Der Koblenzer CDU-Politiker Michael Fuchs ist überraschend gestorben - Über die Parteigrenzen hinweg wurde er geschätzt
Heimatverbundener Kosmopolit: Koblenzer CDU-Politiker Michael Fuchs ist überraschend gestorben
Michael Fuchs war einer der renommiertesten Wirtschaftspolitiker der CDU und sowohl in der Kommunal- und als auch in der Bundespolitik äußerst präsent. Er war von 1990 bis 2006 Mitglied des Koblenzer Stadtrates und von 2002 bis 2017 Abgeordneter des Bundestages.
Karlheinz Schindler/dpa

Er war einer, an dem man sich reiben konnte. Das hielt er aus – und blieb im Wesentlichen bei seinen Standpunkten: Michael Fuchs, CDU-Urgestein und 15 Jahre Bundestagsabgeordneter, ist am ersten Weihnachtsfeiertag im Alter von 73 Jahren gestorben. Er hinterlässt eine Frau und zwei Töchter. Über die Parteigrenzen hinweg löst sein Tod Trauer aus.

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Fuchs war ein Netzwerker, wie sein Werdegang anschaulich belegt: Nach dem Abitur 1967 studierte er zunächst in Erlangen und später in Bonn Pharmazie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität. Im Jahr 1973 erfolgte die Approbation zum Apotheker und 1976 seine Promotion zum Dr. rer. nat. an der Universität Bonn. Sein Thema: die Pregnandiol-Glucuronyltransferase der Rattenleber, ihre Multiplizität und Altersabhängigkeit. Ein Jahr später eröffnete er mit seiner Ehefrau eine Apotheke in Koblenz.

1980 gründete Fuchs zudem das Unternehmen Impex Electronics und 1984 dessen Tochterfirma in Hongkong, die Impex S.E.L. Die Impex fusionierte 1999 mit der niederländischen Firma Mid-Ocean. Der äußert rege Geschäftsmann, der auch ins Visier der Internetplattform Abgeordnetenwatch geriet, war außerdem beteiligt an der Fuchs Holding GmbH, der Fuchs Immobilienverwaltungs GmbH & Co. KG und der Grundstücksverwaltung GmbH in Koblenz.

1986 wurde Fuchs Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes Großhandel Rheinland-Pfalz und des Landesverbandes Groß- und Außenhandel Rheinland-Pfalz. 1987 wurde er zum Vorsitzenden des Bundesverbandes Junger Unternehmer gewählt und gehörte ab 1992 dem Präsidium der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände an.

Damit nicht genug: Seit 1992 war Fuchs einige Zeit Vizepräsident der europäischen Handelsorganisation (Fewita) sowie seit 1995 Vorstandsmitglied des Asien-Pazifik-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft und Mitglied des Außenwirtschaftsbeirats beim Bundesministerium für Wirtschaft. 1997 wurde er außerdem Vorsitzender des Taiwan-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft. Des Weiteren war Fuchs im sogenannten Executive Committee der 1973 von David Rockefeller gegründeten Trilateralen Kommission tätig.

SPD-Politiker Oppermann verpasste ihm den Namen „Atom-Fuchs“

Fuchs vertrat wortgewaltig und streitbar klare ordnungspolitische Standpunkte. Nicht nur dies verband ihn mit dem früheren Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP). Er war ein Politiker, der Prinzipien nicht schnell über Bord warf, wenn er damit etwa in der Energiepolitik polarisierte, sich gegen den Ausbau der erneuerbaren Energien aussprach und sich vom verstorbenen SPD-Politiker Thomas Oppermann den Beinamen „Atom-Fuchs“ einhandelte.

Der international vernetzte Fuchs setzte sich auch immer wieder für die Heimatstadt Koblenz ein – etwa bei Verteidigungsministern, damit das direkt am Rheinufer gelegene Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr, das ehemalige BWB, sich komplett vom Rhein zurückziehen sollte, um für ein Hotel Platz zu machen. Als es 2013 in Phnom Penh um ein Unesco-Votum für die Koblenzer Seilbahn ging, schaltete er hinter den Kulissen auch die damalige Kanzlerin Angela Merkel und deren außenpolitischen Berater Christoph Heusgen ein.

Im Juli 2014 forderte Fuchs, Russland die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 wegzunehmen und eine Neuvergabe vorzunehmen. Die Folge: Im Mai 2015 wurde er von der Russischen Föderation prompt mit einem Einreiseverbot belegt. Seit seinem Abschied aus dem Bundestag im Jahr 2017 verlegte er seinen Lebensraum von Koblenz immer mehr nach Venedig.

Parteikollegin Julia Klöckner, wirtschaftspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, sagte über ihn: „Michael Fuchs war beides, ein Mann mit großem Verstand und großem Herzen. Er war ein Mann der Praxis. Er kam aus der Wirtschaft und entschied sich in der zweiten Hälfte seines Lebens für die Politik, und das hat der politischen Praxis mehr als gut getan, denn der Standort Deutschland mit seinen Arbeitsplätzen lag ihm besonders am Herzen.“ Er habe die Geselligkeit geschätzt, die verbindliche Freundschaft, den streitbaren Austausch mit Argumenten, aber immer mit Anstand. „Für seinen Wahlkreis Koblenz und seine Heimat setzte er sich nicht nur regional ein. Er war Heimatmensch und zugleich Kosmopolit. Ein harter Arbeiter, aber genießen konnte er auch: Er liebte den Wein von Mosel und Mittelrhein genauso wie die schweren italienischen Tropfen. Es machte Freude, mit ihm beim Essen zu sitzen und zu philosophieren.“

Julian Reichelt würdigt ihn als „Legende des politischen Berlins“

Thomas Gerster, Vorsitzender des Mainzer CDU-Kreisverbands, erklärte: „Michael Fuchs war ein Volksvertreter im besten Sinne.“ Julian Reichelt, der frühere Chefredakteur der „Bild“-Zeitung, der jetzt einen YouTube-Kanal betreibt, schrieb bei Twitter: „Eine Legende des politischen Berlins ist gegangen. Danke für die Unterstützung in den vergangenen Monaten, lieber Michael Fuchs.“

Die CDU Koblenz würdigte Fuchs als „prägende Persönlichkeit“. Die CDU habe mit ihm einen ihrer renommiertesten Wirtschaftspolitiker verloren, erklärte der Bundestagsabgeordnete Josef Oster und betonte: „Trotz seines großen und vielfältigen bundes- und wirtschaftspolitischen Engagements blieb Michael Fuchs seiner Heimatstadt Koblenz immer besonders verbunden. Dem Koblenzer Stadtrat und der CDU-Stadtratsfraktion gehörte er von 1990 bis 2006 an.“ Der CDU-Politiker wurde im Übrigen auch stets als direkt gewählter Abgeordneter des Bundestagswahlkreises Koblenz in den Bundestag gewählt. Das gelingt nicht vielen Politikern.

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