Das Ende einer fast 140-jährigen Ära in der Moselstadt Zell ist inzwischen schon seit einiger Zeit besiegelt: Die Weinkellerei Zimmermann-Graeff & Müller (ZGM) befindet sich nicht länger in den Händen der Nachfahren des Betriebsgründers Jacob Zimmermann. Bereits mit Wirkung zum 26. April hat die französische Kellereigruppe Les Grands Chais de France (GCF) den Zeller Branchenriesen zu 100 Prozent übernommen. „Die ZGM wird weiter als eigenständiges Unternehmen innerhalb der GCF-Gruppe operieren“, heißt es in einer Pressemitteilung der GCF-Gruppe. Was bedeutet die Übernahme für die ZGM-Mitarbeiter, und wie sieht die künftige Ausrichtung des Betriebs im Zeller Höhenstadtteil Barl aus? In diesen Punkten hält sich die neue Leitung bisher bedeckt.
Übernahme zeichnete sich schon länger ab
Schon länger hatte sich die ZGM-Übernahme durch die im elsässischen Petersbach beheimatete GCF-Gruppe angedeutet. Nach dem Vollzug hieß es einer Mitteilung: „Wir sehen in der Akquisition einen wichtigen Baustein für die künftige Ausrichtung der Gruppe und erweitern unsere Aktivitäten in Deutschland durch eine starke Vinifikation, Produktion und Distribution“, sagt Joseph Helfrich, Präsident der GCF-Gruppe. Umgehend werde nun „der Fokus auf die Ausweitung der vorhandenen weltweiten Vertriebsaktivitäten gelegt“.
Wir sehen in der Akquisition einen wichtigen Baustein für die künftige Ausrichtung der Gruppe und erweitern unsere Aktivitäten in Deutschland durch eine starke Vinifikation, Produktion und Distribution.
Joseph Helfrich, Präsident der GCF-Gruppe
Was auch immer das im Einzelnen bedeutet, vor allem für die Beschäftigten von ZGM. Fest steht: Mit einem jährlichen Abfüllvolumen von mehr als 100 Millionen Litern gehört ZGM – nach übereinstimmenden Darstellungen der „Lebensmittel Zeitung“ und der Fachzeitschrift „Weinwirtschaft“ – zu den drei größten Weinkellereien in Deutschland. ZGM wird von mehr als 1000 Winzern in Rheinland-Pfalz mit Trauben beliefert und exportiert einen großen Teil seiner Produkte in mehr als 50 Länder. Allein im Jahr 2018 hatte ZGM nach eigenen Angaben einen Nettoumsatz von 160 Millionen Euro erzielt.
Erst im August 2019 hatte ZGM mit viel Tamtam im Beisein der damaligen Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner unter anderem ein voll automatisiertes Hochregallager, neue Sozialräume für einen Teil der damals 275 Mitarbeiter und eine Abfüllhalle eingeweiht. Vom Mai 2016 an bis August 2019 hatte ZGM, wie es seinerzeit vonseiten des Unternehmens hieß, rund 40 Millionen Euro in seinen Standort auf dem Barl investiert (die RZ berichtete).
Mit Investitionsprogramm ab dem Jahr 2016 verhoben?
Hat sich ZGM mit dieser enormen Investition verhoben? Über die Hintergründe für die Übernahme sei wenig bekannt, schrieb die Branchenzeitschrift „Weinwirtschaft“ Ende April. In der Szene sei gemunkelt worden, dass die im Zuge der Investitionen entstandenen Kosten zu hoch gewesen seien. Weiter schreibt die Zeitschrift, ZGM habe in der Branche als Unternehmen gegolten, das im deutschen Lebensmitteleinzelhandel immer wieder mit Angeboten überrascht habe, „die so scharf kalkuliert schienen, dass Wettbewerber sie als unrentabel bezeichneten“.
Als sich die Übernahme im Frühjahr dieses Jahres abzeichnete, war im Zeller Land von „Managementfehlern“ zu hören, die ZGM begangen habe. Das Unternehmen selbst wollte sich zu Betriebsinterna nicht äußern. Doch schon bevor die Zeller Kellerei von der GCF-Gruppe übernommen worden war, waren mehrere frühere ZGM-Mitarbeiter bereits zu GCF gewechselt, wie im Umfeld des Unternehmens zu erfahren war.
Die neue ZGM-Geschäftsführung
Nun, nach der Übernahme, besteht die ZGM-Geschäftsführung aus Joseph Helfrich (unter anderem Präsident der Group GCF), Frédéric Helfrich (unter anderem Executive Commercial Director GCF), Matthias Schwunk (unter anderem Group Director International Wines, Spirits & Distribution Partners) und Horst Hillesheim (Geschäftsführung Marketing und Vertrieb ZGM). Hillesheim war im Januar zu ZGM gekommen.
Jetzt gehört ZGM „zum größten französischen Weinproduzenten“, der in Deutschland mit großen Marken wie Grand Sud oder J. P. Chenet bestens vertreten sei, heißt es in der Zeitschrift „Weinwirtschaft“. Der Anfang von etwas Neuem, nicht zuletzt für die Mitarbeitenden, das Ende von ZGM als Betrieb der Familie Hübinger/Schiemann.