Ein solcher Zustand liegt nie in der Verantwortung einer einzelnen Person. Aber er geht so gut wie immer mit ihr nach Hause. Im aktuellen Fall ist das Christian Baldauf. Jeder, der ihn kennt, schätzt ihn als den ein, der er unzweifelhaft ist: integer, ein Teamplayer, umgänglich. Aber da lag gleichzeitig das Problem: Er war bei aller Wertschätzung zu nett, um die CDU wirksam gegen die betonharte Machtmaschine, zu der die SPD unter Kurt Beck und Malu Dreyer geworden ist, zu positionieren.
Daran ist schon Julia Klöckner gescheitert. Auch sie an sich selbst, wenn auch aus anderen Gründen. Aber schon unter Klöckner, für die er einst als Landesvorsitzender zur Seite getreten war, hatte Baldauf immer mit dazugehört. Hatte immer mit in der ersten Reihe gestanden, mit aus CDU-Sicht überschaubaren Ergebnissen. Da kippt dann irgendwann die Stimmung. Die Partei wirkte trotz aller Steilvorlagen, die die Regierungskoalition etwa im Ahrtal bot, kraftlos und ließ sich, wenn es nicht gleich Journalisten waren, die Roger Lewentz oder Anne Spiegel eben jenen vorhielten, von AfD und Freien Wählern die Show stehlen.
Ob es jetzt eine Palastrevolution ist oder eine Demission aus eigener Einsicht, weiß man nicht. Es sieht nach einer Mischung aus beidem aus. Irgendwie passt es ins Bild, dass das Ende der politischen Karriere Christian Baldaufs so verstolpert wirkt wie manches zuvor. Eine Sondersitzung kurz vor Weihnachten, aus der natürlich etwas nach draußen dringt – ein Fest für den politischen Gegner, ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, wo dieser in Umfragen auch nicht mehr so gut da steht. Am Ende eines landespolitisch turbulenten Jahres sind nun an vielen Stellen die Zeitläufte über so manche scheinbar unerschütterliche Position und Person hinweggegangen, ohne dass die Zukunft bereits erkennbar wäre. Die CDU steht – nicht allein – vor einem langen Generationswechsel. Christian Baldauf hat jetzt den Weg frei gemacht. Dafür gebührt ihm Respekt.
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