Nach Havarie auf Mosel
Moselschleuse St. Aldegund kaputt: So geht’s weiter
Ein Fahrgastkabinenschiff hat das Untertor der Moselschleuse St. Aldegund so schwer beschädigt, dass der Schleusenbetrieb ausgesetzt werden musste.
Junker Dieter

Die Moselschleuse St. Aldegund ist zurzeit unbrauchbar, weil ein Schiff das Untertor schwer beschädigt hat. Zig Schiffe befinden sich zurzeit in Warteposition, weil die Schleuse bloß eine Kammer hat. Klingt vertraut? Ist es auch. Was bekannt ist.

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Ein Fahrgastkabinenschiff ist am späten Mittwochnachmittag gegen das Untertor der Moselschleuse in Sankt Aldegund gefahren. Der Wasserschutzpolizei zufolge wurden insgesamt drei Personen durch den Zusammenstoß verletzt, eine Person musste aufgrund der witterungsbedingten Hitze medizinisch versorgt werden. Die Schleuse ist vorerst unbrauchbar. Dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt zufolge sitzen circa 50 Schiffe auf der Mosel fest. So schnell wie möglich soll die Schleuse repariert werden. Wie stehen die Chancen, dass das gelingt?

Es erinnert alles in unguter Weise an die Ereignisse vor etwas mehr als einem halben Jahr in Müden: Am 8. Dezember war ein mit Schrott beladenes Frachtschiff dort gegen das Untertor der Schleuse gefahren und hatte es schwer beschädigt. Weil die Schleuse in Müden nur über eine Kammer verfügt, kamen zig Schiffe plötzlich auf der Mosel nicht mehr weiter. Es folgten aufwendige Notschleusungen und eine Torreparatur im Eilverfahren, die nur deshalb bis Anfang Februar gelang, weil das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Mosel-Saar-Lahn noch ein Ersatztor in Trier liegen hatte.

Das Fahrgastkabinenschiff, das das Untertor der Schleuse St. Aldegund beschädigt hat, liegt zurzeit im Oberwassser.
Dieter Junker

Für St. Aldegund hingegen gäbe es nach WSA-Angaben auf die Schnelle kein Ersatztor mehr, sollte sich herausstellen, dass sich das alte Tor nicht wieder funktionstüchtig herstellen ließe. Stephan Momper, Leiter des WSA Mosel-Saar-Lahn, machte allerdings nach einer ersten Schadensbegutachtung gegenüber Medienvertretern am Donnerstagvormittag deutlich: Der Schaden am Untertor in Sankt Aldegund ist allem Anschein nach weniger schlimm, als dies Ende vergangenen Jahres in Müden der Fall war. So rasch wie möglich soll die Schleusenkammer in St. Aldegund wieder in Gang gebracht werden – mithilfe des vorhandenen Tores.

Das Fahrgastkabinenschiff, das den Schaden am späten Mittwochnachmittag verursacht hatte, wollte der Wasserschutzpolizei zufolge zu Tal fahren, als es gegen das Tor fuhr und es beschädigte. Es konnte aus eigener Kraft zurücksetzen und liegt derzeit im Oberwasser vor der Schleuse Sankt Aldegund. Die Ermittlungen, wie es zu dem Zusammenstoß kommen konnte, dauern an.

Schifffahrtsverwaltung: Rund 50 Schiffe in Warteposition 

In Sankt Aldegund kursierten schon kurz nach dem Vorfall Gerüchte, wonach ein Sicherungsseil an der Schleuse nicht funktioniere, das helfen solle, derlei Vorfälle zu verhindern. Dass diese Sicherungsvorrichtung derzeit nicht funktioniert, bestätigte WSA-Leiter Momper zwar. Doch sie sei auch nicht vorgeschrieben und existiere an anderen Standorten gar nicht. Auch ohne diese Vorrichtung sei ein reibungsloser Schleusenvorgang möglich – ähnlich wie sich eine Straße auch ohne Leitplanken befahren lasse.

Am Donnerstagvormittag untersuchten Taucher das Ausmaß der Schäden. Rund 50 Schiffe hatten sich zu dem Zeitpunkt per Automatic Identification System (AIS) für die Schleuse angemeldet und warten derzeit, teilte das Bundesverkehrsministerium mit. Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder werde sich zusammen mit dem Leiter der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt, Eric Oehlmann, am späten Donnerstagnachmittag einen Eindruck von der Lage machen. Der Pressemitteilung zufolge sagte Oehlmann: „Wir sind derzeit dabei, das Schadensausmaß im Detail zu erfassen. Erfreulich ist: Weder der Beton noch der Antrieb wurden beschädigt.“

Die beschädigte Schleuse in St. Aldegund.
Junker Dieter

Am Ort der Havarie erläuterte Stephan Momper, mithilfe von Probeschleusungen zu Tal und zu Berg wolle man schon von Donnerstagnachmittag an testen, ob und wie es gelingen kann, die Mosel so rasch wie möglich wieder durchgängig passierbar zu machen. Nach dem neuerlichen Unfall an einer Schleuse, die nur über eine Kammer verfügt, wurden aus der Politik schnell abermals Forderungen laut, man solle alle deutschen Moselschleusen so schnell wie möglich mit einer zweiten Kammer ausstatten.

Für die Kreisverwaltung Cochem-Zell wird am späten Donnerstagnachmittag der Erste Kreisbeigeordnete Hans-Joachim Mons an dem Infotermin mit Bundesverkehrsminister Schnieder und Landesverkehrsministerin Daniela Schmitt teilnehmen. „Es ist uns ein wichtiges Anliegen, die Einschränkungen für Anliegerkommunen, die Schifffahrt sowie die regionale Wirtschaft so gering wie möglich zu halten“, betont Mons. „Deshalb bringen wir uns im Rahmen unserer Möglichkeiten aktiv in die Gespräche und Lösungsfindung ein.“

Havariertes Schiff war auf dem Weg nach Düsseldorf

Nach Informationen des „Trierischen Volksfreunds“ handelt sich bei dem in St. Aldegund havarierten Schiff um ein 110 Meter langes Flusskreuzfahrtschiff einer Hamburger Reederei. Es fährt unter bulgarischer Flagge und war unterwegs nach Düsseldorf, wo es auch gestartet war. Über Rhein und Mosel ist die sechstägige Tour bis auf die Saar nach Mettlach gegangen. Rund 1200 Euro pro Person kostet die Kreuzfahrt. 128 Passagiere finden Platz auf dem Schiff. „Nicht nur die lichtdurchfluteten, geräumigen Außenkabinen, sondern auch das einladende Sonnendeck und der behagliche Wintergarten bieten viel Raum für Ihre Erholung“, wirbt die Reederei für Fahrten mit dem Schiff, das als deren Flaggschiff gilt. Seit 2014 ist es im Dienst des Kreuzfahrtanbieters. 2016 wurde das Schiff umfassend modernisiert, unter anderem wurde sogenannte französische Balkone in 33 Oberdeck-Kabinen eingebaut. Auch das Restaurant und die Panorama-Bar umgebaut. red

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