Mehr Hochwasserschutz
Messstellen helfen, eine Elzflut früh zu erkennen
Bei einem Hochwasser Mitte Juli 2021 hat der Elzbach in Moselkern massive Schäden angerichtet. Unter anderem deshalb ist der Schutz zuletzt verbessert worden.
Kevin Rühle/Archiv

Spätestens seit der Ahrflut sind auch kleinere Flüsse und Bäche im Fokus der für den Hochwasserschutz zuständigen Stellen. Das Warnsystem hier zu verbessern, ist das Ziel. Unter anderem an Elzbach und Nette gibt es klare Fortschritte.

Ihre erste Bewährungsprobe hat die kommunale Pegelmessstelle am Elzbach in Bermel bereits Ende Januar dieses Jahres bestanden: Sie half dabei, dass unter anderen Katastrophenschützer des Technischen Hilfswerks (THW) Cochem rechtzeitig auf einen rasanten Anstieg des Elzbaches reagieren konnten. Sie sicherten eine Behelfsbrücke im Elztal mit Drahtseilen. Auch in Monreal verbessert ein kommunaler Pegel inzwischen die Hochwasservorhersage an der Elz, also an sogenannten Gewässern zweiter und dritter Ordnung. Seit Kurzem sind die Messwerte beider Pegel für jedermann abrufbar. Gleiches gilt für weitere Messtellen an Nette, Nitzbach, Thürer Bach und Saynbach. Doch warum ist das wichtig? Seit wann liefern die Pegel schon Daten? Und was kostet so eine digitale Messstelle?

Ganzseitig und auf Seite drei tauchte die Erfolgsmeldung Ende März im Amtsblatt der Verbandsgemeinde (VG) Cochem auf: Unter der Überschrift „Verbesserung im Hochwasserschutz“ war dort zu erfahren, dass die kommunalen Pegel Bermel und Monreal fortan auf den Webseiten der Hochwasservorhersagezentrale Rheinland-Pfalz sowie über die Smartphone-App „Meine Pegel“ abrufbar seien. „Nach dem Hochwasser an der Ahr haben wir bezüglich der Situation an der Elz Kontakt zum Kreis Mayen-Koblenz und zur Verbandsgemeinde Vordereifel aufgenommen“, blickt Wolfgang Lambertz, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Cochem, zurück.

In Moselkern mündet der Elzbach in der Mosel. Nach längerer Trockenzeit, wie zuletzt, ist er mehr oder minder nur ein Rinnsal. Dass er aber auch zerstörerische Wucht entfalten kann, offenbarte er unter anderem im Juli 2021. Deshalb wurde das Hochwasserwarnsystem verbessert.
David Ditzer

In der Folge verwirklichte der Kreis Mayen-Koblenz den Pegel in Bermel, die VG Vordereifel den kommunalen Pegel in Monreal. Die verheerende Flut an der Ahr Mitte Juli des Jahres 2021 hatte 135 Menschen das Leben gekostet. Auch der Elzbach war seinerzeit massiv über die Ufer getreten, hatte auf seinem Weg bis zur Mündung in Moselkern jedoch zum Glück „nur“ erhebliche Sachschäden hinterlassen.

Auf tragische Weise war im Sommer 2021 deutlich geworden, welch großes Gefahrenpotenzial gerade auch in kleineren Flüssen und Bächen schlummert, wenn Starkregen sie zum reißenden Strom anschwellen lässt. Eine Verbesserung des Hochwasserwarnsystems auch an solchen Gewässern zweiter und dritter Ordnung rückte für die rheinland-pfälzischen Kommunen verstärkt in den Fokus. Im September des Jahres 2023 verkündete der Kreis Mayen-Koblenz, mittels kommunaler Pegel an Nette, Saynbach, Nitzbach und Thürer Bach „sollen künftig lokal schnell ansteigende Wasserstände erfasst werden“. Die „Smarte Region MYK10“ verwirkliche das Vorhaben in enger Zusammenarbeit mit der Unteren Wasserbehörde und Rainer Nell, dem Brand- und Katastrophenschutzinspekteur des Kreises MYK.

Bei einem Hochwasser Mitte Juli 2021 hat der Elzbach in Moselkern massive Schäden angerichtet. Unter anderem deshalb ist der Schutz zuletzt verbessert worden.
Kevin Rühle/Archiv
Bei einem Hochwasser Mitte Juli 2021 hat der Elzbach in Moselkern massive Schäden angerichtet. Unter anderem deshalb ist der Schutz zuletzt verbessert worden.
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Bei einem Hochwasser Mitte Juli 2021 hat der Elzbach in Moselkern massive Schäden angerichtet. Unter anderem deshalb ist der Schutz zuletzt verbessert worden.
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Insgesamt sechs kommunale Pegel entstanden, die Standorte wählte die Kreisverwaltung MYK auf Basis einer Masterthesis der Hochschule Koblenz und in Absprache mit dem gewässerkundlichen Dienst der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord aus. Seit November 2023 in Betrieb sind der Verwaltung zufolge folgende drei Pegel:

  1. „Breitenau“ am Saynbach in der VG Ransbach-Baumbach (Westerwaldkreis). Die Schutzziele, für die Vorwarnzeiten ermittelt werden sollen, sind die Ortsgemeinden Kausen und Isenburg sowie die Stadt Bendorf.
  2. „Thür“ am thürer Bach in der Verbandsgemeinde Mendig. Schutzziele: Kruft und Plaidt.
  3. „Camping Falkley“ an der Nette in der Verbandsgemeinde Vordereifel. Schutzziele: Rieden und Mayen.

Diese drei Pegel wurden der Kreisverwaltung MYK zufolge zu 100 Prozent über Smart Cities finanziert. Den provisorischen Pegel „Hammesmühle“ an der Nette in der VG Vordereifel bezahlte der Kreis vollständig. Für die weiteren drei kommunalen Pegel kam das Geld zu 60 Prozent übers Land, zu 40 Prozent über die „Smarte Region MYK10“. Auf Nachfrage erläutert die Verwaltung, pro Pegelstandort fallen Kosten von 35.000 bis 42.000 Euro an. Darin enthalten sind die nötigen Bauteile (Sensorik, Solarpanel, Schaltschrank, Messlatte) sowie Montage und Betrieb.

Experte: Einsatz kommunaler Pegel enorm wichtig

Seit September vergangenen Jahres ist der Pegel „Nitz“ am Nitzbach in der Verbandsgemeinde Kelberg (Schutzziele: Virneburg, Mayen und Trimbs) in Betrieb. Der bereits erwähnte Pegel „Hammesmühle“ an der Nette liefert derzeit keine Daten, weil dort die beim Hochwasser 2021 zerstörte Brücke wiederaufgebaut wird.

Wie wichtig es ist, kommunale Pegel für die Hochwasservorhersage an Gewässern dritter und zweiter Ordnung zu installieren, hatte im Herbst 2023 aus Lothar Kirschbauer von der Hochschule Koblenz hervorgeboben. Der Professor und Experte für Siedlungswasserwirtschaft und Wasser verdeutlichte, dass die Warnungen mithilfe der bisherigen Landespegel an Rhein und Mosel in der Regel zwei bis drei Tage im Voraus erfolgten. „Die Nette beispielsweise reagiert aber im Oberlauf viel schneller auf Niederschläge“, erläuterte Kirschbauer. „Daher bleibt einem nur die Möglichkeit, kurzfristige Vorhersagen zu machen, indem man kommunale Pegel einsetzt.“

Vom internen Warninstrument zum Auftritt im Internet

Der kommunale Pegel „Bermel“ am Elzbach in der VG Vordereifel (Schutzziele: Weiler-Niederelz, Monreal, Moselkern) ist der Kreisverwaltung MYK zufolge seit April vergangenen Jahres in Betrieb. Und dieser bestand – im Zusammenspiel mit dem Pegel Monreal – im Januar dieses Jahres die zu Beginn geschilderte Bewährungsprobe. Wobei die Alarmierung für die zuständigen Katastrophenschützer da noch intern über einen Messengerdienst lief.

Für die Bevölkerung übers Internet und über Smartphone einsehbar sind diese kommunalen Pegel eben erst seit Kurzem. Auf der Webseite der Hochwasservorhersagezentrale ist er über das Menü unter der Rubrik „Pegellisten“ und „Kommunale Messstellen“ zu finden. „Das hat aus unterschiedlichen Gründen lange gedauert“, sagt Cochems VG-Chef Lambertz. Wenn es nach ihm geht, soll der Hochwasserschutz an kleineren Flüssen und Bächen in seiner VG auch künftig noch weiter verbessert werden. Eine Katastrophe wie einst an der Ahr möchte schließlich niemand mehr erleben.

Gewässerordnung und Zuständigkeiten

Mit Blick auf ihre wasserwirtschaftliche Bedeutung weist das Landeswassergesetz den Gewässern in Rheinland-Pfalz eine Gewässerordnung zu. Auf der Webseite des Landesamtes für Umwelt ist nachzulesen: „Gewässer erster Ordnung sind Rhein, Mosel, Saar, Sieg, Lahn, Sauer, Teile der Our, die Nahe ab der Hahnenbachmündung, der Glan ab der Lautermündung sowie bestimmte Abschnitte des Leimersheimer und Lingenfelder Altrheins. Gewässer zweiter Ordnung sind Gewässer, die für die Wasserwirtschaft von erheblicher Bedeutung sind und nicht zur ersten Ordnung gehören. Gewässer dritter Ordnung sind alle anderen Gewässer.“ Bei Gewässern erster Ordnung, die keine Bundeswasserstraße sind, ist das Land unterhaltungspflichtig. Kreise und kreisfreie Städte unterhalten die Gewässer zweiter Ordnung. Für Gewässer dritter Ordnung sind kreisfreie Städte, verbandsfreie Gemeinden und Verbandsgemeinden zuständig. Im Cochem-Zeller Moselgebiet gehören Alf-, Ueß-, Flaum- und Elzbach zur zweiten Ordnung. dad

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