Tipps der Redaktion zu zehn Jahren Moselsteig: Wo etwas Kraxelei mit fabelhaften Erlebnissen belohnt wird
Tipps der Redaktion zu zehn Jahren Moselsteig: Wo etwas Kraxelei mit fabelhaften Erlebnissen belohnt wird
Auf fast 20 Kilometern führt die Etappe 15 von Zell nach Neef. Wer schwindelfrei ist, gelangt über den Collis-Steilpfad auf die Höhe, um dort den weiten Blick ins Moseltal zu genießen. Sechs Stunden sollte man für die Tour auf jeden Fall einplanen.
Dominik Ketz

Der 365 Kilometer lange Moselsteig zwischen Perl und Koblenz ist vor fast genau zehn Jahren eingeweiht worden: am 12. April 2014. Der mehrfach prämierte Fernwanderweg lockt seither Tausende auf seine 24 Etappen und die zahlreichen Partnerwege. Nicht nur, aber auch in den Kreisen Cochem-Zell und Mayen-Koblenz säumen etliche grandiose Aussichtspunkte die Trasse. Zum Steiggeburtstag stellt die RZ einige davon vor, ohne dass damit ein Ranking oder gar ein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben würde.

Lesezeit 4 Minuten

1 Von Zell nach Neef geht's ziemlich hoch hinaus: In Zell beginnt die Moselsteig-Etappe 15. Das heißt: Wer richtig gut zu Fuß ist, der hat schon 14 wunderbare Wandertouren hinter sich, manches Glas Wein getrunken und vielleicht schon manches Blasenpflaster verbraucht. Die Etappe von Zell nach Neef ist 19,9 Kilometer lang und gilt als schwer. Immerhin muss man insgesamt 890 Höhenmeter überwinden. Das hat fast schon alpine Qualität. Sechs Stunden sollte man auf jeden Fall einkalkulieren.

Zunächst beginnt ein schweißtreibender Aufstieg zum Collis-Turm, dem Wahrzeichen der Stadt. Der Collis-Steilpfad ist mit Klettersteigen, Leitern und Drahtseilen ausgestattet und überwindet 160 Höhenmeter auf einer Länge von 1,2 Kilometern. Wem dieses Abenteuer zu heikel ist, der kann den Klettersteig auf einem Steilpfad entlang alter Weinbergsmauern umgehen. Oben angekommen, wird man mit einem atemberaubenden Weitblick über Zell belohnt. Danach wird es beschaulich. Der Weg führt durch Wälder und Weinberge bis nach Neef. Dort gibt es übrigens eine kulinarische Besonderheit: den roten Weinbergspfirsich – zu jeder Jahreszeit als Likör genießbar.

Vom Aussichtspunkt „Todesangst“ aus ist moselabwärts Ediger-Eller zu sehen. Er liegt am Rande des Calmont-Klettersteigs. Foto: Archiv David Ditzer
Archiv David Ditzer

2 Der Aussichtspunkt „Todesangst“ auf dem Calmont-Klettersteig: Mit einer Länge von 11,4 Kilometern ist die Moselsteig Etappe 14 zwischen Neef und Ediger-Eller die kürzeste der 24 Etappen des Moselsteigs. Kurz, aber knackig – das charakterisiert die Tour sicherlich treffend. Schließlich führt die Strecke über den steilsten Weinberg Europas, den Bremmer Calmont mitsamt seinem Gipfelkreuz und den rund 400 Meter hohen Schneeberg. Dafür beinhaltet die Wanderung etliche atemberaubende Ausblicke auf die artenreiche Kulturlandschaft der Moselschleife zwischen Neef, Bremm und Ediger-Eller.

Dazu gehört die Aussicht vom Calmont-Gipfelkreuz genauso wie der Vierseenblick, für dessen Genuss ein kurzer Abstecher nötig wird. Und wer dann genügend Körner und keine Angst vor Kletterpassagen hat, der sollte sich auch aus Aussichtspunkt „Todesangst“ am Rande des Calmont-Klettersteigs nicht entgehen lassen.

Vom Schlossberg aus auf Kobern-Gondorf, die Oberburg und die Mosel zu schauen, ist ohne Frage ein Hochgenuss. Foto: Dominik Ketz
Dominik Ketz

3 Blick vom Schlossberg in Kobern auf die Mosel: Auf der 14 Kilometer langen Moselsteig-etappe zwischen Kobern-Gondorf und Winningen tut es gleich zu Beginn im doppelten Sinne weh, den Kern des Weindorfs mit dem Marktplatz, dem Tatzelwurmbrunnen und den vielen alten Fachwerkhäuser verlassen zu müssen.

Doppelt zum einen, weil es im Dorf einfach schön ist, zum anderen, weil es vom Mühlental aus steil einen Hang hinauf in Richtung Oberburg geht. Die Muskulatur der Wanderfreunde hat reichlich Arbeit. Was dafür entschädigt: die sensationelle Aussicht vom Schlossberg aus lässt sich schon erahnen. Die Erhebung ist Lebensraum vieler Pflanzen- und Tierarten, die Wärme lieben. Reich an kulturhistorischen Denkmälern ist die Tour über Höhenzüge und Hänge gen Winningen ohnehin.

Bei Hatzenport über einen Teil des Laysteigs durch die Wingerte emporzukraxeln, macht Freude – nicht zuletzt mit Flüssigproviant. Foto: Dominik Ketz
Dominik Ketz

4 Teilstrecke des Traumpfades Hatzenporter Laysteig mit Aussichtspunkt Rabenlay: Etappe 21 des Moselsteigs führt Wandersleute auf rund 14 Kilometern von Moselkern flussabwärts nach Löf. In Hatzenport verläuft der Moselsteig ein Stück weit über die Trasse des ebenfalls sehr empfehlenswerten Traumpfades „Hatzenporter Laysteig“. Eine Rast in Hatzenport mit einem schönen Glas Moselwein ist nicht zu vernachlässigen. Für die Kraxelpassage zur Rabenlay mit Schutzhütte und Rastplatz sind frische Kräfte auch nicht verkehrt.

Und nicht erst an der Hütte verwöhnt die Etappe die Wanderfreunde mit Einblicken ins Moseltal, die im Gedächtnis bleiben. Schon (flussabwärts) vor Hatzenport, unterhalb von Lasserg, hält der Aussichtspunkt „Küppchen“ einen klasse Blick auf das Mosel- und Baybachtal und die nahe Burg Bischofsstein bereit. Von den vielfältigen Naturimpressionen am Wegesrand ganz zu schweigen!

Zwar ist der Aussichtspunkt Pinnerkreuz bei Cochem mitunter stark überlaufen, doch es ist einfach unvergleichlich schön, aus luftiger Höhe aus Cochem, die Mosel und die Reichsburg zu schauen. Foto: Archiv David Ditzer
David Ditzer

5 Vom Pinnerkreuz aus fällt der Blick auf die Kreisstadt Cochem: An der Talstation der Cochemer Sesselbahn scheiden sich die Wandergeister: Ob bequem per Lift oder doch per Pedes – der Aufstieg zum Pinnerkreuz hoch über der Kreisstadt Cochem lohnt sich auf jeden Fall. Die Plackerei ist allerdings sehr zu empfehlen, nicht nur wegen besonderer Seitenblick zum Beispiel in Richtung der Cochemer Burgen, Reichs- und Winneburg.

Auch die urwüchsige Vegetation, die den felsigen Serpentinenpfad säumt, ist ein Naturerlebnis, das nur der Fußgänger hautnah mitbekommt. Wer doch eine Ausrede sucht, sich für den Sessellift zu entscheiden: Die Steigetappe zwischen Cochem und Treis-Karden ist mit rund 24 Kilometern eine der längsten. Anstrengende, doch zugleich wunderschöne Wegabschnitte gibt es also in der Folge noch zuhauf.

Auf dem Kompuskopf bei Karden lohnt es sich, bei einem Glas Wein auf den Geschmack des Moseltals zu kommen. Warum? Der Rastplatz ist eine Wucht, im Ort gibt es Einblicke in eine mehr als 2000-jährige Geschichte.
David Ditzer

6 Auf dem Kompuskopf über Karden lädt eine Sinnenbank-Schaukel zur Rast: Die 13,6 Kilometer lange Moselsteig-Etappe zwischen Treis-Karden und Moselkern bietet – sofern man von Karden aus läuft – schon relativ am Anfang, nach einem kurzen und kreislauffördernden Aufstieg einen formidablen Rast- und Aussichtsplatz: den Kompuskopf. Zu erreichen ist er über einen recht schmalen von schroffen Schieferfelsen geprägten Pfad.

Schützhütte, Rast- und Grillplatz sowie eine schaukelnden Sinnenbank – vom Kompuskopf aus lässt sich die Schönheit des Moseltals und der Doppelgemeinde Treis-Karden intensiv genießen. Weitere Highlights entlang der Gesamtetappe: der Buchsbaumwanderpfad, das Naturparadies „Auf der Krabaun“ (Müden) und die Burg Eltz bei Moselkern. Kultur- und Geschichtsinteressierte sollten auch den historischen Stiftsbezirk in Karden keinesfalls links liegen lassen.

Alle Infos zum Steig und den Geburtstagsfeierlichkeiten am Samstag unter www.visitmosel.de

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