Wurzeln reichen weit zurück
Tatsächlich belegt eine Urkunde aus dem Jahr 1224, dass damals hier eine Kirche oder Kapelle stand. Auch die Anfänge des Wallfahrtsortes Bornhofen reichen nachweislich bis in jene Zeit zurück. Der Bau der heutigen Wallfahrtskirche begann jedoch erst um das Jahr 1400 herum, anno 1435 war er fertiggestellt. Das Herzstück bildet das spätgotische, von einem unbekannten Künstler geschaffene Gnadenbild der schmerzhaften Muttergottes, die ihren toten Sohn auf dem Schoß trägt. Seinetwegen wurde Bornhofen zu einem der bedeutendsten Marienwallfahrtsorte Deutschlands: Bis vor dem Zweiten Weltkrieg führten jährlich mehr als 100 Prozessionen mit bis zu 50 000 Pilgern hierher, die sich in langen Fußmärschen oder mit dem Schiff über den Rhein auf den Weg machten. Denn, das ist ein echtes Alleinstellungsmerkmal: Bornhofen ist der einzige Wallfahrtsort in Deutschland und vermutlich einer von äußerst wenigen weltweit, die man auf dem Wasserweg erreichen kann.
Die 115 Zentimeter hohe Holzskulptur gab letztlich auch den Anstoß dafür, dass sich hier Orden ansiedelten. Weil im 17. Jahrhundert der Pfarrer von Kamp der steigenden Pilgerzahlen nicht mehr allein Herr werden konnte, kamen zunächst Franziskaner aus Boppard zur Aushilfe. Als auch das nicht mehr ausreichte, ließ der Kurfürst und Erzbischof von Trier in nur vier Jahren ein Kloster bauen, in das er Kapuzinermönche aus Wellmich berief. Mehr als 130 Jahre lang blieben die Kapuziner in Bornhofen, bis die Säkularisation um sich griff, dem Kloster der Abbruch drohte und das Gnadenbild nur dank des erbitterten Widerstands der Bevölkerung an Ort und Stelle blieb – gedeutet wurde dies als Zeichen des Himmels in unruhigen Zeiten.
Wechselvolle Geschichte
Und von denen gab es viele. So mussten die Redemptoristen, die die Pilger ab 1850 betreuten, nach 23 Jahren dem Kulturkampf weichen. Die Franziskaner der Thüringischen Ordensprovinz wiederum, die das Kloster Ende des 19. Jahrhunderts wiederbesiedelten, hatten unter den Nationalsozialisten zu leiden. Aber auch das überstanden sie, ebenso wie einen Brand, dem im Jahr 1949 der Dachstuhl der Wallfahrtskirche und das gesamte Obergeschoss des Klostergebäudes zum Opfer fiel – noch heute erinnert ein Holzkreuz an Brandmeister Hermann Doneth, der damals in den Flammen starb. Beim Wiederaufbau der Klosteranlage kam die Pilgerhalle dazu, in der unter anderem auch Konzerte und andere Veranstaltungen stattfinden.
Doch da keine Jüngeren nachkamen, wurden die Franziskaner aus Thüringen immer weniger – und übergaben das Kloster schließlich im Oktober 1998 an ihre Glaubensbrüder von der Krakauer Franziskanerprovinz Immaculata Conceptionis, die es bis heute betreiben. Von Anfang an mit dabei war Pater Eryk Kapala, der heutige Guardian des Klosters. Während seine drei Mit-Patres als Seelsorger in der Pfarrei Heilige Elisabeth von Schönau tätig sind, ist er für den Wallfahrtsort Bornhofen zuständig. Keine einfache Aufgabe, denn die Zeiten der großen Pilgerfahrten sind längst vorbei.
Pandemie brachte neue Ideen
Bis 2019, dem Jahr vor der Pandemie, seien zwar noch Wallfahrtsschiffe nach Bornhofen gekommen, erzählt Pater Eryk. Aber: „Die Zahlen waren auch damals schon stark rückläufig.“ Ein Grund zum Resignieren? Nicht für ihn: Um die Wallfahrtsstätte dennoch zu erhalten und die Menschen zu erreichen, organisiert er seit 2018 auf dem an die Pilgerhalle grenzenden Marienplatz eine Jahresausstellung, die den Besuchern auf ungewöhnliche Art und Weise christliche Inhalte näherbringt. „Mit der Bibel kann die jüngere Generation nicht mehr viel anfangen“, sagt Pater Eryk illusionslos. Deshalb knüpft er lieber an Dinge an, die jeder aus dem eigenen Alltag kennt, und holt die Menschen dort ab, wo sie gerade stehen.
2018 bei der Premiere war es das Wasser, das sich 2019 zu Wein wandelte, bevor 2020 der Apfel und ein Jahr später das Salz ins Zentrum des Interesses rückte. Das Konzept: Während eine Reihe von Bannern verschiedene nicht biblische, aber auch biblische Aspekte des Ausstellungsthemas beleuchtet, wird in der Mitte des Marienplatzes für konkrete Anschauung gesorgt – zurzeit geschieht dies mithilfe eines kleinen Olivenhains. Dazu kommen Meditationstexte, in die man wahlweise lesend oder über Kopfhörer eintauchen kann.
Keine Frage: Die während der Wallfahrtssaison von Anfang Mai bis Ende Oktober geöffnete Jahresausstellung gehört zu den größten Attraktionen, die das Kloster Bornhofen Besuchern zu bieten hat. Pro Saison kämen 10.000 bis 15.000 Menschen, unter ihnen viele Rheinsteig-Wanderer, an diesen Ort der inneren Einkehr, freut sich Pater Eryk. Das Kloster selbst, in dem die Franziskaner in Klausur leben, kann man nicht besichtigen. Aber natürlich ist es möglich, sich die Wallfahrtskirche anzuschauen, die neben dem Gnadenbild weitere Kunstschätze wie zum Beispiel einen Marmor-Hochaltar aus dem 18. Jahrhundert beherbergt. Und: Wer im Winter den Weg hierher findet, sollte auf keinen Fall Pater Eryks Adventsmeditationen verpassen, die er mithilfe moderner 3-D-Projektionen präsentiert – absolut sehenswert.
Details zum Kloster:
Anreise und Parken: Das Kloster Bornhofen befindet sich in Kamp-Bornhofen (Adresseingabe Navi: Kirchplatz 2). Parkplätze sind ausreichend vorhanden. Außerdem kann man Kamp-Bornhofen mit der Regionalbahn und der Fähre erreichen.
Öffnungszeiten: Die Jahresausstellung kann man während der Wallfahrtssaison täglich von circa 7 Uhr morgens (sonntags ab 8.30 Uhr) bis 20 Uhr besichtigen.
Einkehr: In direkter Nachbarschaft zum Kloster befinden sich mehrere Gastronomiebetriebe wie etwa das Kleine Wirtshaus, das Landhotel Becker, das Rheinhotel Wagner oder das Restaurant Klosterstube.
Besonderheiten: Im Kloster Bornhofen finden regelmäßig Veranstaltungen wie zum Beispiel Hochfeste, Patronatsfeste, Franziskusfeste und Konzerte statt.
Kontaktdaten: Telefon 06673/959780 und 959 78 10 (Pfarrbüro), Internet www.kloster-bornhofen.de