„Vieles wurde zerstört und muss wiederaufgebaut werden, Eigenheime, Unternehmen, die Landwirtschaft, der Weinbau und der Tourismus. Unser Ziel ist es, diesen Wiederaufbau koordiniert und schnell voranzutreiben. Die Menschen haben es verdient, dass sie ihre Heimat zurückerhalten“, sagten Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Innenminister Roger Lewentz. Und dabei setzen sie auf Experten aus den verschiedenen Ministerien, die für den Wiederaufbau gebraucht werden, und auf externe Fachleute, die beratend unterstützen sollen.
Der von den Bürgermeistern im Ahrtal in einem offenen Brief geforderte Sonderbeauftragte der Bundesregierung für das Ahrtal ist damit vom Tisch. „Wir haben in den ersten Tagen der Krise gezeigt, dass Bundes- und Landesregierung gut miteinander arbeiten. Das belegen nicht nur die Soforthilfen, die wir in den ersten Tagen gemeinsam auf den Weg gebracht haben. Wichtig ist, dass gerade mit Blick auf konkrete Aufbaupläne alles sehr koordiniert abläuft“, sagt Dreyer, ohne dem Aufruf der Bürgermeister für die Führung durch den Bund Argumente dagegenzusetzen. Die hatten unter anderem darauf hingewiesen, dass das Land für diese Mammutaufgabe in jeder Beziehung nicht aufgestellt ist. Dreyer will allerdings Druck machen, dass es schnell einen Wiederaufbaufonds des Bundes gibt.Am Dienstag sollen bei einem Ministerpräsidententreffen die Weichen für den Fonds gestellt und danach Bundestag und Bundesrat das Programm rasch verabschieden.„Wir brauchen Einigkeit darüber und ein klares Signal aus dem höchsten deutschen Parlament, dass dieser nationale Kraftakt gemeinsam gestemmt wird“, sagte die Ministerpräsidentin.„Uns ist bewusst, wie schwierig und komplex der Auftrag ist, aber wir sind hoch motiviert“, versprach Nicole Steingaß. Und Günther Kern, der eigentlich im Herbst mit seinem Wohnmobil Urlaub im Ahrtal machen wollte, sieht es als seine „moralische Verpflichtung“ den Menschen im Ahrtal zu helfen. Die Rolle des Vermittlers und Boten der Wünsche und Pläne der Bürgermeister und Bürger im Ahrtal nimmt er gerne an. „Ich liebe die direkte Ansprache“, so Kern, der sich als Ziel gesetzt hat, „dass die Menschen sich hier wieder wohlfühlen, das Ahrtal wieder zu einem touristischen Höhepunkt des Landes wird, aber auch künftig besser vor Flutereignissen geschützt wird. Um Verständnis für und um Achtung vor der Arbeit des Krisenstabes im Ahrweiler warb einmal mehr Innenminister Roger Lewentz. „Bei so einem Einsatz kann man nicht zu 100 Prozent alle Menschen zufriedenstellen. Lewentz räumte ein, dass nicht alles rund gelaufen sei. Aber dieser Einsatz sei einmalig in der Republik und die Blaupause dafür, wie man in Deutschland künftig auf solche Katastrophen reagiert. Und deshalb gäbe es auch eine lückenlose Analyse der Katastrophe im Ahrtal: Wie es dazu gekommen ist und wie man darauf reagiert hat.
Und Lewentz versicherte, dass es keinen voreiligen Abzug der Kräfte von Bundeswehr und Technischem Hilfswerk gibt. Solange die Einheiten gebraucht und zivile Kräfte die Aufgabe nicht meistern können, so lange werden Bundeswehr und THW bleiben. Das habe ihm am Vormittag auch Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer bei einem gemeinsamen Besuch in Rech für die Bundeswehr versichert.
Zum Verfahren gegen Landrat Jürgen Pföhler und einen weiteren Mitarbeiter des Krisenstabes des Kreises wollten sich weder Dreyer noch Lewentz äußern: „Das ist Sache der Staatsanwaltschaft. Es ist nicht meine Aufgabe, das zu kommentieren“, so Malu Dreyer.