Der Anfang wurde bereits 1671 gemacht
Kloster lockt auf den Allerheiligenberg: Gemäuer ist Wahrzeichen von Lahnstein
Die erste urkundliche Erwähnung des Allerheiligenberges lässt sich bis in das Jahr 1660 zurückverfolgen.
Tobias Lui

Lahnstein. Die letzten Mönche haben das Idyll zwar vor zehn Jahren schweren Herzens verlassen, doch das Kloster auf dem Allerheiligenberg in Lahnstein ist noch immer eines der Wahrzeichen der Stadt und wird Jahr für Jahr von Tausenden Wanderern und Touristen besucht. Das herrliche Ambiente hoch über der Lahn und der Duft der Geschichte faszinieren.

Die erste urkundliche Erwähnung des Allerheiligenberges lässt sich bis in das Jahr 1660 zurückverfolgen.
Tobias Lui

Das frühere Kloster wird heute von einer alternativen Wohngemeinschaft bewohnt – und diese bietet dort sogar Gästezimmer an. Im Jahr 2018 wurde zudem ein „Pilgerstübchen“ eingerichtet, wo neben kulinarischen Leckereien auch Weinproben und kleine Geburtstags-, Familien- und Firmenfeier möglich sind. Die Allerheiligenbergkapelle direkt gegenüber dem Kloster ist heute eine der angesagtesten Hochzeitslocations der Region: Der Allerheiligenberg ist und bleibt also ein Sehnsuchtsort.

Übrigens: Seinen heutigen Namen verdankt der Berg einer Kapelle zu Ehren der Heiligen Dreifaltigkeit, deren Chor am 16. März 1671 von dem Frühmesser Johann Philipp Trarbach eingeweiht wurde. Im „Rheinischen Antiquarius“ wird geschildert, wie Trarbach als kleiner Junge entführt, ausgesetzt und an den Stufen des Kreuzaltares von seiner Mutter am Vorabend von Allerheiligen wiedergefunden wurde. Aus Dankbarkeit gelobte sie, dass der Junge Geistlicher werden und an der Fundstelle einmal eine Kapelle errichten solle. Dieses Gelübde erfüllte Trarbach nach dem Tod seiner Mutter. Am Schiff der Kapelle wurde bis in die 1690er-Jahre gebaut.

Kloster ist beliebter Wallfahrtsort

Der Allerheiligenberg wurde zu einem beliebten Wallfahrtsort, wo sich Pilger aus nah und fern einfanden. Bald konnte die Kirche besser ausgestattet werden, ein Brunnen wurde gegraben, Kirchenstühle und Glockengestelle angefertigt, der Boden mit Platten belegt und eine Monstranz gekauft. In einem nach Westen gelegenen Anbau der Kapelle, der Eremitage, wohnten zur Betreuung der Kapelle zwei Eremiten, die den Dienst in der Kirche verrichteten und den Haushalt versahen.

Die Kriegswirren um die Wende des 18. zum 19. Jahrhundert führten zu einem Niedergang der alten Wallfahrt. Mit dem Abzug der Eremiten 1813 waren Kirche und Eremitage Plünderei und Verfall preisgegeben. Trotzdem wurde sie auch weiterhin von vielen aufgesucht, so auch von Mitgliedern der königlich-preußischen Familie. Der pensionierte Pfarrer Berg, ein gebürtiger Niederlahnsteiner und zuletzt in Kaub tätig, erwarb Gebäude und Ländereien und führte den Allerheiligenberg seiner altehrwürdigen Bestimmung zurück.

In der herrlich gelegenen Wallfahrtskirche finden jährlich zahlreiche Trauungen statt.
Tobias Lui

Bis zu seinem Tod 1898 lebte er in der Eremitage und überschrieb der Gemeinde St. Barbara Gebäude und Liegenschaften. Der mit ihm befreundete Pfarrer Wolf von Niederlahnstein ließ nach Arenberger Vorbild in den 1870er-Jahren zahlreiche Kapellchen errichten, die die 15 Geheimnisse des Rosenkranzes darstellten. Wolf plante auch den Bau einer neuen Kapelle, da die alte immer mehr verfallen war. Der Neubau wurde unter seinem Nachfolger Pfarrer Johann Baptist Ludwig (im Amt 1894–1934) begonnen, aber nach den Plänen des Kirchenbaumeisters Meckel aus Freiburg ausgeführt und 1901 vollendet.

Nachdem Pfarrer Ludwig und der Kirchenvorstand sich bereits erfolgreich um die Ansiedlung eines Ordens bei der Johanniskirche bemüht hatten, gelang ihnen dies auch für den Allerheiligenberg. Die Gesellschaft der Oblaten der makellosen Jungfrau Maria (OMI/Hünfelder Oblaten) zeigte Interesse und erwarb das Anwesen im Jahr 1919. Die Patres übernahmen nun den Gottesdienst in der Wallfahrtskirche. Die alte Kapelle wurde Hauskapelle des Klosters.

Am 10. Oktober 1919 zogen die ersten Oblaten auf dem Allerheiligenberg ein. Die Pilger fanden nun wieder vermehrt den Weg auf den Berg. So wurden im Jahr 1922 insgesamt 33 Wallfahrtsgruppen verzeichnet, die den Berg besuchten. Allerdings blühte die Wallfahrt nur kurz auf, da nach dem Ende der Besetzung des Rheinlandes Kamp-Bornhofen wieder die ursprüngliche Bedeutung zurückgewann. Der Zustand der früheren Gebäude und der gewachsene Raumbedarf machten es erforderlich, dass in den Jahren 1923–24 ein Neubau errichtet werden musste.

Seit Anfang 2018 gibt es im ehemaligen Kloster ein kleines Café (rechts), das von Inhaberin Gaby Teder liebevoll betrieben wird.
Tobias Lui

In der kommenden Zeit bildete die Haupttätigkeit der Klostergemeinschaft die Volksmission. So zogen die Missionare vom Allerheiligenberg aus für viele Jahre in die Pfarrgemeinden der näheren und weiteren Umgebung, um dort zur Glaubenserneuerung beizutragen.

Im Zweiten Weltkrieg erlitten Kapelle und Haus durch Bombardierungen Schäden. Das Kloster blieb aber den ganzen Krieg über bewohnt. Nach dem Krieg nahmen die Oblaten die Gemeindemissionen wieder auf. Dazu kam neben der Betreuung der Kapelle das Predigen von Exerzitien und Aushilfen in der Umgebung. Ein Pater war für die Seelsorge am Herz-Jesu-Heim in Kühr an der Mosel zuständig. Eine Zeit lang hatte auch die Redaktion für das Predigtwerk „Gottes Wort im Kirchenjahr“ ihren Sitz im Kloster auf dem Allerheiligenberg.

Anfang der 1960er- und zu Beginn der 1980er-Jahre fanden zwei größere Renovierungen in und an der Kapelle statt. Bis 1968 lag die Baulast bei den Oblaten, danach ging sie an die Pfarrei St. Barbara über, die immer schon Eigentümerin gewesen war. Ab 1983 sorgte der neu gegründete Förderkreis Allerheiligenberg durch vielfältige Maßnahmen dafür, dass die Kapelle und ihre Umgebung zu einem wahren Schmuckstück wurden.

Neues Kapitel für das Kloster

1995 gab es einen erneuten Einschnitt – die Jugendkommunität wurde gegründet. Drei junge Mitbrüder zogen ein, die sich der Jugend- und Berufungspastoral widmeten. Es wurde ein offenes Haus für viele, im Zentrum stand aber die Begleitung von jungen Menschen auf ihrem Lebensweg. Bereits sieben Jahre später fand das Haus wiederum eine neue Aufgabe. Es wurde zum Studienhaus (Scholastikat) der Priesteramtskandidaten der Oblaten.

Das Studium wurde an der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Pallottiner aufgenommen. Schon bald wurden auch Mitbrüder aus Afrika und Indien eingeladen, in der Studienkommunität mitzuleben und ihre theologischen Studien hier zu absolvieren. Nach zehn Jahren findet diese Aufgabe ihr Ende, da der Nachwuchsmangel eine Konzentrierung der Studienhäuser in der Kongregation erforderlich macht. Mit dem Weggang der Oblaten im Jahr 2012 endete eine 93-jährige Präsenz.

Eine Wohngemeinschaft hat mit dem Kauf des Klosters und der Eröffnung des „Pilgerstübchens“ ein neues Kapitel aufgeschlagen. Es werden diverse Workshops angeboten, auch können Seminarräume gebucht werden. Außerdem werden Zimmer in einem abgeschlossenen Gästebereich des ehemaligen Klosters vermietet. Dabei will man im Unterschied zu einem Hotel familiären Flair, den authentischen Kontakt zu anderen Gästen, aber auch zu den Mitbewohnern in der Wohngemeinschaft bieten. Dazu gehören auch Insidertipps, Events und Wissenswertes über die Region.

Details zum Kloster

Anreise und Parken: Das ehemalige Kloster Allerheiligenberg liegt im Stadtteil Niederlahnstein (Adresseingabe Navi: Am Allerheiligenberg 63) und ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur schwer zu erreichen. Parkplätze sind knapp, am besten am Friedhof in Niederlahnstein parken und weiter zu Fuß.

Öffnungszeiten: Das Außengelände des ehemaligen Klosters ist täglich zu besichtigen.

Einkehr: Das Café Pilgerstübchen ist samstags, sonntags und an Feiertagen ab 14 Uhr geöffnet. Käsekuchen, Obstkuchen und veganer Klosterkuchen werden angeboten genauso wie Kaffeespezialitäten. Es gibt auch Möglichkeiten zur Probe von ausgesuchten Bioweinen, genau wie für Geburtstags-, Familien- und Firmenfeiern. Weitere Infos gibt es im Internet unter der Adresse www.kloster-allerheiligenberg.com

Besonderheiten: Es können auch Seminarräume gebucht werden. So gibt es diverse Workshopangebote, zum Beispiel Yoga oder Mental-Coaching.

Kontaktdaten: Kloster Allerheiligenberg, Am Allerheiligenberg 63, 56112 Lahnstein, E-Mail marellativ@web.de, Tel. 0176/75075218.

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