Und doch werden auch die größten Schwarzseher immer wieder überrascht von Dingen, die die Welt so noch nicht gesehen hat. Gerade die abseitigen Geschehnisse liefern Turnier für Turnier generationenübergreifenden Gesprächsstoff.
Oder wer hatte damit gerechnet, dass die Russen keinen Kapitän finden, wenn der etatmäßige Spielführer das Feld verlässt? So geschehen im letzten Gruppenspiel gegen Wales. Und wer hätte gedacht, dass deutsche Handarbeit französischer Hand- und Fußarbeit nicht standhält? So geschehen beim Spiel der Schweiz, als gleich sieben eidgenössische Trikots und ein Spielball aus Herzogenaurach'scher Fertigung zerbarsten. Nun kann man solche Randaspekte als blödsinniges Beiwerk abtun, doch insgesamt hilft es, so ein wochenlanges Fußball-Turnier eher heiter bis lustig denn bierernst bis bärbeißig zu betrachten.
In Erinnerung bleiben schließlich auch die kuriosen Geschichten: die Beißattacke des Uruguayers Luis Suarez gegen Giorgio Chiellinis italienische Schulter bei der WM 2014, die Mehrfachbestrafung des Kroaten Josip Simunic, der im WM-Vorrundenspiel 2006 gegen Australien gleich drei Gelbe Karten sah. Oder das Halbfinale der EM 1968 zwischen Italien und der Sowjetunion. Nach 120 torlosen Minuten entschied ein Münzwurf über den Sieger. Nach einem Probewurf – kein Witz -, der die Sowjets vorn sah, fiel das Los auf Italien. Und alle Trikots blieben heil.
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