Rund 6700 respektive etwas mehr als 10.000 Cochem-Zeller wohnen im direkten Umfeld des Militärflugplatzes Büchel – je nachdem, ob man die Eifelstadt Kaisersesch mit hinzuzählt. Wenn es um den vom Fliegerhorst ausgehenden Lärm geht, liegt Kaisersesch am nordöstlichen Rand der sogenannten Tag-Schutzzone 2. Wie gut oder schlecht auch immer sich Lärm in bunte Zonen auf einer Karte ab- und eingrenzen lässt.
Werden also Tausende keine Ruhe mehr finden, wenn von Ende 2027 an der neue Tarnkappen-Kampfjet F-35 A Lightning II blitzartig durch die Höhenlüfte schießt? In dieser Frage verweist das Taktische Luftwaffengeschwader 33 unter anderem auf die sogenannte Lärmschutzkommission. Was aber sagen zwei Bürgermeister, die auch in der Kommission mitwirken?
So richtig Arbeit rollt auf die Mitglieder spätestens dann wieder zu, wenn von Mitte 2026 an die Tornado-Kampfflugzeuge wieder von ihrem Heimatflugplatz bei Büchel aus starten. „Es wird eine Umstellung für uns geben, wenn die Tornados zurückkommen“, sagt Alfred Steimers, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Ulmen, gegenüber unserer Zeitung. „Wir sind momentan ja regelrecht entwöhnt von Fluglärm.“
Plan: 2026 kehren die Tornados zurück, 2027 kommt die F-35 dazu
Im Frühjahr 2022 hoben die Kampfjets aus Büchel gen Nörvenich (Kreis Düren in Nordrhein-Westfalen) ab und sagten vorübergehend Adieu. Derweil begannen auf dem Fliegerhorst bei Büchel Bauarbeiten von gigantischem Ausmaß. Die vom damaligen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am 27. Februar 2022 ausgerufene „Zeitenwende“ lässt grüßen. Drei Tage zuvor hatte Russland seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen.
2026 sollen zuerst die Tornados nach Büchel zurückkehren. Ende 2027 soll der erste von 35 neuen F-35-A-Kampfjets in Büchel landen. Die hochmodernen Waffen aus dem Hause Lockheed Martin stellen auch die nukleare Teilhabe, die im Auftrag des Taktischen Luftwaffengeschwaders 33 verankert ist, auf neue Füße beziehungsweise auf ein neues Fahrwerk. Mit den Flugzeugen wird auch der donnernde Lärm der Triebwerke in die Eifel zurückkehren.
„Wir leben mit dem Thema Fluglärm schon seit Jahrzehnten.“
Alfred Steimers, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Ulmen
„Wir leben mit dem Thema Fluglärm schon seit Jahrzehnten“, schaut VG-Bürgermeister Steimers dem Tag des Kampfjet-Comebacks vergleichsweise gelassen entgegen. Zumal es mit der Bundeswehr, dem nach wie vor größten Arbeitgeber der Region (insgesamt rund 2000 zivile und militärische Beschäftigte), in der Kommunikation über die Fluglärm-Thematik „nie Probleme gegeben“ habe. Anzahl der Flüge und Flugstunden, zu erwartender Lärm durch Zusatzübungen und andere Punkte, die sich auf die Menschen im Fliegerhorst-Umfeld auswirken – unter anderem darüber sprechen die Mitglieder der Fluglärmkommission, der auch Steimers angehört.
Die gesetzlich vorgeschriebene Kommission besteht aus Angehörigen des Geschwaders sowie Vertreterinnen und Vertreter des Landesinnenministeriums, des Kreises sowie der benachbarten Städte, Verbandsgemeinden und Gemeinden. Sie dient dazu, „das Verständnis zwischen Geschwader und kommunalen Einrichtungen sowie der Bevölkerung im Nahbereich zu fördern“, teilt das Taktische Luftwaffengeschwader 33 auf Anfrage mit. Zudem soll sie Transparenz in Bezug auf die Flugbewegungen am Fliegerhorst Büchel schaffen.
VG-Chef von transparentem Umgang der Bundeswehr mit der Lärmthematik überzeugt
Aber wie sieht es mit dem zusätzlichen Lärm aus, der mit der F-35 auf Büchel zufliegen könnte? Schließlich gilt der neue Kampfjet im Vergleich zum Tornado als deutlich lauter. Alfred Steimers verweist darauf, dass die Piloten der Bundeswehr den Umgang mit der F-35 verstärkt im Simulator üben. Das reduziere die Anzahl der Flüge. Und ansonsten muss sich aus Sicht des Ulmener VG-Chefs erst noch erweisen, ob und inwieweit der Lärm des neuen Kampfjets schwerer erträglich ist als der des Tornados. Und die F-35 kommt letztlich nicht ohne Grund nach Büchel. „Wir müssen auch die veränderte weltpolitische Lage bedenken“, hält Steimers fest. „Wir müssen sehen, dass wir aufrüsten und uns verteidigen können.“
Den geräuschlosen und auch ansonsten emissionsfreien Kampfjet gibt es nicht. Mit Blick auf den zu erwartenden Fluglärm ergänzt Ulmens VG-Chef: „Ich bin überzeugt davon, dass die Bundeswehr offen und transparent mit der Thematik umgehen wird.“
Planmäßig Ende 2027 landet der erste neue F-35 in Büchel. Er gilt als deutlich lauter als die bisher in der Eifel stationierten Tornados. Wird die Lärmbelastung für Tausende Cochem-Zeller unerträglich?Bringt die F-35 unerträglich viel Lärm nach Büchel?
„Mit der F-35 wird es lauter werden. Das wird noch heiße Diskussionen geben.“
Tino Pfitzner, Ortsbürgermeister von Büchel
Diese Hoffnung teilt auch Tino Pfitzner, der Ortsbürgermeister der rund 1200 Einwohner zählenden Gemeinde Büchel, die es ganz direkt mit der F-35 zu tun bekommen wird. „Ich bin froh, wenn vonseiten der Bundeswehr im Vorfeld die Öffentlichkeit mit in die Lärmthematik einbezogen wird.“ Angesprochen worden sei dieselbe auch schon, allerdings ohne konkrete Zahlen oder Fakten. Pfitzner ist überzeugt davon: „Mit der F-35 wird es lauter werden.“ Und er fügt hinzu: „Das wird noch heiße Diskussionen geben.“
Nicht nur VG Ulmen betroffen: Der Lärm reicht weiter
Um auf die genannten 6700 Cochem-Zeller im direkten Umfeld des Flugplatzes Büchel zu kommen, hat unsere Zeitung die Einwohnerzahlen von Büchel, Auderath, Alflen, Schmitt, Gillenbeuren, Lutzerath, Laubach, Müllenbach, Leienkaul, Filz, Wagenhausen und Wollmerath addiert. Rund 3400 Einwohner bringt Kaisersesch noch hinzu. Allerdings ist auch klar: Nicht nur die Menschen in den genannten Orten wissen darum, wie laut es am Himmel zugeht, wenn Kampfjets den Fliegerhorst Büchel ansteuern oder ihn verlassen – egal, ob Tornado oder künftig F35-A. dad