Rheinland-Pfalz
Kommentar zu Stefanie Hubigs Auftritt zum Schulstart: Zu Ungläubigkeit gesellt sich Misstrauen hinzu
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Landeskorrespondent Bastian Hauck
Jens Weber

Wie viele offene Lehrerplanstellen gibt es derzeit in Rheinland-Pfalz? Auf diese Frage gab Bildungsministerin Stefanie Hubig am Montag auch auf Nachfrage keine Antwort - obwohl sie zur Pressekonferenz zum Schuljahresbeginn eingeladen hatte. "Überhaupt nicht verwunderlich, dass sich zu Ungläubigkeit Misstrauen hinzugesellt", kommentiert unser Landeskorrespondent Bastian Hauck.

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Es war schon starker Tobak, der am Montag in einer Mainzer Grundschule geboten wurde. Da fragten Medienvertreter Bildungsministerin Stefanie Hubig beim Pressetermin zum Schulstart nach Daten und Zahlen. Doch die Ministerin gab eine ganz entscheidende Kenngröße, nämlich die Zahl der offenen Lehrerplanstellen, nicht bekannt. Auch auf Nachfrage nicht. Punkt. Aus. Ende. Die SPD-Politikerin verheimlicht also eine Ziffer, die sie vergangenes Jahr noch mitgeteilt hatte. Eine Zahl, die zum Gesamtüberblick einfach dazugehört. Überhaupt nicht verwunderlich, dass sich dann zu Ungläubigkeit Misstrauen hinzugesellt.

Nach dem Termin bleibt der Eindruck, dass die Bildungsministerin – neuerdings – nur Zahlen nennen möchte, die für ihr Haus und sie selbst positiv sind. Neuestes Beispiel: 44.000 Lehrkräfte seien nun in Rheinland-Pfalz tätig. So viele wie noch nie. Das kann Stefanie Hubig gern verkünden, ist es doch eine durchaus erfreuliche Zahl. Wobei man sie auch nüchtern vor dem Hintergrund ständig steigender Schülerzahlen betrachten muss. Klettert die Schülerzahl, sind auch mehr Pädagogen nötig – so einfach ist doch die Gleichung.

Doch was nicht geht, ist, ausschließlich Positives bekannt geben zu wollen. Für allein lobhudelnde Botschaften ganz nach Pippi Langstrumpfs Hit „Ich mach' mir die Welt, wie sie mir gefällt“ gibt es Ministeriumspressemitteilungen und die eigenen Social-Media-Kanäle.

Hubigs Begründung überzeugt nicht

Dass Stefanie Hubig die ausbleibende Auskunft damit begründet, dass die Zahl der offenen Stellen sich täglich ändert, überzeugt nicht. Die Welt verändert sich. Und das jeden Tag aufs Neue. Tagtäglich entstehen neue Nachrichten. Sollen Journalisten jetzt nicht mehr an einem Tag über Fakten und Sachverhalte berichten, weil sie sich gleich am nächsten Tag geändert haben können? Was für eine Logik für eine Bildungsministerin.

Auch der Fingerzeig auf andere Länder, die die Zahl laut Ministerin ebenfalls nicht nennen, hilft nicht. Denn es mag ja sein, dass Rheinland-Pfalz bezüglich des Lehrermangels und der Personalsituation im Ländervergleich gar nicht so dramatisch dasteht. In NRW zum Beispiel fehlten im Juni 6000 Lehrkräfte. Nur: Wie soll man dies Ganze ohne eine entscheidende Kennziffer überprüfen und einordnen? Und noch einmal: Die Bildungsministerin und ihr Haus sollten für sich ehrlich die Frage beantworten, ob sie sich immer mit den Besten oder mit den Schlechtesten messen wollen. Wenn ich als Mainz 05 auf Preußen Münster gucke, sehe ich immer gut aus. Wenn ich mich mit Bayer Leverkusen oder Bayern München vergleiche, fällt die Bilanz schon ganz anders aus.

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