Wer einen nigelnagelneuen Glasfaseranschluss bis in sein Haus hat, der möchte auch von den Vorteilen des schnellen Internets profitieren, sobald die Leitung freigeschaltet ist. Blöd nur, wenn nichts funktioniert, obwohl es eigentlich funktionieren müsste. So war es bei einem Kunden aus Ediger-Eller, der einen Anschluss des Unternehmens Deutschen Glaser (DG) hat. Noch ärgerlicher war für ihn allerdings: Zweieinhalb Monate lang kümmerte sich niemand so recht darum, die Ursache für den Defekt zu finden. Das hat sich nun geändert. Doch auch andernorts läuft der Glasfaserausbau alles andere als störungsfrei.
Mitte November habe die Deutsche Glasfaser seinen FTTH-Anschluss freigeschaltet, berichtete der Mann aus Ediger-Eller, der seinen Namen nicht veröffentlicht haben möchte, am Montag vergangener Woche telefonisch. Doch schon wenig später sei es zu einer Generalstörung gekommen. Danach ging nichts mehr. Dabei versuchte der Moselaner alles, um die frisch installierte Technik wieder in Gang zu bringen. „Ich bin diesbezüglich auch nicht ganz ahnungslos und habe früher für einen Betrieb die IT-Administration mit gemacht.“
Störungsmeldungen verhallen mehr oder minder ungehört
E-Mail-Reklamationen bei der Deutschen Glasfaser seien stets höflich beantwortet worden. Doch keine Störungsmeldung habe zu einer Lösung des Problems geführt. Es sei auch kein Techniker gekommen, um an Ort und Stelle Ursachenforschung zu betreiben. „Was das Festnetztelefon angeht, hingen wir auch in der Luft, weil die Nummer schon zu Deutschen Glasfaser umgezogen war“, sagt der Mann. Aber er fand einen Weg, diese Hürde zu überwinden.
In dem Telefonat mit der RZ hielt der Moselaner verärgert fest: „Ich bin kurz davor, einen Anwalt einzuschalten, um die Erfüllung der vertraglichen Pflichten zu drängen.“ Und was sagt die Deutsche Glasfaser selbst zu diesem Fall? „Zuerst einmal bedauern wir die lange Störung des Anschlusses“, teilte Thomas Schommer, Regionaler Pressesprecher von DG, vergangene Woche Mittwoch (5. Februar) per Mail mit. Der Anschluss der Familie aus Ediger-Eller sei am 19. November vergangenen Jahres geschaltet worden. „Leider kam es aufgrund eines Stromausfalls tatsächlich ab dem 28. November zu einem Ausfall eines Verteilerpunktes, der mehrere Tage andauerte“, führt Schommer aus.
„Inzwischen ist unser Baupartner informiert und beauftragt, die Störung auf der Leitung zu beheben. Wir gehen von einer zeitnahen Lösung aus.“
Thomas Schommer, regionaler Pressesprecher der Deutschen Glasfaser, zu dem Problem eines Kunden in Ediger-Eller.
Das Zusammenfallen der größeren Störung und eines individuellen Problems des Anschlusses der besagten Familien aus Ediger-Eller habe bedauerlicherweise dazu geführt, dass das individuelle Problem nicht erkannt worden sei. DG-Regionalsprecher Schommer weiter: „Inzwischen ist unser Baupartner informiert und beauftragt, die Störung auf der Leitung zu beheben. Wir gehen von einer zeitnahen Lösung aus.“
Und tatsächlich setzte sich am Donnerstag (6. Februar) ein DG-Mitarbeiter telefonisch mit der Familie aus Ediger in Verbindung. Ein falsches Bauteil könnte schuld sein an der Misere. Aber die Hoffnung auf einen funktionierenden Anschluss, die die Familie schöpfte, währte nur kurz.
Seit dem Kontakt hat sich nichts mehr getan. Der Moselaner sagt selbst, er kenne auch Leute, bei denen der Glasfaseranschluss sofort einwandfrei funktioniert habe: „Aber wenn man eine Störung hat, wie wir sie hatten, dann hat man ein Problem.“

Restarbeiten laufen in Ediger-Eller und in Senheim
Dass die Ausbauarbeiten in Ediger-Eller und Senheim insgesamt nicht so zügig vorangehen, wie die Deutsche Glasfaser sich das erhofft hatte, räumt auch Thomas Schommer per Mail ein: „In beiden Orten laufen restliche Arbeiten und werden weiterhin Kundinnen und Kunden angeschaltet. Aufgrund der Witterung (zuerst starker Regen, jetzt Minusgrade) haben sich die Bauarbeiten verzögert.“
Überdies hätten sich einige Kunden zu einem Zeitpunkt für einen Anschluss entschieden, zu dem die Planungen für Anschlüsse bereits abgeschlossen waren. Dort würden nun „sogenannte Nachanschlüsse“ realisiert.
Nachdem es in der Moselstadt Zell, im Stadtteil Kaimt, im vergangenen Jahr wegen Ausbaumängeln einen längeren Baustopp gegeben hatte, geht es nun in der Schwarze-Katz-Stadt gut voran, konstatiert Schommer: „Die Bauarbeiten sind weit fortgeschritten. Wir gehen aktuell von einer Fertigstellung im zweiten Quartal 2025 aus.“
In Treis-Karden bewegt sich in beiden Ortsteilen etwas
Hoffnung, dass es auch in Treis-Karden endlich mit dem Aufbau des FTTH-Netzes im Auftrag der DG weitergeht, schürte Ende Januar eine Mitteilung von Ortsbürgermeister Hans-Josef Bleser: Im Februar soll es mit den Arbeiten im Ortsteil Treis weitergehen. Zeitgleich solle ein weiterer Ausbautrupp in Karden loslegen, auf der linken Moselseite.
Zum Stand der Dinge dort teilt DG-Regionalsprecher Schommer mit: „Die Arbeiten laufen bereits. Unser Baupartner ist mit einem Team in Treis und mit einem Team in Karden aktiv.“ Es seien bereits vier sogenannte DP-Bereiche (Distribution Point, Verknüpfungspunkt für rund 40 Haushalte) fertiggestellt (Stand: 5. Februar).
Aus Senheim erreichte die Redaktion zusätzlich eine Beschwerde, wonach die Deutsche Glasfaser seit Freischaltung des Anschlusses Mitte Oktober vergangenen Jahres nicht die vertragliche vereinbarte Downloadgeschwindigkeit von 1000 Mbit/Sekunde liefere. Dem widerspricht DG-Regionalsprecher Schommer: „Sowohl in Senheim als auch in den anderen Orten in Cochem-Zell liefern wir unseren Kunden die vereinbarten Bandbreiten“, teilt er auf Nachfrage mit. „Das zeigt sowohl unser Netzmonitoring als auch die Anzahl der Kundenrückmeldungen.“
Schommer: Speedtests im WLAN wenig aussagekräftig
Allerdings werde DG bundesweit mit Anrufen konfrontiert, in denen es um Speedtests gehe, die unterhalb der vereinbarten Bandbreite lägen. Schommer: „In der Regel stellen wir dann aber auf Nachfrage fest, dass der Speedtest über eine WLAN-Verbindung erfolgte. Diese sind allerdings – wenn überhaupt – nur eingeschränkt aussagekräftig, da viel zu viele externe Störfaktoren in den Test mithineinwirken können.“ Speedtests sollten aus dem Grund immer über eine LAN-Verbindung, also kabelgebunden, erfolgen. Komme es an einem LAN-Anschluss zu Abweichungen, und andere Störfaktoren wie Virenschutzprogramme könnten ausgeschlossen werden, „messen Techniker von uns vor Ort die Leitungen durch“, hebt Schommer hervor.
Netzanbieter: Gericht stärkt Wahlfreiheit des Kunden
Im Zusammenhang mit der Beschwerde eines früheren DG-Kunden aus Senheim über fehlendes Downloadtempo wies dieser die RZ auf ein Gerichtsurteil hin, mithilfe dessen er seinen Vertrag erfolgreich kündigte: Das Hanseatische Oberlandesgericht urteilte, dass die Mindestvertragslaufzeit bei Glasfaserverträgen zwei Jahre nicht überschreiten darf. Die Mindestlaufzeit beginne ab Vertragsschluss, nicht erst ab Freischaltung des Glasfaseranschlusses, befand das Gericht. So ist es unter anderem auf der Webseite der Verbraucherzentrale NRW nachzulesen. Der Verbraucher solle so möglichst wenig in seiner Wahlfreiheit bezüglich des Netzanbieters beeinträchtigt werden. Wahlfreiheit gibt es, wenn es um einen FTTH-Erstanschluss geht, am Ende aber auch nur dort, wo ein alternativer Anbieter dazu bereit wäre, einen solchen zu bauen. dad