Vorfreude auf Olympia in USA
„Team LA 2028“: Treiser Ruderer wollen ran an Medaillen
Um Spitzenleistungen in ihrem Sport zu bringen, brauchen die Ruderer (sitzend, von links) Simon Haible und Jonas Wiesen den Rückhalt im "Team LA 2028". Dazu gehören außer der RG Treis-Karden viele Freunde und Förderer des Vereins.
David Ditzer

Muskeln sind im Spitzensport wichtig, Moneten allerdings auch. Damit ein relativ kleiner Verein groß Athleten hervorbringt, muss einiges zusammenpassen - wie in Treis-Karden.

Die Rudergesellschaft (RG) Treis-Karden 1969 bringt regelmäßig Spitzensportler hervor. Das ist bekannt, nicht erst, seit Steuermann Jonas Wiesen bei den Olympischen Spielen des vergangenen Jahres in Paris den vierten Platz mit dem Deutschlandachter belegt hat. Weniger vom Licht der Öffentlichkeit beschienen als Medaillen, Pokale und vordere Plätze ist hingegen das, was Vereine und Athleten leisten müssen, um in der Weltspitze mitreden zu können. Genau deshalb hat die RG am Mittwochnachmittag in ihrem Bootshaus am Treiser Moselufer das „Team LA 2028“ vorgestellt. Kurz gesagt: Die Ziele sind hoch gesteckt. Zu Recht.

Das Steuern selbst „ist nur der kleinste Teil der Aufgabe“, die Jonas Wiesen hat, wenn sich in Deutschlands Paradeboot acht Topruderer ins Zeug legen, um unter den Ersten im Ziel zu sein. „Es geht darum, die Mannschaft anzuführen“ – als eine Art Trainer, erläutert Wiesen im Treiser Bootshaus. „Man kann als Steuermann aktiv auf die Mannschaft einwirken.“ Dafür trägt Wiesen, der aus dem Eifeldorf Brieden stammt, im Boot ein Headset. Lautsprecher im Achter ermöglichen die Weitergabe der Kommandos ans Team. Das Ganze hat viel mit Psychologie, Rennstrategie und Rudertechnik zu tun.

Für die RG Treis-Karden verlängert Michael Hippert den wichtigen Sponsoringvertrag mit Lotto Rheinland-Pfalz. Die Vertreter von Lotto können an diesem Nachmittag leider nicht selbst anwesend sein. Deshalb stehen Monika Sauer, Präsidentin des Sportbundes Rheinland, sowie die Ruder-Asse Jonas Wiesen (links) und Simon Haible dem RZ-Mann zur Seite.
David Ditzer
„Man muss nicht immer den ersten Platz machen, um Weltklasse zu sein.“
Michael Hippert von der Rudergesellschaft Treis-Karden über die Topathleten des Vereins

Und das reizt den jungen Mann enorm. Deshalb arbeitet er mit dem Team am Bundesstützpunkt in Dortmund, dem Ruderleistungszentrum, akribisch daran, dass Deutschland ein gewichtiges Wörtchen mitredet, wenn es um vordere Platzierungen geht - ob bei international besetzen Regatten oder bei Olympia. Dass es in Paris „nur“ der vierte Platz war? Michael Hippert aus dem RG-Vorstand bringt es auf den Punkt: „Man muss nicht immer den ersten Platz machen, um Weltklasse zu sein.“ Die Weltklasse zeigt sich eher da, wo der vierte Platz zum nächsten Titelgewinn anspornt.

Hippert, den Wiesen nur „Mike“ nennt, und bei dem er den Rudersport erlernt hat, hebt hervor: „Wir haben in der RG ein ganz klares Bekenntnis zum Spitzensport abgegeben. Und Spitzenleistungen müssen auch finanziert werden.“ Ruhig und ohne Umschweife fügt Hippert hinzu: „Wir haben deshalb einen Verein zur Förderung des Ruder-Leistungssports gegründet, der zwischendurch immer mal wieder andere Arbeitsnamen bekommt.“ Zuletzt war es „Team Paris 2024“, künftig ist es eben „Team LA 2028“, bezogen auf die Olympischen Sommerspiele in Los Angeles.

Vor dem WM-Titel standen 9000 Euro

Der Rudersport kostet viel Geld, nicht nur, aber auch für Material. Die Kosten für ein professionelles Viererboot beziffert Hippert auf 25.000 bis 26.000 Euro. Doch nicht für derlei Anschaffungen braucht es immer wieder neue Geldgeber. Beispiel: Bevor die RG im vergangenen Jahr den aus Lonnig stammenden Ruderer Simon Haible zu den Weltmeisterschaften der U23 nach Kanada entsenden konnte, trat der Ruderverband an den Verein heran, blickte Klaus Bischof zurück, bis vor Kurzem RG-Vorsitzender. „Wir sollten 9000 Euro bringen, sonst wird der Simon nicht nominiert. Zum Glück hatten wir das Geld.“ Haible flog zur WM und dort mit seinem Team im Leichtgewichtsvierer zur Goldmedaille.

Jetzt will der U23-Weltmeister in die Schwergewichtsklasse wechseln und steckt sich auch für die WM im Juli in Polen wieder hohe sportliche Ziele. Im Rückblick auf seine Kanadareise erläutert er: „Natürlich ist so eine Übersee-WM teurer als zum Beispiel dieses Jahr in Polen.“ Flug, Unterkunft, wochenlange Vorbereitung und Verpflegung, all das gibt es nicht zum Nulltarif.

Ohne Familie, Freunde und Sponsoren geht es nicht

Genau deswegen auch das „Team LA 2028“: Michael Hippert verlängert für die RG an diesem Nachmittag nicht nur den wichtigen Sponsoringvertrag mit Lotto Rheinland-Pfalz. Er begrüßt auch Monika Sauer, die Präsidentin des Sportbundes Rheinland, den Sportkreisvorsitzenden Edwin Scheid, Uli Oster von der Volksbank Rhein-Ahr-Eifel, den passionierten Sportförderer und RG-Freund Hans-Peter Schössler sowie den Treiser Bauunternehmer Hans-Peter Schnorpfeil in der Runde.

Die Cochem-Zeller Landrätin Anke Beilstein formuliert es in Treis so: „Es braucht eine große Familie, die dahintersteht. Das alles muss mit Geld hinterlegt sein.“ In Richtung Wiesen und Haible schauend, fügt sie hinzu: „Nur dann ist es uns möglich, solche Spitzensportler hier in unserem Landkreis zu präsentieren.“ Mit Familie meint die Landrätin eben nicht allein die Familien von Haible und Wiesen im biologischen Sinne. Die selbstverständlich auch. Sie spielt jedoch zudem auf die große Sportler- und Vereinsfamilie an. Letztere wird bei der RG Treis-Karden großgeschrieben und gelebt.

Die Cochem-Zeller Landrätin Anke Beilstein überreicht eine tönerne Plakette des Landkreises an Jonas Wiesen aus Brieden. Er ist der Landrätin zufolge der erste Sportler aus Cochem-Zell, der es in ein olympisches Finale geschafft hat.
David Ditzer

Das beginnt bei den Talentsichtungen am Kurfürst-Balduin-Gymnasium in Münstermaifeld und der dort eingerichteten Ruder AG. So fing auch für Haible alles an. Und es endet im Grunde nie. Hans-Peter Schössler konstatiert: „Hier bei der RG sind Leute, die noch bereit sind, etwas zu bewegen.“ Und mit Blick auf unbestreitbare Defizite in der Sportförderung fügt er hinzu: „Wir müssen dafür sorgen, dass Leute wie der Jonas oder der Simon sich keine Gedanken darüber machen müssen, wie sie sich ihren Leistungssport noch erlauben können.“

An dieser Stelle kritisierte Sportbundpräsidentin Sauer deutlich, dass der Sport in der Gesellschaft nicht mehr den Stellenwert genieße, den er verdient habe. „Im Sport fördern wir das mit, was den Menschen ausmacht: Bewegung.“ Mit der Talentsichtung in der Schule und dem gezielten Aufbau von Talenten gehe die RG Treis-Karden genau den richtigen Weg.

Wiesen und Haible verstehen sich offensichtlich gut

Mit dem „Team LA 2028“ soll dieser Weg für Jonas Wiesen und Simon Haible zu den nächsten großen sportlichen Erfolgen führen. Die beiden Athleten verstehen sich offensichtlich gut. Wiesen zieht Haible auf, er müsse mehr von den Gebäckteilchen vor ihm auf dem Tisch essen. Schließlich wolle er doch zu den Schwergewichtlern wechseln. Diesen kleinen verbalen Seitenhieb lächelt Haible still und locker weg. Den Sprung ins Dortmunder Bundesleistungszentrum hat er – wie Wiesen – schon geschafft. Dabei soll es nicht bleiben.

Simon Haible aus Lonnig, Ruderer der RG Treis-Karden, hat in Ingelheim kürzlich die Meisterschaftsnadel in Gold des Landessportbundes (LSB) erhalten.
LSB/Seydel

Ehre, wem Ehre gebührt

Mit einer tönernen Plakette des Landkreises würdigte die Cochem-Zeller Landrätin Anke Beilstein den Olympia-Vierten Jonas Wiesen jetzt in Treis als „den ersten Sportler aus diesem Landkreis, der es in ein olympisches Finale geschafft hat“. Gestaltet hat die Plakette der Senheimer Künstler Christoph Anders. Die Ehrung von Wiesen war für Beilstein ein „Highlight des Tages“. Sie sagte: „Ich freue mich sehr, in dieser hochkarätig sportlichen und trotzdem familiären Runde hier dabei zu sein.“ Doch Wiesen ist nicht der einzige geehrte Athlet der RG Treis-Karden. Für zwei Deutsche-Meister-Titel und einen WM-Titel in 2024 erhielt Simon Haible vor Kurzem in Ingelheim die Meisterschaftsnadel in Gold des Landessportbundes (LSB). Wie aus einer RG-Mitteilung hervorgeht, war Sportminister Michael Ebling der Schirmherr der Meisterehrung in der Kultur- und Kongresshalle. LSB-Präsident Rudolf Storck und Lotto-Geschäftsführer Jürgen Häfner nahmen die Ehrung vor. dad

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