Gut, die Iberer begeistern mit ihrem Fußball, während die Briten mit ihrem Spiel meistens langweilen. Doch all das sagt gar nichts aus über den Ausgang des Finals am Sonntagabend in Berlin. Hier steht wieder alles auf Null, die spanische Magie und der englische Minimalismus sind Makulatur.
Viele gönnen der „Furia Roja“ eher den Titel als den „Three Lions“, eben weil das Team von Trainer Gareth Southgate sich mehr schlecht als recht durch dieses Turnier gewurstelt zu haben scheint. Nach der Devise: Nie mehr tun als unbedingt nötig. Es ist aber auch eine große Qualität einer Fußball-Mannschaft, in entscheidenden Momenten großer Spiele Großes zu leisten.
Wie die Engländer eben. In Person von Jude Bellingham mit seinem Ausgleichsfallrückzieher in der Nachspielzeit des Achtelfinals gegen die Slowakei, der den Sieg in der Verlängerung erst möglich machte. In Person von Bukayo Saka mit seinem späten 1:1 im Viertelfinale gegen die Schweiz und dem daraus resultierenden Erfolg im Elfmeterschießen. Und in Person von Ollie Watkins, der in der allerletzten Minute des Halbfinals gegen die Niederlande den Siegtreffer erzielte.
Nun gibt es zahlreiche Prognosen, die den biederen Engländern keine großen Chancen einräumen gegen die kreativen Spanier. Allein aufgrund der bisher gezeigten Turnierleistungen. Doch solche Quervergleiche ergeben im Sport keinen Sinn, wie die Erfahrung zeigt. Tagesform, Spielglück und weitere Faktoren wie mittlerweile auch der unberechenbare Videobeweis nehmen stets großen Einfluss auf den Ausgang einer Partie, so auch eines Finals, in dem ohnehin meist Kleinigkeiten entscheiden. Insofern kann am Sonntag der Minimalismus über die Magie triumphieren – auch wenn es viele lieber andersherum sehen würden.