Der Energieversorger Westnetz hat die Hochspannungsleitung bei Pünderich wieder instandgesetzt, die von einem Frachtschiff mit ausgefahrenem Bordkran beschädigt wurde. Das teilte das Unternehmen am Dienstagvormittag mit. Am 11. Mai hatte der Bordkran eines fahrenden Schiffes zwei Hochspannungsseile mit einer Länge von jeweils 300 Metern durchtrennt. Der Verteilnetzbetreiber hat nun zwei neue Leitungsseile über die Mosel gespannt und das Stromnetz wiederhergestellt.
Westnetz hat die Reparaturarbeiten nach eigenem Bekunden präzise geplant und eine kurzzeitige Sperrung der Wasserstraße bei der Wasserschutzpolizei beantragt. Um den Fluss bei der Neubespannung der Leitungen überqueren zu können, wurde am vergangenen Freitag mit einem Boot ein Windenseil über die Mosel gelegt. Das Windenseil ermöglichte es, die aus Aluminium und einem Stahlkern bestehenden Stromleitungen über den Fluss nachzuziehen. Anschließend wurden die Leitungen mithilfe einer Seilwinde auf die Strommasten an den Ufern gezogen. Drei Steiger kamen parallel zum Abspannen und Einregulieren der Leitungsseile zum Einsatz. Bereits am Montag konnte Westnetz die Stromleitungen wieder an das bestehende Stromnetz anschließen. Für den heutigen Dienstag (20. Mai) sind noch kleinere Restarbeiten geplant, sodass der Normalbetrieb wiederhergestellt ist.

„Die Stromleitungen in Pünderich sind nun vollständig erneuert und gehen heute noch in Betrieb. Während der Arbeiten kam es zu keinerlei Beeinträchtigung der Stromversorgung in Pünderich.“
Tom Fuchs, Leiter des Netzbetriebs Rauschermühle

Tom Fuchs, Leiter des Netzbetriebs Rauschermühle, äußerte sich zufrieden: „Die Wiederherstellungsarbeiten verliefen reibungslos. Innerhalb weniger Tage haben wir die Reparaturarbeiten einschließlich der nötigen Ausführungsplanungen über der Mosel abschließen können. Die Stromleitungen in Pünderich sind nun vollständig erneuert und gehen heute noch in Betrieb. Während der Arbeiten kam es zu keinerlei Beeinträchtigung der Stromversorgung in Pünderich.“
Dass es am Tag des Unfalls trotz der schwerwiegenden Beschädigung der Hochspannungsleitung zu keinem längeren Stromausfall bei den Einwohnenden gekommen ist, erklärte Fuchs folgendermaßen: „Nach der Beschädigung der Stromleitung kam es zu einer kurzen Versorgungsunterbrechung, die wir aufgrund unseres redundanten Stromnetzes in rund einer Stunde beheben konnten. Durch das redundante Stromnetz kann nach einem Defekt die Versorgung durch Umschaltungen im Netz schnell wieder sichergestellt werden. Das heißt konkret: Fällt eine Leitung aus, muss eine andere Leitung einspringen können. Die Reparatur der defekten Stromleitung erfolgt dann im Nachgang.“

Überprüfung des bordeigenen Krans löste Vorfall aus
Ein Schiff, das seinen Heimathafen im belgischen Antwerpen (Merksem) hat, war am späten Nachmittag des 11. Mai moselaufwärts unterwegs. Wie es in einer Erstmeldung vonseiten der Polizei hieß es, hätten an Bord des Frachtschiffes Besatzungsmitglieder auf der Höhe von Briedel eine Überprüfung des bordeigenen Kranes durchgeführt. „Der Kran wurde fast vollständig ausgefahren und senkrecht in die Höhe gestellt“, so hieß es in der Polizeimeldung weiter. „In Höhe der Ortslage Pünderich reichte der Abstand zu den über die Mosel führenden Überlandleitungen nicht mehr aus, und es wurden zwei Leitungen durch den Kran gekappt.“
Das führte nicht nur zu einem vorübergehenden Stromausfall, sondern auch zu einem größeren Einsatz für die freiwilligen Feuerwehren der umliegenden Orte und für Mitarbeitende von Westnetz. Die Wasserschutzpolizei stoppte das Schiff, das den ganzen Schlamassel ausgelöst hatte, bei Enkirch. Am Folgetag durfte es seine Fahrt fortsetzen. Die Wasserschutzpolizei leitete ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Gefährdung des Schiffsverkehrs und einen gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr ein. Am vergangenen Freitag hatte Westnetz schließlich mit den Reparaturarbeiten an der Überlandleitung begonnen (unsere Zeitung berichtete).