Zum Duell der beiden wohl besten Mannschaften des bisherigen Turnierverlaufs. Zum Aufeinandertreffen der beiden dreimaligen Europameister. Zum vorläufigen Höhepunkt des Heimturniers, möchte man meinen: Deutschland gegen Spanien – das kann doch nur ein tolles Spiel werden. Aber oft kommt es im Fußball, frei nach Wilhelm Busch, erstens anders und zweitens als man denkt.
Denn was nutzen einem all die Vergleiche und Gegenüberstellungen in punkto Taktik, Technik und Teamgefüge, wenn nachher doch das Glück und der Zufall ihre Füße im Spiel haben? Häufig entscheiden Millimeter und Millisekunden über Tränen und Triumphe, wie der vermeintliche Videobeweis beim deutschen Achtelfinale gegen Dänemark wieder gezeigt hat. Ein Stellungsfehler hier, ein Pfostenschuss dort – und schon können alle Matchpläne und Laufweganalysen für die Tonne sein. Nicht erst das Achtelfinale der hoch gehandelten Österreicher gegen die hoch emotionalen Türken hat alle Prognosen aus den Angeln gehoben, durch ein frühes Standardtor der Kicker vom Bosporus.
Auch und sogar ziemlich oft entscheiden die Unwägbarkeiten des Fußballs, zu denen selbstverständlich Glück auf der einen und Pech auf der anderen Seite zählen, über Sieg und Niederlage. Gerade in K.o.-Spielen, in denen es wegen ihrer Endgültigkeit nur Gewinner und Verlierer geben kann. Sollten also am Freitag die hoch gelobten spanischen Jungstars Nico Williams und Lamine Yamal einen schlechten Abend erwischen, oder sollte der deutsche Dirigent Toni Kroos mit einem Schuss nur die Latte anstatt ins Tor treffen, so kann dies kein Matchplan dieser Fußball-Welt vorhergesehen haben. Dann ist das der Lauf der Dinge in einem vielversprechenden EM-Spiel – zu dem jetzt wirklich alles gesagt und geschrieben ist.