In der rund 1100 Einwohner zählenden Eifelgemeinde Faid hat das Unternehmen Deutsche Glasfaser (DG) mit dem Bau eines Glasfaserleitungsnetzes bis in die Wohnhäuser (FTTH) begonnen. Bei einem sogenannten Glasfaserpraxistag Ende vergangener Woche sagte Ortsbürgermeister Stefan Thomas: „Die Arbeiten sind seit vier Wochen in vollem Gange und bis jetzt kann ich nur sagen: à la bonne heure!“ Dass dieser Satz so fiel, dürfe eine Menge damit zu tun haben, dass DG sein Ausbaukonzept nach eigenem Bekunden seit Jahresbeginn verändert hat: neue Strategie, neuer Baupartner – und mehr.
Der Szenerie auf dem Platz vor dem Faider Gemeindehaus bescheinigte der Ortschef durchaus Dorffestcharakter: Im Zentrum ein Rondell, an dem bei großer Hitze kühle Getränke gereicht wurden, drumherum mehrere Bankgarnituren und ein Verpflegungswagen, an dem der Müllenbacher Cateringbetrieb Schweitzer verschiedene Mittagsgerichte anbot. Nur die Gästeschar sah anders aus als bei einem üblichen Faider Dorffest. Bürgermeister aus umliegenden Orten, aber zum Beispiel auch aus der Verbandsgemeinde Zell waren ebenso mit dabei wie Verwaltungsmitarbeiter oder die Cochem-Zeller Landrätin.

„ Wir sind froh darüber, dass sich Deutsche Glasfaser dazu bereit erklärt hat, viele Ortschaften eigenwirtschaftlich auszubauen. Dabei meine ich besonders auch die kleineren Ortschaften.“
Für Anke Beilstein (CDU), Landrätin des Kreises Cochem-Zell, sind Glasfaserleitungen bis in die Wohnhäuser ein wichtiger Standortfaktor.
Die sagte dann auch: „Ich sehe den Tag heute als Start in eine gute Zukunft an.“ Dabei habe sie anfangs geglaubt, sie und die anderen ausgewählten Gäste sollten selbst Hand an die Schaufel anlegen, als DG zu einem Glasfaserpraxistag geladen habe, scherzte die Kreischefin. Tatsächlich trieben die Kolonnen der Gesellschaft IMG Business Germany (Kaiserslautern) den Ausbau in der Oberstraße weiter voran – mit Bagger, Schaufeln und Presslufthammer.
Bei dem Praxistag ging es DG darum, den Gemeindevertretern die verschiedenen Ausbauweisen im Detail vorzustellen, die – dem Netzkonzept 4.0 folgend – zum Einsatz kommen. Unserer Zeitung zeigte Peter Konopka, er hat als DG-Abteilungsleiter für die Großregion Mitte-West den Ausbau in Rheinland-Pfalz zu verantworten, die Baustelle vorab. Wobei er von vorneherein kein Geheimnis daraus machte, welche Unannehmlichkeiten mit dem Ausbau verbunden sind: „Es gibt Lärm, Dreck und Verkehrsbehinderungen – und es gibt auch Beschädigungen.“

Gräben werden zunächst nur provisorisch wieder verschlossen
Damit all das für die Einwohner der auszubauenden Ortschaften so wenig spürbar wird wie möglich, setzt DG auf unterschiedliche Mittel. Konopka erläuterte: „Am einfachsten ist es, wenn wir den Gehweg nutzen können. Dann machen wir morgens das Pflaster und den Graben auf, legen die Rohrverbände und machen abends das Pflaster wieder zu.“ Unter Gehwegen reiche zudem eine Grabentiefe von 40 Zentimetern aus. Müsse eine Fahrbahn genutzt oder gar gequert werden, sei eine Tiefe von 60 respektive 80 Zentimetern nötig. Zusätzlich zum Bagger brauche man auch eine Fräse.
Normal ist es Konopka zufolge, dass DG die Gräben, in denen die Rohrverbände liegen, erst einmal provisorisch wieder verschließt, zumeist mit Schotter, bei Fahrbahnquerungen oder Hauseinfahrten mit Pflaster oder Platten. In den orange ummantelten Rohrverbänden sind mehrere leere Kunststoffrohre, in die später die eigentlichen Glasfaserkabel eingeblasen werden. Erst, wenn sichergestellt ist, dass ein Leitungsstrang einwandfrei funktioniert und die gleiche Bodenverdichtung erreicht ist wie zuvor (gemessen per Lastplattendruckversuch), wird ein Graben final wieder verschlossen. Die Rohrverbände sind mit gelben Plastikanhängern so gekennzeichnet, dass für DG jederzeit nachvollziehbar ist, „welches Rohr an welcher Stelle in welcher Qualität vergraben ist“.

Nur im Idealfall ist ein Vortrieb von 200 Metern am Tag möglich
Beim Verlegen der Rohrverbände kann IMG im Auftrag von DG auch schon mal 200 Meter Vortrieb schaffen, führte Konopka aus, aber nur im Idealfall. „Dann muss wirklich alles stimmen.“ Doch das ist selten genug der Fall. „Oft kann es sein, dass Pläne, die Leitungswege dokumentieren, nicht mehr dem entsprechen, was wir vorfinden.“ Ist eine Fremdleitung einmal beschädigt, darf DG sie nicht einfach reparieren. Dann muss derjenige ran, dem die Leitung gehört. Sind keine Gehwege vorhanden oder die räumlichen Verhältnisse sehr beengt, sei an einen Vortrieb von 200 Meter am Tag ebenfalls nicht zu denken. An einigen Stellen zum Beispiel in Treis-Karden schaffe man nur zehn bis 20 Meter am Tag. Wobei DG in Treis-Karden noch nach dem alten Konzept und mit dem alten Baupartner ausbaut.
Doch was ist neu an dem in Faid genutzten Netzkonzept 4.0? DG geht die Tiefbauarbeiten in einem Ort nicht mehr direkt komplett an. „Wir bauen inzwischen DP-abschnittsweise aus“, sagte Konopka. DP steht für „Distribution Point“ und meint einen Glasfaserverteilpunkt. „Ein DP versorgt bis zu 44 Haushalte.“ Erst wenn eine Strecke von einem DP zum nächsten erprobtermaßen fertig ist, „sind wir wieder weg“, so Konopka.
Konopka: Kleinere Multifunktionsgehäuse weniger störanfällig
Beim Ausbau nach dem neuen Konzept verwendet DG „Multifunktionsgehäuse, die weniger aktive Komponenten enthalten“, erläuterte der Fachmann weiter. Sie sind weniger störanfällig, kleiner und verbrauchen weniger Energie. Bis zu drei Arbeiterkolonnen kommen pro Ort zum Einsatz. Wo Fremdleitungen oder andere Verteiler vermutet werden, bringt DG einen sogenannten Saugbagger zum Einsatz, der das Erdreich schonend entfernt.
Faid ist erst das zweite Projekt in Rheinland-Pfalz, bei dem DG nach dem neuen Konzept ausbaut. „Die Erfahrungen seit Anfang des Jahres sind sehr, sehr positiv“, sagte Konopka. Er wies aber auch darauf hin, dass der flächendeckende Glasfaserausbau bis in die Häuser ein gigantisches Infrastrukturprojekt sei.
„Unser Ziel ist auch, dass, wenn wir wieder weg sind, niemand mehr weiß, dass wir überhaupt hier waren.“
Peter Konopka, DG-Abteilungsleiter für die Großregion Mitte-West

„Unser Ziel ist es, möglichst schnell wieder weg zu sein“, sagte Konopka. Und er fügte gegenüber den Gästen in Faid hinzu: „Unser Ziel ist auch, dass, wenn wir wieder weg sind, niemand mehr weiß, dass wir überhaupt hier waren.“ Sprich: Von dem ganzen Aufriss soll auf Straßen und Gehwegen nichts mehr zu sehen sein. Ein Ansinnen, das den Faider Ortsbürgermeister Thomas natürlich freut. Was ihn ärgert, ist, dass das Telekommunikationsgesetz es erlaubt, dass in einem Ort mehrere Anbieter ausbauen. „So droht vielen Gemeinden ein Doppelausbau, gegen den man sich nicht wehren kann.“
Auch Faid weckt bei einem „Anbieter mit Magentafarben“ (Stefan Thomas) ebenfalls Begehrlichkeiten, allerdings nur auf einem besonders lohnenden Ausbaustrang. Deshalb hielt der Ortschef in Richtung DG und IMG fest: „Wir sind froh, dass ihr gestartet seid.“ Vielleicht wende das den drohenden Doppelausbau noch ab.
Projektleiter: Parallel zu Faid auch in Cond gestartet
In der VG Cochem will das Unternehmen Deutsche Glasfaser (DG) ein FTTH-Netz in den Cochemer Stadtteilen Cond und Brauheck sowie den Ortsgemeinden Beilstein, Bremm, Briedern, Bruttig-Fankel, Dohr, Ellenz-Poltersdorf, Ernst, Faid, Greimersburg, Klotten, Moselkern, Müden, Nehren, Pommern und Valwig aufbauen. In Treis-Karden läuft der Ausbau noch. Dort soll das Netz Ende September/Anfang Oktober fertiggestellt sein. Dann sollen auch die ersten Anschlüsse aktiviert werden. Beim Termin in Faid sagte Projektleiter Alexander Dörr, parallel zu Faid habe der Ausbau auch in Cochem-Cond begonnen. In der Regel vier bis sechs Wochen vor Baustart kommen DG-Mitarbeitende in anzuschließende Haushalte, um dort mit den Eigentümern festzulegen, wo das Kabel ins Haus gehen soll und wo Übergabepunkt und Modem installiert werden. Alle Mitarbeitenden haben Ausweise, die jederzeit vorgezeigt werden können. Hier ist eine ID-Nummer vermerkt, die über die DG-Servicenummer 02861/890 600 geprüft werden kann.