Im Kaisersescher Wasserstoffquartier SmartQuart hat der Heizungsbauer Viessmann eine Wasserstoffheizung für das Verwaltungsgebäude der Verbandsgemeinde Kaisersesch erfolgreich erprobt. Nicht nur deshalb wertet das Unternehmen aus dem hessischen Allendorf den groß angelegten Feldversuch in Deutschlands erstem Reallabor der Energiewende als Erfolg. Auch wenn der grüne Wasserstoff, anders als ursprünglich geplant, per Sattelzug nach Kaisersesch kam. Zu den für SmartQuart abgerufenen Fördermitteln hat sich Viessmann auf RZ-Nachfrage jetzt auch noch einmal geäußert.
Insgesamt hat die Viessmann Holding International GmbH bisher im Förderprojekt Smart Quart circa 1,14 Millionen Euro an Fördermitteln abgerufen. Das teilte Jean Pierre Vial, Product Owner bei Viessmann, unserer Zeitung per Mail mit. Wobei sich diese Summe auf die drei Standorte des Reallabors der Energiewende verteilt, also auf Kaisersesch, Essen und Bedburg.

EON: Erkenntnisse aus Kaisersesch sind sehr wertvoll
Die Partner im Wasserstoff-Modellprojekt SmartQuart kamen jetzt zu einer Infoveranstaltung nach Kaisersesch. Wurde in der Eifel vor allem Fördergeld verpulvert oder richtig viel erreicht in puncto Energiewende?
Insgesamt waren Viessmann 1,6 Millionen Euro Fördergeld bewilligt worden
Im Gesamtprojekt SmartQuart, an dem neun Partner beteiligt sind, waren dem Heizungsbauer aus dem Hessenland vom Bundeswirtschaftsministerium 1,6 Millionen Euro an Fördermitteln bewilligt worden – für Entwicklung und Erprobung wasserstofffähiger Endgeräte. „Viessmann konnte im Projekt Gas-Brennwert-Geräte entwickeln, welche mit 100 Prozent Wasserstoff betrieben werden können“, führt Vial aus. „Ebenso werden in Kooperation mit Panasonic fünf Brennstoffzellen für den Einsatz mit 100 Prozent Wasserstoff eingesetzt.“ Demnach werden die Anlagen „seit Dezember 2024 in Kaisersesch unter realen Bedingungen betrieben und versorgen die Verbandsgemeinde mit Wärme“.
Zwar rechnet sich das Heizen des VG-Verwaltungsgebäudes mit Wasserstoff nicht (im Vergleich zu einer Wärmepumpe). Dennoch hob Alexander Dauensteiner, ebenfalls Projekt Owner beim Heizungsbauer Viessmann, bei einer Info-Veranstaltung am 19. Mai im besagten VG-Gebäude hervor: „Kaisersesch ist für uns das wichtigste Projekt von allen.“ In der Eifelstadt könne man unter realen Bedingungen „erproben, wie die Umstellung von Erdgas auf 100 Prozent Wasserstoff funktioniert.“ Das Projekt sei eine „tragende Säule für die Umstellbarkeit auf grünen Wasserstoff“.

Bisher flossen 3,4 Millionen Euro Fördergeld in Eifel
Wie viel Steuergeld ist bisher ins Kaisersescher Wasserstoffquartier geflossen? Steht die Summe in einem vernünftigen Verhältnis zum Erkenntnisgewinn? Im Eifel-Reallabor läuft der Betrieb noch. Aber die Fragen drängen sich nach Fehlschlägen auf.
Gesamtmittelabfluss für Kaisersesch bis Anfang Juni: 3,4 Millionen Euro
Im Kaisersescher Wasserstoffquartier wirken insgesamt fünf Konsortialpartner zusammen. Alles in allem könnten sie für das Teilprojekt dort circa 5 Millionen Euro an Fördergeldern abrufen, verteilt auf sechs Jahre. Anfang Juni teilte das Bundeswirtschaftsministerium dazu mit: „Der Mittelabfluss dieser Partner liegt für deren Anteil an den Arbeiten in Kaisersesch bei circa 68 Prozent.“ Diese entspreche „einem aktuellen Mittelabfluss für diesen Standort in Höhe von circa 3,4 Millionen Euro“. Das Modellprojekt SmartQuart läuft noch bis zum Ende dieses Jahres. Viessmann hat die gesteckten Projektziele erreicht, wie das Unternehmen hervorhebt.
Das Gesamtprojekt SmartQuart in Kürze
Mitte Dezember des Jahres 2019 übergab der damalige Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier den Förderbescheid für SmartQuart, ein Modellprojekt, an dem sich die Städte Essen und Bedburg (Rhein-Erft-Kreis) sowie die Verbandsgemeinde Kaisersesch beteiligen sollten. An allen drei Orten sollten Quartiere, also ganze Wohn- und/oder Gewerbegebiete, entstehen, in denen fossile Energieträger (Kohle, Gas, Öl) weitgehend überflüssig werden. Die drei beteiligten Kommunen sollten bewusst unterschiedliche Wege zum Ziel ausprobieren. Die Hoffnung dabei: Am Ende der Versuchs- und Regelbetriebsphase stehen Blaupausen, die sich auf andere Regionen in Deutschland übertragen lassen. Gesamtinvestitionsvolumen für das dreiteilige Reallabor: 60 Millionen Euro, zu 40 Prozent gefördert vom Bundeswirtschaftsministerium, zu 60 Prozent gestemmt von den Projektpartnern aus Kommunen und Wirtschaft. dad