinischen Versorgung. Damit werde ich mich dann intensiv beschäftigen, insbesondere was die Ansiedlung eines Kinderarztes betrifft. Ein weiteres Thema ist die Modernisierung und Digitalisierung der Verwaltung. Für mehr Bürgernähe möchte ich eine Bürgersprechstunde einführen. Ganz wichtig ist mir auch, alle Kolleginnen und Kollegen in der Verwaltung kennenzulernen, denn all das schaffen wir nur gemeinsam im Team. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind das Herzstück der Verwaltung. Aber ich möchte auch das, was ich mache, den Menschen verständlich näherbringen. Im Wahlkampf wurde man öfters gefragt, was ein VG-Bürgermeister eigentlich macht.

In einigen kleinen Dörfern konnten Sie beim Wähler nicht punkten. Wollen Sie hier eine Charmeoffensive starten, um auch diese Menschen von Ihnen zu überzeugen?

Ich bin ab Januar Bürgermeister aller Bürgerinnen und Bürger der VG. Ich werde in allen Ortsgemeinden sehr viel unterwegs sein und auch zu allen Ortsbürgermeistern den Kontakt suchen, um zu erfahren, welche Themen den Menschen unter den Nägeln brennen.

Obwohl ein Beschluss für die geplante Sanierung des Wiedtalbads in Höhe von rund 15 Millionen Euro vorliegt, brodelt das Thema im Rengsdorfer Land weiterhin. Es gibt Ortsbürgermeister, die sich darüber beklagen, dass die Bürger ihrer Gemeinde nichts von der Großinvestition im entfernten Hausen haben, aber dafür zahlen sollen. Gibt es an der bisherigen Planung mit einer abgespeckten Freibadkomponente noch etwas zu rütteln?

Die Sanierung des Wiedtalbades ist Bestand der Fusionsvereinbarung. Ebenfalls haben wir seit fast drei Jahren einen entsprechenden VG-Ratsbeschluss. Ich sage jedoch: Das jährliche Defizit bei den Bädern darf nicht wesentlich höher werden. Das ist für die VG-Umlage entscheidend. Wir müssen schauen, dass wir bei den Betriebskosten Einsparungen durch die Sanierung erzielen.

Seit Jahrzehnten hoffen viele Menschen in Straßenhaus auf eine Verkehrsentlastung durch eine Ortsumgehung. Was ist Ihr letzter Stand bei der Planung des LBM?

Der Ball liegt beim LBM. Ich hoffe, dass er in diesem Jahr im Planfeststellungsverfahren deutlich weiterkommt. Ich werde als Landtagsabgeordneter zeitnah das Gespräch mit dem LBM suchen. Die Frage ist, wie wir hier schneller werden können. Wir sind den Menschen in Straßenhaus verpflichtet, dass hier etwas passiert. Das Land muss nun liefern, darauf werde ich drängen.

Anfang April haben Sie das Landtagsmandat von Ellen Demuth übernommen, die im Februar in den Bundestag gewählt worden war. Bis zum Jahresende vertreten Sie die Interessen des Wahlkreises Linz am Rhein/Rengsdorf in Mainz. Was haben Sie sich als CDU-Landtagsabgeordneter in dieser kurzen Zeit vorgenommen?

Ich möchte mir ein Netzwerk aufbauen, das mir in meiner Tätigkeit als VG-Bürgermeister später zugutekommt. Ich will mich in Mainz für die Themen der VG einsetzen. Dazu zählen der Ausbau und die Sanierung von Landesstraßen. Der Zustand einiger Landesstraßen in unserer VG ist ganz schlecht. Es wird hier wenig getan. Durch kleine Anfragen kann ich immer wieder auf die Probleme bei uns aufmerksam machen. Ich kann Minister und Staatssekretäre anschreiben und um Termine bitten. Ich möchte natürlich nicht nur für meine VG das Landtagsmandat voll ausüben, sondern für den gesamten Wahlkreis Linz am Rhein/Rengsdorf. Dazu gehören neben Rengsdorf-Waldbreitbach auch die VGs Asbach, Linz, Unkel und Bad Hönningen. Ich werde sowohl als ordentliches Mitglied im Ausschuss für Digitalisierung, digitale Infrastruktur und Medien als auch im Petitionsausschuss vertreten sein. Stellvertretendes Mitglied bin ich in den Ausschüssen für Gesundheit sowie für Wirtschaft und Verkehr.

Das Gespräch führte Daniel Dresen

Top-News aus der Region