Stromleitung an Mosel gekappt
Schiffsunfall Pünderich: So ist der Ermittlungsstand
Netzbetreiber und Feuerwehrwehr im Einsatz: Ein Schiffskran hat am Sonntag, 11. Mai, eine Überlandleitung über der Mosel bei Pünderich beschädigt. 3200 Einwohner waren vorübergehend ohne Strom.
Birgit Pielen

Es war ein Stromausfall der anderen Art: Mit einem ausgefahrenen Kran kappte ein flussaufwärts fahrendes Schiff am 11. Mai eine Hochspannungsleitung bei Pünderich. Gegen den Schiffsführer wird ermittelt. Das ist der Stand.

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Die Ermittlungen gegen den Führer eines Frachtschiffes, das am Sonntag, 11. Mai, mit voll ausgefahrenem Bordkran eine Hochspannungsleitung über der Mosel bei Pünderich gekappt hat, steuern auf ihr Ende zu. Es steht nur noch der Rücklauf der einzelnen Zeugenanhörungen aus, teilte die Wasserschutzpolizei Koblenz auf Anfrage unserer Zeitung mit. Was bislang über den Ablauf des Unfalls bekannt ist und wie es nun weitergeht.

Nach bisherigem Stand der Dinge lief das Geschehen an Bord des moselaufwärts fahrenden Frachtschiffes an jenem 11. Mai tatsächlich so ab, wie es schon in der Erstmeldung der Wasserschutzpolizei gestanden hatte: Bei Briedel fuhr die Besatzung des Schiffs, das seinen Heimathafen im belgischen Merksem, einem Stadtteil von Antwerpen, hat, den Bordkran zwecks Überprüfung voll aus. Dabei wurde die über der Mosel herlaufende Überlandstromleitung allem Anschein nach schlicht übersehen, heißt es.

Westnetz repariert eine Hochspannungsleitung über Mosel bei Pünderich.
Rico Rossival

Wasserschutzpolizei: Kran durfte während der Fahrt überprüft werden

Wie die Wasserschutzpolizei weiter ausführt, ist es zwar grundsätzlich auch erlaubt, einen Bordkran während der Fahrt auszufahren, um ihn zu überprüfen. Allerdings hätte der Schiffsführer hierfür eine geeignete Stelle wählen müssen. Die Stelle in Höhe der Kläranlage bei Pünderich war es eben nicht. Die Folge: Zwei Leitungsseile mit einer Länge von je 300 Metern rissen ab. Rund 3200 Einwohner in Zell und Umgebung waren zumindest zeitweise von der Stromversorgung abgeschnitten. Durch Umschaltung auf eine Alternativleitung war es dem Betreiber Westnetz jedoch gelungen, die Versorgung zügig wiederherzustellen.

Nicht zuletzt, weil sich unterhalb der beschädigten Hochspannungsleitung mehrere Verkehrswege befinden – die Bundeswasserstraße Mosel ist nur einer davon – hatte der ungewöhnliche Schiffsunfall auch einen größeren Feuerwehreinsatz nach sich gezogen. Den beschädigten Leitungsstrang hatten Fachleute von West bereits am darauffolgenden Wochenende wieder repariert. Dafür kamen unter anderem eine Seilwinde und drei Steiger zum Einsatz (unsere Zeitung berichtete). Die Bundeswasserstraße Mosel musste kurzzeitig gesperrt werden.

Strafverfahren oder doch ein Fall für die Bußgeldstelle?

Unmittelbar nach dem Kranunfall vom 11. Mai hatte die Wasserschutzpolizei das Schiff, das den Schaden verursacht hatte, zunächst bei Enkirch gestoppt. Es durfte seine Fahrt gen Trier tags darauf fortsetzen. Gegen den Führer des Schiffes hatte die Polizei ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Gefährdung des Schiffsverkehrs und einen gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr eingeleitet.

Sobald die Ermittlungen komplett abgeschlossen sind, gehen die Resultate gesammelt an die Staatsanwaltschaft Koblenz. Dort, erläutert die Wasserschutzpolizei weiter, wird dann darüber entschieden, ob ein Strafverfahren eingeleitet oder die Sache zurück an die Bußgeldstelle verwiesen wird.

Westnetz repariert eine Hochspannungsleitung über Mosel bei Pünderich.
Rico Rossival

Westnetz: Schaden im fünfstelligen Bereich

Und wie hoch ist der Schaden, der dem Leitungsbetreiber Westnetz entstanden ist? Der Schaden liegt Westnetz zufolge im fünfstelligen Bereich. Die Schadensregulierung werde nun durch die zuständigen Fachkollegen bearbeitet. Und weiter heißt es von Westnetz: „Da es eine Rechtsangelegenheit ist, geben wir hier grundsätzlich keine weiteren Details bekannt.“

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