Koblenz/Region
Händler fordern: Keine Extrawurst für das FOC

Die Baustelle in Montabaur zeigt es: Das FOC kommt. Foto: Sascha Ditscher

Sascha Ditscher

Koblenz/Region - Die Pläne für das Factory Outlet Center (FOC) in Montabaur werden in der gesamten Region mit viel Skepsis beobachtet. Im Frühjahr 2015 soll es fertig gestellt sein und den Betrieb aufnehmen - daran wird wohl aller Protest des Einzelhandels nichts ändern.

Aber mit der Idee, dass dort zwölf verkaufsoffene Sonntage angeboten werden könnten, will man sich nicht abfinden. Der Protest läuft – und es schließen sich immer mehr Städte an.

„Es sind fast alle in der Region im Boot“, freut sich Christoph Krepele Vorsitzender des Stadtforums „Alle lieben Koblenz“. Gemeinsam mit Kollegen aus Neuwied und Andernach hatten sich die Koblenzer mit einem Schreiben an Ministerpräsidentin Malu Dreyer gewandt. Ihr Ziel: eine Extrawurst für das FOC bei der Sonntagsfrage zu verhindern (die RZ berichtete). Für sie ist es nicht nachvollziehbar, warum für Städte ein Limit von vier Sonntagen gilt, das FOC aber an zwölf öffnen will – und eventuell auch darf. „Es ist doch klar, dass dort Kaufkraft von denen abgeschöpft wird, die nicht öffnen dürfen“, betont Krepele gegenüber der RZ.

Staatskanzlei will in Ruhe prüfen

In einem ersten Antwortschreiben, das der RZ vorliegt, gab man sich in der Staatskanzlei abwartend. Man will in Mainz prüfen, ob die Voraussetzungen für eine Abweichung von der Sonntagsregelung für das FOC möglich. Aber erst, wenn zum einen ein vollständiger Antrag durch die Verbandsgemeinde Montabaur vorliegt, zum anderen die Stellungnahmen der zuständigen Kreisverwaltung des Westerwaldkreises sowie der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion. Der Antrag zumindest liegt jetzt in Mainz vor, so Krepele.

Seit dem ersten Schreiben ist der Protest weiter gewachsen. Mülheim-Kärlich, Mayen und Lahnstein schlossen sich an. Und auch in Limburg formiert sich der Widerstand gegen die Pläne. Und ein zweiter Brief ging auch bereits an die Landeschefin. Darin fordern die Werbegemeinschaften aus Koblenz, Mülheim-Kärlich, Andernach, Lahnstein und Neuwied noch einmal nachdrücklich, dass die Sonntagsregelung für alle Handelsstandorte und Handelsbetreiber gleichermaßen gelten müsse.

„Es geht uns ja um den Erhalt und die Stärkung lebensfähiger Innenstädte mit funktionierenden wirtschaftlichen und sozialen Strukturen“, heißt es in dem Schreiben. Mittelständische Unternehmen, die dabei tragende Kräfte sind, gelte es eher zu schützen, als ausländische Investoren und Betreibergesellschaften, die ganz eigene Ziele verfolgen und in Deutschland kaum Steuern zahlen. Man fürchte nicht den Wettbewerb, aber die Landesregierung müsse für „Waffengleichheit“ sorgen, dürfe keinen einseitigen Wettbewerbsvorteile schaffen.

Die Unterzeichner weisen Malu Dreyer auch noch mal darauf hin, dass hinter der gemeinsamen Initiative aus den sechs Städten der Zusammenschluss von etwa 600 mittelständischen, aber auch konzerngeführten Handelsunternehmen steht. Man bitte dringend darum, sich der Sache anzunehmen und die Protestler im Sinne der Städte der Region zu unterstützen.

Krepele: Outlets drängen zu uns

Eine Antwort aus Mainz auf das neue Schreiben liegt noch nicht vor. Auch nicht auf die nachdrückliche Bitte um ein gemeinsames Gespräch in der Staatskanzlei. Dieses wünschen sich die Händler, um für die Problematik zu sensibilisieren, betont Christoph Krepele. „Es geraten soziale Strukturen in den Innenstädten in Gefahr“, ist er überzeugt. Für ihn ist das FOC eine Tod bringende Einrichtung, ein reiner Absatzkanal der Industrie. Lange sei die Politik in Deutschland, im Gegensatz zum Ausland, restriktiv damit umgegangen. Im Ausland lasse die Begeisterung für die Outlets nach, jetzt drängen sie nach Deutschland.

Der Chef von „Alle lieben Koblenz“ ist überzeugt, dass sich die Hoffnungen, die man sich in Montabaur mache, nicht erfüllen werden. Das FOC werde der Innenstadt von Montabaur nicht nützen, im Gegenteil. Aber nun lasse sich das Outlet Center nicht mehr verhindern. Man werde wohl damit leben müssen. Aber mit einer ungerechten Vorzugsbehandlung – damit will Krepele nicht leben, dagegen will er kämpfen. So wie eine breite Phalanx der Händler der gesamten Region auch.

Von unserem Redakteur Ingo Schneider

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