Verlängert man die gedachte Linie zwischen Sonne und Erde (rund 150 Millionen Kilometer) um weitere 1,5 Millionen Kilometer, erreicht man den „Lagrange-Punkt 2“. Auf ein Objekt, das sich hier befindet, zum Beispiel eine Raumsonde, wirkt die Schwerkraft von Sonne und Erde – in einer Linie stehend – gemeinsam. Die Kräfte addieren sich auf genau jenen Wert, den es braucht, damit die Sonde stets gemeinsam mit der Erde um die Sonne kreist – mit unveränderter Position zu Erde. An jedem anderen Punkt auf dieser Sonnenumlaufbahn, also ohne die Erde dazwischen, wäre die Anziehungskraft etwas geringer, und das Objekt müsste langsamer kreisen, um seinen Orbit zu halten; es würde hinter die Erde zurückfallen. Warum ist das so? Die Fliehkraft, die nach außen wirkt, muss die Anziehungskraft (nach innen) exakt ausgleichen, um die Bahn zu halten. Je schneller man rotiert, das kennt man vom Kettenkarussell, desto höher wird die Fliehkraft. Um eine geringere Anziehung zu kompensieren, braucht es aber weniger Fliehkraft, das bedeutet langsameres Kreisen.
Der konstante Abstand zur Erde ist ideal für ein Weltraumteleskop. Einerseits weit genug weg von störenden Einflüssen wie Atmosphäre, Schatten und Strahlung aller Art, ist es doch nah genug für eine gute Funkverbindung. Nur fünf Sekunden benötigen die Signale, sogar Fernsteuerungen sind so möglich.