
Den Schritt begründen Lindenpütz sowie Kristianna Becker (CDU), Daniela Hillmer-Spahr (SPD), Jürgen Kugelmeier (FWG), Peter Müller (Bündnis 90/Die Grünen) und Thomas Roos (FDP) damit, dass nach ihrer Einschätzung „bereits jetzt mit der Umsetzung des Sanierungsprogramms (...) begonnen wird und damit die Weichen für ein endgültiges Aus einer stationären Behandlung in Altenkirchen gestellt werden“.
Die Politiker zitieren in dem unserer Zeitung vorliegenden Brief eine Aussage des Geschäftsführers Ottmar Schmidt aus einer Betriebsratsversammlung am 21. November, laut der das Sanierungskonzept, das in der Kreisstadt für Entsetzen gesorgt habe, „ohne weitere Diskussionen oder Änderungen zügig umgesetzt werden“ solle. „Auch wenn es mittlerweile andere Aussagen gibt, bleibt die Situation für die Beschäftigten und die Bevölkerung undurchsichtig und verwirrend“, fügen sie hinzu. Aus diesem Grund bitten sie den Minister um ein persönliches Gespräch, um zu „klären, wie das Land Rheinland-Pfalz zukünftig die medizinische Versorgung im nördlichen Westerwald gewährleisten will“. Das vorgesehene Konzept gefährde die medizinische Versorgung in der gesamten Region.
Eine Hiobsbotschaft insbesondere für den Westerwald: Die DRK-Krankenhäuser in Altenkirchen/Hachenburg, Kirchen und Neuwied sowie das DRK-Krankenhaus in Alzey in Rheinhessen haben einen Insolvenzantrag gestellt.
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Besonders kritisieren die Unterzeichner, „dass hier scheinbar nicht nur nachvollziehbare und fundierte wirtschaftliche Kriterien bei der Planung zu Grunde gelegt worden sind. Politische und personelle Gründe sowie fehlerhaftes Management durch das DRK dürften zu der aktuellen Situation mit beigetragen haben“. Den Standort Altenkirchen sehen sie seit Jahren zugunsten des Standorts Hachenburg benachteiligt. Gleichzeitig machen sie geltend, die Patientenzimmer in Altenkirchen seien in den vergangenen Jahren modernisiert worden, für Hachenburg stünden diese Investitionen dagegen noch aus.
Ihr Unverständnis äußern sie darüber, dass das vorliegende Konzept einen Verlust der kompletten Notfallversorgung in Altenkirchen mit Traumazentrum, Schockraum, berufsgenossenschaftlicher Versorgung und interdisziplinärer Intensivstation bedeute. Ein Ersatz in adäquater Form sei wohl nicht vorgesehen und durch die benachbarten Krankenhäuser nicht zu leisten.
„Damit verlängern sich zukünftig die Transportwege für Unfallverletzte deutlich, da die nächsten Traumazentren mindestens 30 Minuten entfernt sind.“ Überzeugende Lösungen dieses Problems seien bislang nicht präsentiert worden. Eine angedachte Sicherstellung der Notfallversorgung durch die Kassenärztliche Vereinigung (KV) sehen die Unterzeichner durch deren Ankündigung infrage gestellt, die bereitschaftsdienstärztliche Zentrale in Altenkirchen zu schließen.
Die Verlegung der Chirurgie nach Hachenburg – trotz einer größeren Kapazität von modernisierte vier OP-Sälen in der Kreisstadt gegenüber nur zwei OP-Sälen älterer Ausstattung in Hachenburg – sehen die Altenkirchener als ebenso unbegründet an wie die ebenfalls vorgesehene Verlegung der Urologie. „Es wurde nie überlegt (zumindest ist dies nicht vorgestellt worden), die Chirurgie an den Standort Altenkirchen und die Innere an den Standort Hachenburg zu verlegen. Finanziell ist das durchaus eine überlegenswerte Option“, heißt es weiter.
Anfang August schreckte die Insolvenz in Eigenverwaltung der DRK-Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz viele Menschen auf. Jetzt haben das DRK und die Sanierer ihre Pläne bei mehreren Mitarbeiterversammlungen vorgestellt.
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Auch den Ausbau der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Altenkirchen sehen sie kritisch, da die hierfür erforderliche somatische Versorgung ebenfalls nach Hachenburg verlegt werden solle. Ebenso hinterfragen die Lokalpolitiker den angedachten Aufbau eines ambulanten OP-Zentrums in der Kreisstadt. „Auf mehrfache Nachfragen wurden keine Antworten gegeben, wer denn zukünftig außer den bereits in Altenkirchen ansässigen Akteuren dort tätig sein soll. Da viele Haus- und Fachärzte ambulante Eingriffe in Einrichtungen in ihren eigenen Praxen durchführen ist nicht davon auszugehen, dass diese Eingriffe zukünftig an den Standort Altenkirchen verlegt werden.“
Schließlich kritisieren sie die massive Reduzierung der Belegschaft in Altenkirchen und deren absehbare Folgen. „Qualifiziertes Fachpersonal orientiert sich jetzt schon teilweise anderweitig und geht damit verloren. Dieses Personal steht dann für den Aufbau wie auch immer geplanter neuer Strukturen nicht mehr zur Verfügung. Das ist in Zeiten von Fachkräftemangel gerade in unserer ländlichen Struktur fatal“, blicken sie in die Zukunft.
Täglich würden sie von besorgten und verunsicherten Bürgerinnen und Bürger auf die zusammenbrechende medizinische Versorgung in Altenkirchen angesprochen, berichten der Stadtbürgermeister und die Fraktionsvorsitzenden. „Bitte nehmen auch Sie sich dieser Ängste an“, lautet ihr abschließender Appell an Minister Clemens Hoch.