Dass das Interesse an dieser Bundestagswahl groß ist, zeichnet sich auch im vergleichsweise kleinen Wahllokal des Treis-Kardener Ortsteils Karden früh ab. „Wir haben heute Morgen schon gut zu tun gehabt. Die Wahlbeteiligung ist hoch“, sagt Jörg Lemler am späten Vormittag. Der 56 Jahre alte Kardener sitzt mit Raphael Vogelmann, Christoph Oster-Daum und Tobias Bleser an einer langen Tischreihe im Erdgeschoss des Stiftsmuseums. Die Aufgaben sind klar verteilt: Strichliste führen, Ausgabe der Stimmzettel, Überprüfen der Namen und Identitäten sowie Abgleich mit dem Wählerverzeichnis.
Für die Wählerinnen und Wähler, die durch die Tür kommen, hat das Wahlhelfer-Quartett immer auch ein freundliches Wort und Zeit für eine kleine Plauderei oder einen Scherz übrig. „Man kennt einfach jeden, der hier zum Wählen kommt“, erzählt Wahlvorsteher Lemler lächelnd. 335 Wahlberechtigte sind in dem Wählerverzeichnis eingetragen, das vor ihm liegt. Davon 240 ohne Sperrvermerk.
Briefwahl hat an Bedeutung gewonnen
Zwar sei der Anteil an Briefwählern in den vergangenen Jahren auch in Treis-Karden deutlich gestiegen. Doch viele wissen den persönlichen Gang an die Urne noch immer zu schätzen. Zumal er sich an diesem 23. Februar wunderbar mit einem kleinen Sonntagsspaziergang kombinieren lässt. Die Sonne lacht von einem strahlend blauen Himmel. Und so mancher, der seine Stimme abgegeben hat, setzt sich noch für einen Moment auf eine Bank vor dem Wahllokal, genießt die wärmenden Strahlen und den Blick auf die ehemalige Stiftskirche St. Castor.
„Ab und an geht man gucken, ob in den Wahlkabinen noch alles in Ordnung ist oder ob jemand beispielsweise etwas vergessen hat.“
Jörg Lemler, Wahlvorsteher im Wahllokal Stiftsmuseum Karden
Jörg Lemler und sein Team decken die erste von zwei Schichten im Wahlbetrieb ab, von 8 bis 13 Uhr. Die zweite Schicht besteht ebenfalls aus vier Leuten und wird von 13 bis 18 Uhr an der Tischreihe sitzen. Die Wahlkabinen befinden sich genau gegenüber. „Eigentlich ist es eine Zumutung, fünf Stunden lang hier zu sitzen“, findet Lemler. „Von daher fände ich es besser, wenn es drei Schichten gäbe.“ Mitunter bleibt die zweite Tür des Wahllokals offen stehen, und das Helferteam sitzt im Durchzug. Den kühlen Februarwind vermag die Sonne nämlich noch nicht in ein laues Lüftchen zu verwandeln. Das sogenannte Erfrischungsgeld von 25 respektive 35 Euro, das Wahlhelferinnen und -helfer bekommen, hat seinen Namen sicher nicht von dieser Zugluft.

„Ab und an geht man gucken, ob in den Wahlkabinen noch alles in Ordnung ist oder ob jemand beispielsweise etwas vergessen hat“, hält Lemler fest. Ansonsten prägt das immer gleiche Prozedere den Tag. Wobei das Helferteam an diesem Tag über den Stimmzettel für die Bundestagswahl hinaus auch einen grünen Stimmzettel auszugeben hat: Dieser ist für den ersten Bürgerentscheid in der Cochem-Zeller Geschichte gedacht, der sich vor dem Hintergrund der geplanten Schließung des Zeller Krankenhauses mit einer Frage zur künftigen Gesundheitsversorgung im Kreis befasst.
Nach 18 Uhr werden dann beide Helferteams zusammenkommen, um die Stimmen für die Bundestagswahl und den Bürgerentscheid auszuzählen und das Ergebnis telefonisch zu übermitteln. Für Jörg Lemler ist das Routine. Trotzdem ist immer Sorgfalt geboten.
Viele Urnengänge als Helfer begleitet
Der Kardener hat schon alle möglichen Urnengänge als Wahlhelfer begleitet: Bundestagswahlen, Bürgermeisterwahlen, Landtagswahlen, Kommunal- und Europawahlen. „Ungültige Stimmzettel hat es immer gegeben, und manchmal kam es auch vor, dass Leute unschöne Bemerkungen draufgeschrieben haben, aber zum Glück sehr selten“, blickt der Wahlvorsteher zurück. „Wobei ich mich schon frage, was das soll. Ich meine, dann kann man doch auch gleich zu Hause bleiben.“ Korrekt, allein die gültigen Stimmzettel sind es nämlich, die nach 18 Uhr mit darüber entscheiden, wie es in der Bundespolitik weitergeht und was der Bürgerentscheid zur Gesundheitsversorgung in Cochem-Zell erreichen kann.