Kreis Ahrweiler – Seit meinem letzten Tagebuchbericht sind ja schon wieder einige Wochen vergangen. Doch ähnlich wie die Winzer bin auch ich nicht in der Hochsaison meines Weinköniginnenjahres, sodass ich zur Zeit keinen ganz so straffen Terminmarathon zu bewältigen habe. Nach meinem Besuch auf der grünen Woche konnte ich zuerst einmal durchatmen und die Planungen für die kommenden Wochen vornehmen.
Es blieb auch Zeit, endlich meine Wohnung in Geisenheim komplett auszuräumen und auf dem Rückweg die Weinbaumesse in Nieder-Olm zu besuchen. Dort waren die Reaktionen wirklich interessant: Denn in Jeans und mit Weinbergsschuhen brachte ich dort einige Besucher und Aussteller ins Grübeln und hörte oft: „Sind Sie es wirklich?“
Ende Januar war ich dann zu Gast beim Sinziger Spitzenkoch Jean Marie Dumaine. Unter dem Motto „Ahr trifft Pfalz“ durfte ich nach einem Grußwort und Berichten aus meinem Amt mitschlemmen und genießen. Doch am nächsten Morgen musste ich wieder früh aus dem Bett. Denn schon um 7 Uhr ging's mit dem Zug von Siegburg nach Freyburg an der Unstrut, wo ich zunächst am Weinbautag teilnahm.
Als Überraschungsgast dabei
Abends war ich dann Überraschungsgast bei den dortigen Feierlichkeiten, da der Weinbaupräsident nun schon 20 Jahre im Amt ist. Ihm gratulierte ich herzlich zu seinen Leistungen für das Anbaugebiet Saale-Unstrut. Nach diesem ersten Besuch in unserem nördlichsten Anbaugebiet bin ich schon neugierig auf die Region geworden und freue mich auf meinen Antrittsbesuch im Mai.
Nach einer langen Zugfahrt wieder in der Heimat angekommen, konnte ich dort einige Termine ganz privat und ohne Krone wahrnehmen, wie etwa die Eröffnung des Culinariums der Dagernova direkt in meiner Nachbarschaft. Außerdem besuchte ich den Ahr-Rotweintag in Dernau mit interessanten Fachvorträgen und einer fachlichen Weinprobe und die Winterparty unserer Junggesellen auf dem Krausberg. Am ersten Februarwochenende hatte ich sogar Zeit, den Geburtstag meiner Oma und meiner Schwester mit Freunden und Familie im Weingut zu feiern.
Am darauf folgenden Sonntag wurde es leider wieder einmal nichts mit dem Ausschlafen, denn schon um 8 Uhr traf ich mich mit meinen Schlahrvino-Jungs ganz privat in Bad Breisig. „Mit allen Sinnen auf dem Rhein“ konnten zahlreiche Gäste ein 9-Gang-Menü mit passenden Weinen genießen und unsere Weingüter kennenlernen. Auch wenn ich als Winzerin dabei war und nicht als Königin, überließen die Jungs mir die Moderation mit unserem Kräuterkoch Jean Marie.
Einen ganz besonderen Ausflug nach Zürich unternahm ich am 4. Februar: Trotz Schneesturm gut angekommen erwarteten mich ein Zeitungsinterview und ein Fotoshooting in eisiger Kälte. Abends wurde mein gesammeltes Weinwissen wirklich auf die Probe gestellt. Als Fachfrau geladen moderierte ich eine Weinprobe mit Weinen aus ganz Deutschland. Diese Gelegenheit nutzen die Gäste sehr intensiv, um mich mit oenologischen Fragen zu löchern.
Doch der Abend war sehr interessant, und bei so viel wissbegierigen Zuhörern bin ich mir sicher, dass deutsche Weine eine große Zukunft in der Schweiz haben werden. Eindrucksvoll war auch der nächste Tag, der mir ganz zur freien Verfügung stand. Nach dem Frühstück machte ich mich schon früh auf, um die Stadt zu erkunden. Trotz Regen und Schnee war ich begeistert von dieser Atmosphäre: Die gemütliche Altstadt mit kleinen Gässchen, die Bahnhofstraße mit Einkaufsmöglichkeiten, der Uetliberg mit einer wundervollen Aussicht auf die Stadt und die Berge und der Spaziergang am See. Ich war mir sicher: Zürich ist eine zweite Reise wert.
Als Gummibärchen zu Karneval
Nachdem ich zu Hause angekommen den Koffer mit Schweizer Käse und Schokolade ausgeräumt hatte, musste ich noch den letzten Feinschliff am Karnevalskostüm vornehmen. Denn am nächsten Tag feierte ich mit meinen Mädels als Gummibärchen verkleidet den Weiberdonnerstag im Ahrtal. Einen Tag später fuhr ich mit meinem Freund nach Mainz. Und trotz Karneval war ich offiziell mit Krone unterwegs. Die neue rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer hatte eingeladen zu einem Abendessen in der Staatskanzlei und dem anschließenden Besuch bei der Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“.
Im königlichen Outfit als Römerin verkleidet wurde ich schon beim Empfang auf dem roten Teppich interviewt. Danach haben wir viele Büttenreden und Auftritte bei der Show genossen. Dabei wurde mir schnell klar, dass ich an diesem Abend „Helau“ statt „Alaaf“ rufen musste und der Mainzer Karneval doch etwas anders ist als in meiner Heimat. Nach diesem lustigen Abend und einem Frühstück mit Frank-Walter Steinmeier waren wir samstags wieder zu Hause.
Bei „Äsele für Äsele“ in Dernau war ich besonders gerührt über den neuen Orden der Dernauer Jecken. Denn in diesem Jahr schmücken zwei Esel mit Krönchen und der Aufschrift: „Weinköniginnendorf Dernau“ den Anstecker. Nachdem ich somit ausgiebig Karneval gefeiert und die Zeit mit Freunden und Familie sehr genossen hatte, hat auch mich die Grippewelle erwischt. Doch da im Moment etwas Zeit ist, kann ich diese zum Ausruhen nutzen, um nächste Woche wieder meine Königinnentermine wahrzunehmen. Denn der Terminkalender füllt sich täglich, und ich stehe schon in den Startlöchern für eine aufregende Zeit. red