Koblenz
Gartenfreunde bangen um ihre Lauben

Vandalismus mit teuren Folgen: Der Verein Gartenfreunde Sonnenland wurde mehrfach von Einbrechern heimgesucht. Für Franz Simon, Hans Folsche und Alexander Sokalski (von links) ist es eine wichtige Aufgabe, das Leben für Einbrecher so schwer wie möglich zu machen. Die Schäden an den Objekten sind dabei teurer als der Schaden durch Diebesgut. Nach einem Einbruch ins Vereinsheim lagen Dokumente überall im Innern des Raumes verteilt, es fehlten Kleinigkeiten.

Reinhard Kallenbach

Koblenz. Schmucke Lauben, liebevoll gepflegte Parzellen: Die Kleingartenanlage Sonnenland im Koblenzer Stadtteil Lützel ist so etwas wie eine "grüne Stadt" in der Stadt. Doch Einbrecher trüben die Idylle. Die von ihnen angerichteten Schäden sind beträchtlich.

Lesezeit 3 Minuten

Vandalismus mit teuren Folgen: Der Verein Gartenfreunde Sonnenland wurde mehrfach von Einbrechern heimgesucht. Für Franz Simon, Hans Folsche und Alexander Sokalski (von links) ist es eine wichtige Aufgabe, das Leben für Einbrecher so schwer wie möglich zu machen. Die Schäden an den Objekten sind dabei teurer als der Schaden durch Diebesgut. Nach einem Einbruch ins Vereinsheim lagen Dokumente überall im Innern des Raumes verteilt, es fehlten Kleinigkeiten.

Reinhard Kallenbach

Der Vorstand des Betreibervereins, die Gartenfreunde Sonnenland, geht deshalb in die Offensive und arbeitet eng mit der Polizei zusammen. Im Interview erinnern Vorsitzender Alexander Sokalski, Geschäftsführer Hans Folsche und der Zweite Stellvertretende Vorsitzende Franz Simon an wenig erfreuliche Wochen und die Konsequenzen, die sie daraus gezogen haben.

Sie wurden in den vergangenen Monaten regelrecht mit Einbrüchen überzogen …

Alexander Sokalski: Richtig. Zwischen März und Juni gab es insgesamt acht Einbruchsserien. Dabei wurden insgesamt 80 Lauben aufgebrochen. Einige Pächter hat es zwei bis drei Mal getroffen.

Hans Folsche: Ich bin jetzt seit 22 Jahren mit dabei. So etwas hatte ich zuvor noch nicht erlebt. Und auch in unserer langen Vereinsgeschichte, die bis 1954 zurückreicht, gab es nichts Vergleichbares. Sicherlich: Vereinzelt wurden schon einmal Lauben aufgebrochen. Die jetzigen Dimensionen sind allerdings völlig neu.

Die Einbrecher haben dabei wohl den Schutz der Dunkelheit genutzt.

Franz Simon: Ja. Die Einbrecher kamen vor allem an Tagen mit schlechtem Wetter und dann nach Einbruch der Dunkelheit – also immer dann, wenn sie sich sicher waren, dass keiner in der Anlage war.

Warum trifft es gerade die Kleingartenanlage Sonnenland so häufig?

Hans Folsche: Das Sonnenland ist mit 260 Parzellen und etwa 400 Mitglieder die größte Kleingartenanlage die Stadt. Wir sprechen über ein Gelände von 10 Hektar. Die anderen Anlagen in Koblenz sind deutlich kleiner und überschaubarer. Einbrecher denken wohl, dass für sie dort das Risiko höher ist.

Wenn Sie das wissen: Warum haben Sie nicht besser abgesichert?

Franz Simon: Türen und Fenster waren meist gut gesichert. Und unser Vereinsheim hatte zusätzliche Riegel. Da waren Profis am Werk. Amateure können das nicht so einfach aufbrechen.

Alexander Sokalski: Wir haben nach jedem Einbruch nachgerüstet. So wurde der Zugang zu unserem Vereinsheim zusätzlich gesichert – zum Beispiel mit einem Panzerriegel.

Wissen Sie etwas über die Täter?

Hans Folsche: Einmal ist es gelungen, zwei Täter zu fotografieren. Sie waren jedoch in Kapuzen gehüllt. Außerdem hatten Sie Handschuhe an, sodass die Polizei keine Fingerabdrücke sichern konnte.

Nimmt die Polizei Sie überhaupt ernst?

Alexander Sokalski: Sehr sogar. Wir können uns über die Polizei nicht beschweren. Die Zusammenarbeit war und ist wirklich hervorragend. Auch wurden die Streifen verstärkt. Wenn man die Mannstunden der letzten Monate zusammenrechnet, kommt man auf 2000 Stunden. Wir hoffen, dass diese starke Präsenz potenzielle Einbrecher künftig abschreckt.

Franz Simon: Außerdem hat uns die Polizei ins Präsidium zu einem Seminar eingeladen. 100 Mitglieder haben das Angebot angenommen.

Welche Konsequenzen haben Sie daraus gezogen?

Hans Folsche: Wir haben technisch massiv aufgerüstet und werden uns auch künftig auf dem Laufenden halten. Ich denke, Sie verstehen, dass ich dabei nicht ins Detail gehen möchte. Deshalb nur so viel: Wir haben Bewegungsmelder, Lichtschranken und Überwachungssysteme installiert. Wir halten uns ganz an die Empfehlungen der Polizei, zumal wir auch von einem Mitgliederwachdienst wenig halten. Unsere Pächter sind in der Regel schon etwas älter, was in der Natur der Sache liegt. Den Spaß am eigenen Garten entdecken die meisten Menschen erst, wenn sie beruflich kürzertreten können.

Lohnt sich der Aufwand überhaupt? Es sind doch nur Lauben.

Alexander Sokalski: Da irren Sie sich. Die Lauben sind massiv, sie und die Gärten sind in weiten Teilen aufwendig gestaltet. Deswegen gehen die Schäden in die Tausende. Das tut richtig weh. Der Wert des Diebesguts ist dagegen überschaubar.

Franz Simon: Zunächst haben die Diebe Werkzeug und Kleingeräte mitgehen lassen. Danach war es Kleidung, und später wurden Tiefkühltruhen und Kühlschränke ausgeräumt. In keinem Fall stand der Wert des Diebesguts im Verhältnis zu den angerichteten Schäden.

Einige Pächter waren so getroffen, dass sie sogar aufgeben wollten.

Hans Folsche: Das haben einige Mitglieder wirklich in Erwägung gezogen. Aber aufgegeben hat glücklicherweise nur ein Pächter, der besonders betroffen war. In seiner Laube war gleich zwei Mal eingebrochen worden. Und als der Nachfolger die Parzelle übernahm, wurde auch er direkt von Einbrechern heimgesucht. So etwas ist doch frustrierend.

Wie haben Sie die Weichen für die Zukunft gestellt?

Alexander Sokalski: Wir werden uns technisch immer weiter verbessern. An Einbrecher haben wir eine Botschaft: Das Risiko, erwischt zu werden, ist für sie laufend steigend. Nicht nur, weil wir besser geworden sind, sondern auch die volle Unterstützung der Polizei haben. Und dafür sind wir wirklich sehr dankbar.

Das Gespräch führte Reinhard Kallenbach

Top-News aus der Region