Tragödie in Urmersbach
Ein Kind und ein Mann tot – ein Dorf in Schockstarre
Am Tag nach der Tragödie in Urmersbach ist die Tür des Hauses versiegelt, in dem ein 48 Jahre alt Mann lebte, der zu den beiden Todesopfern zählt.
David Ditzer

Eine Tragödie gab es in Urmersbach am Donnerstagabend: Eine Dreijährige und ein 48-Jähriger, die nicht miteinander verwandt sind, kamen bei einem Vorfall ums Leben. Die Polizei ermittelt. Unsere Zeitung war tags darauf am Ort des Geschehens.

Nach einem tragischen Vorfall im Eifelort Urmersbach sind am Donnerstagabend zwei Menschen gestorben, ein dreijähriges Mädchen und ein 48-jähriger Mann. Die Gemeinde ist tief betroffen, sagt Ortsbürgermeister Thilo Schmitt: „Das ist nichts Alltägliches für eine so kleine Gemeinde wie uns.“ Im Einsatz waren zahlreiche Rettungskräfte, neben der Polizei auch Rettungswagen und zwei Rettungshubschrauber, auch die Feuerwehr war am Ort.

Am Abend selbst sprach die Polizei von einem „Vorfall, in dessen Verlauf zwei Personen schwerstverletzt wurden“. Nach derzeitigen Erkenntnissen der Polizei ist davon auszugehen, dass der erwachsene Verstorbene sich das Leben genommen hat, nachdem es zu den tödlichen Verletzungen des Kindes gekommen war. Bisher ist allerdings noch unklar, wie es zu den Verletzungen des Mädchens gekommen ist. Weitere Personen waren an dem Vorfall nicht beteiligt. Die Polizei betont: „Es ist derzeit nicht auszuschließen, dass es sich hier um einen Unglücksfall gehandelt hat. Insofern bitten wir die Öffentlichkeit, sich nicht an Spekulationen zu beteiligen.“ Die Ermittlungen dauern an.

Nachts muss die Feuerwehr noch einmal ausrücken

Zwischen den Vorfällen sei im Ort selbst eine „Wahnsinnsschreierei“ gewesen, sagt er Ortschef. Er wurde von einer Anwohnerin darauf aufmerksam gemacht, hörte es auf seinem Hof selbst. Um 19.50 Uhr wurde die Feuerwehr alarmiert, um die Straßen abzusichern. Schmitt war als Feuerwehrmann selbst dabei. Der erste Hubschrauber, der wegen des schwer verletzten Kindes anrückte, war laut ihm aber schon früher da. Er erzählt: „In der Nacht wurden wir dann noch einmal gerufen, weil eine Eingangstür beschädigt war und wir diese verschließen mussten.“ Als die Feuerwehr gegen 1 Uhr nachts abgerückt war, waren noch Polizeikräfte am Ort.

Etwas weniger als 500 Einwohner zählt das Eifeldorf Urmersbach in der Verbandsgemeinde Kaisersesch. Nach einer Tragödie, die sich am Abend des 8. Mai ereignet hat, befinden sich viele Menschen im Ort in einer Art Schockstarre.
David Ditzer

Die Familie des Kindes kennt der Ortsbürgermeister nicht persönlich, diese sei zugezogen: „Es ist tragisch, wirklich tragisch. Wir leben schon in einem Ort mit unter 500 Einwohnern und trotzdem kennt man nicht jeden.“ Das ändert jedoch nichts an seiner tiefen Betroffenheit: „Die besondere Tragik ist ja, dass ein so junges Kind zu Tode kam.“

Im Umfeld der Unglücksstelle stehen Menschen in Kleingruppen vor den Häusern

Am Tag nach der Tragödie befinde sich das idyllisch in der von Wiesen und Wäldern umgebenen Senke gelegene Eifeldorf in einer Art Schockstarre. Direkt nebeneinander liegen die Häuser, in denen das Kind und der 48-Jährige wohnten. Im Umfeld stehen am Freitag kurz nach Mittag Menschen in kleineren Gruppen vor ihren Häusern. Sie reden über das Geschehen vom Vortag. Die Fassungslosigkeit will in Worte gefasst werden.

Nach Auskunft von Nachbarn lebte der 48-Jährige allein in dem Haus, das sich in unmittelbarer Nähe zu Feld und Wald befindet. Die Haustür ist inzwischen amtlich versiegelt. Bevor sich der Mann – allem Anschein nach – das Leben nahm, soll er nach Aussage einer Augenzeugin verzweifelt schreiend im Rahmen eines Fensters im Obergeschoss gesessen haben.

Schatten ehrlicher Betroffenheit liegen über dem Dorf

Wie es zu den schwersten Verletzungen gekommen ist, die zuvor das Kind erlitten hat, ist unklar. Eine Frau aus der Nachbarschaft, die vom Geschehen des Vorabends noch erkenn- und hörbar aufgewühlt ist, sagt ganz deutlich: „Ich kann mir absolut nicht vorstellen, dass der dem Kind etwas angetan hat.“ Sie gehe eher von irgendeiner Art von Unfall aus, der womöglich zu den Verletzungen des Kindes geführt habe. Ab und an sei seine Freundin bei dem 48-Jährigen zu Besuch gewesen. Dann habe man diesen auch mit deren Kind spielen sehen – auf der Straße oder zum Beispiel auf dem Spielplatz, immer fröhlich und herzlich.

Etwas weniger als 500 Einwohner zählt das Eifeldorf Urmersbach in der Verbandsgemeinde Kaisersesch. Nach einer Tragödie, die sich am Abend des 8. Mai ereignet hat, befinden sich viele Menschen im Ort in einer Art Schockstarre.
David Ditzer

Eine andere Frau aus der Runde, die vor einem Haus in der Nachbarschaft steht, schaut auf die Uhr. Angesichts der Mittagsstunde sagt sie: „Ich könnte jetzt ja eigentlich auch mal reingehen und etwas essen.“ Eigentlich. Hunger hat sie keinen. Sie schaut betreten. Die Mienen in der kleinen Runde sind bei keinem hell. Hell ist nur die Sonne, die von einem fast wolkenlosen Himmel scheint. Ansonsten liegt vieles im Dunkeln – was den Hergang der Tragödie vom Vortag angeht, aber auch über die Mienen, Gemüter und Herzen vieler Urmersbacher hat sich ein Schatten gelegt. Betroffenheit.

Unsere Zeitung berichtet nur in Ausnahmefällen über Suizide. Wenn Sie selbst Suizid-Gedanken haben, dann kontaktieren Sie bitte die Telefonseelsorge im Internet oder über die kostenlosen Hotlines 0800/1110111 oder 0800/1110222 oder 116123.

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