Parallel zum Fortgang des Auf- und Ausbaus eines ambulanten Medzinischen Versorgungszentrums auf dem Zeller Barl, über dessen Stand die Trägergesellschaft Katharina Kasper ViaSalus (Dernbach) vor Kurzem in einer Pressemitteilung informierte, hatte der Kreistag Cochem-Zell in einer Sondersitzung Ende März einstimmig den Auftrag für die Erstellung eines „Medizinischen Versorgungskonzeptes Cochem-Zell“ vergeben. Die Möglichkeiten für ein solches Konzept datenbasiert prüfen zu lassen, unter anderem das hatten rund 33.000 Cochem-Zellerinnen und Cochem-Zeller mithilfe eines Bürgerentscheids gefordert. Spannend ist tatsächlich, an wen der Auftrag ging.
Einstimmig erteilte der Kreistag Cochem-Zell Ende März den zur Erstellung eines medizinischen Versorgungskonzepts für Cochem-Zell an die Essener Gesellschaft Institute for Health Care Business (hcb). Maximal rund 66.000 Euro soll das Konzept kosten. Mit seinem Beschluss hatte der Kreistag dem Ergebnis eines Bürgerentscheids Rechnung getragen. Dieser hatte unter anderem gefordert, die Möglichkeiten eines gemeinsamen Versorgungskonzeptes auf Grundlage objektiver Analysen prüfen zu lassen.
Schon hcb-Gutachten von 2024 empfahl weniger Krankenhausstandorte
Spannend an der Vergabe des Auftrags an hcb: Ein Gutachten der Essener Beratungsgesellschaft vom Juni des vergangenen Jahres hatte sich mit der „Zukunft der Krankenhausstrukturen in Rheinland-Pfalz und im Saarland“ auseinandergesetzt, und zwar anhand von Daten. Es sei schwierig, kleine Krankenhäuser mit weniger als 150 Betten wirtschaftlich zu betreiben und ausreichend medizinische Fachexpertise vorzuhalten, attestierte das Gutachten unter anderem.
Die Schlagwörter der Studie zur Lösung der Probleme lauteten beispielsweise „Ambulantisierung“, „Zentralisierung“, „Schwerpunktbildung“, „Zusammenarbeit ambulant-stationär“. Doppelstrukturen in der medizinischen Versorgung sollten vermieden werden. Für die hiesige Region Mittelrhein sah die Studie eine Reduzierung der Krankenhausstandorte von 16 auf 13 vor. Nicht zuletzt diese Studie hatte die Spekulationen um eine womöglich bevorstehende Schließung des Krankenhauses im Zeller Höhenstadtteil Barl damals mit befeuert.
Ähnliche Datenbasis, anderes Resultat?
Nun wird sich die Essener Gesellschaft hcb datenbasiert speziell mit der notfallmedizinischen Versorgungssituation in Cochem-Zell auseinandersetzen. Ob dabei etwas anderes herauskommt als beim Blick auf die Landesebene im vergangenen Jahr? Das darf zumindest stark bezweifelt werden. Schließlich basierte schon das Gutachten vom Juni vergangenen Jahres auf Datenquellen, zum Beispiel einem Krankenhaus Rating Report, Qualitätsberichten von Krankenhäusern oder Zahlen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung oder des GKV-Spitzenverbands. Erstellt worden war besagtes Gutachten im Auftrag der Krankenkassen und ihrer Verbände. Verantwortlich dafür zeichnete sich Boris Augurzky, einer der beiden Geschäftsführer von hcb.
Ebendieser ist unter anderem Mitglied in einer Regierungskommission des Bundesgesundheitsministeriums für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung. Und er leitet nun der Beschlussvorlage des Kreistags zufolge auch das Projektteam, das bis Ende Juni das „Medizinische Versorgungskonzept Cochem-Zell“ erstellen soll. Insgesamt hatten drei Beratungsunternehmen abgegeben, heißt es in dieser Beschlussvorlage. Da alle drei demnach sehr gute Referenzen vorzuweisen hatten, bekam das Unternehmen mit dem preisgünstigsten Angebot den Zuschlag: hcb.
Bekannte Schlagworte tauchen in Konzeptbestandteilen auf
Schaut man sich die Bausteine an, aus denen das zu erstellende Konzept bestehen soll, ist dort eine Bestandsaufnahme anhand aktueller Zahlen und Daten zu finden. In Modul zwei geht es um Herausforderungen und Trends. Dort tauchen bekannte Schlagworte wieder auf: „Ambulantisierung“, „demografische Entwicklung“, „Verfügbarkeit von Fachkräften“. Zur Entwicklung künftiger Versorgungsmodelle sollen auch Fallzahlprognosen in Sachen stationäre Versorgung herangezogen werden.
Drei Szenarien sollen das Konzept näher beleuchten: 1. Weiterführung des Status quo, 2. mögliche Zwei-Standort-Lösungen, 3. eine Ein-Standort-Lösung. Am Ende soll eine Handlungsempfehlung ausgesprochen. Doch selbst wenn das Konzept, wie beauftragt, Ende Juni fertig wird: Faktisch ist eine Weiterführung des bisherigen Stands mit den zwei Krankenhausstandorten Cochem und Zell schon jetzt keine Option mehr. Wegen Personalabgängen musste die Trägergesellschaft des Zeller Klinikums Mittelmosel, Katharina Kasper ViaSalus (Dernbach), die Chirurgie und die von ihr abhängigen Funktionsbereiche nach eigenem Bekunden bereits abmelden.
Wirtschaftliche Fragen spielen stets eine Rolle
Die Gesellschaft Institute für Health Care Business (hcb) mit Sitz in Essen berät nach eigenen Angaben seit einigen Jahren erfolgreich Unternehmen in der Gesundheitswirtschaft, aber auch diverse Banken und Fonds. Geschäftsführer sind Boris Augurzky und Michaela Lemm. In den Analysen und Gutachten, die hcb erstellt, spielen betriebs- und volkswirtschaftliche Aspekte eine wichtige Rolle. Dies ist allerdings wenig verwunderlich. Eine auskömmliche Finanzierung des Gesundheitswesens ist beispielsweise auch in der jüngsten Empfehlung der erwähnten Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung von großer Bedeutung. dad